Mit Auftritten von Daniela Mercury, den Yellowjackets und den Punch Brothers ging gestern Abend das Tel Aviv White City Music Festival zu Ende. Eine Programmierung, die einiges über das eklektizistische Konzept des neu gegründeten Festivals aussagt: Berührungsängste zwischen avanciertem Jazz und anderen Musikstilen gab es nicht.
Im Areal der ehemaligen Flugzeugwartungshalle Hangar 11 im Hafen von Tel Aviv versammelt sich in lauen Nächten eine bunte Szene aus Discogängern, Kinobesuchern, modebewussten Shoppern, Joggern, Familien und Strandflaneuren. Kein typisches Jazzpublikum also, dennoch trafen hier Musiker wie Renaud Garcia Fons, Danilo Pérez, Regina Carter oder Courtney Pine auf ein aufmerksames bis begeistertes Publikum. Ihre Konzerte waren eingebettet in so verschiedene Konzepte wie das des Liedermachers Goran Bregovic, der Bassistin und Sängerin Meshell Ndegeocello, der indischen Folkgruppe Rajasthan Josh Group oder auch der Londoner Rockgruppe OI VA VOI, die mit Solisten des Nazareth Arab Orchestra kooperierte. Anders als bei Festivals üblich, spielten einige der Künstler ihre Sets wie im Clubbetrieb an mehreren Abenden.
Im Zentrum der White City Nights standen vier Aufritte von und mit Bobby McFerrin unter dem Titel „Bobby McFerrin meets Israel“. Was sich zunächst wie ein Werbeslogan cleverer Festivalmacher anhörte, entpuppte sich als eine Serie von höchst interessanten musikalischen Begegnungen, in deren Verlauf deutlich wurde, das McFerrin mit seinen 62 Jahren nichts von seiner Spontaneität und Spielfreude verloren hat. Seine mehrere Oktaven umspannende Stimme, deren Tongebung ihn unter allen Jazz-Sängern sofort identifizierbar macht, klingt besser denn je.
Wenn er etwa mit der israelischen Sängerin Victoria Hanna oder dem israelischen Pianisten Idan Raichel auf musikalische Reisen ging, dann war das Kulturaustausch wie er aufregender nicht sein kann. 16 Jahre war McFerrin nicht mehr in Israel gewesen, das erklärte die Anziehungskraft, die seine Konzerte aufs Publikum ausübten: Der Saal war ausverkauft und lange Schlangen bildeten sich vor der Bühne bei den ins Konzert integrierten Duetten McFerrins mit enthusiasmierten Konzertbesuchern. Größere Peinlichkeiten vermied der Sänger durch seine straffe Führung durch diese Einlagen und überraschenderweise gelang es ihm sogar, in der einen oder anderen dieser Mitsing-Nummern berührende Momente entstehen zu lassen.
Berühren konnten aber auch Courtney Pine mit seinem furios aufspielenden Quartett oder die Bassistin Meshell Ndegeocello mit ihren Pop-Soul-Jazz -Art Rock-Songs. Die gelungene Premiere des Tel Aviv White City Festival lässt auf eine nächste Ausgabe 2013 hoffen.