(nmz) – „Lass uns ein kleines Festival machen, mit ein paar Konzerten von Freunden.“ Was einst das Aldeburgh Festival in Gang gesetzt hatte, bleibt wirksam. Dies die wichtigste Botschaft der „Britten Days“, eines (mehrheitlich) laienmusizierten Mini-Festivals in einer Kölner Vorstadtgemeinde.
Eigentlich hatte Thomas Gebhardt keine andere Wahl. Im Prinzip hatte er ja tatsächlich nichts anderes an und in der Hand als was schon Britten-Freund Peter Pears im Vorfeld des ersten Aldeburgh Festivals denkbar präzise so umrissen hatte: „a few concerts given by friends“. Will sagen, wenn die Umstände schwierig sind, wenn die institutionalisierte Öffentlichkeit erst gewonnen werden muss oder wenn sie sich gerade zurückgezogen hat oder sich gerade zurückzieht und, wie die Lokalpresse, provinziell-snobistische Distanz bewahrt, ist es (was auch sonst) der Idealismus, der als Triebmittel und Erfolgsrezept herhalten muss. Eben dies: „ein paar Konzerte von Freunden“.
Begeisterte Basis
Letztere hat der Musiklehrer am Kölner Ursulinengymnasium und Chorleiter gottlob zahlreiche. Sein Collegium Cantorum Köln sowieso. Auf Leidenschaft und Leidensbereitschaft des von ihm mitgegründeten Kammerchores konnte er zählen. Ebenso auf die Chorgemeinschaft (man beachte das Präfix) an St. Bernhard. Als Gebhardts Kantorstelle 2007 einer Sparmaßnahme zum Opfer fällt, ist es der Chor, der ihm die Treue hält. Echte Fründe ston zesamme! sagt der Kölner Volksmund. Und treu, das ist man eben auch in Köln-Longerich, das ansonsten, was die Musike angeht, von Spielmannszug und Karnevalsschlager lebt. Es sei denn, es kommt einer und kann begeistern. Wie Gebhardt, der seinen CCK und eben auch seine katholischen Choristen von Benjamin Britten überzeugt hat. Und die benachbarte evangelische Gemeinde davon, ihm für die Britten Days die Immanuel-Kirche aufzuschließen. Wird gemacht! Auch wenn, wie am Rande zu hören war, die Kirchgemeinde, obzwar mit Kammerorchester ausgestattet, ihrer Kantorei gerade den K.W.-Vermerk verpasst hatte. Kann wegfallen! So ist das Leben. Die Kantorei ist weg, dafür steht über der Kirche jetzt das schöne Schild „Konzertkirche“.
Strahlender Überbau
Was Gebhardt weniger irritiert als animiert hat. Allen Kirchenkaffe-Schwerkräften zum Trotz, haben seine Britten Days mächtig Aufwind unter den Flügeln gespürt. Nur, wie geht das genau? Ohne Star-Aufgebot, ohne Riesen-Budget über vier Tage einem Komponisten zum Hundertjährigen huldigen, alt und jung, groß und klein daran beteiligen und sogar noch achtbare musikalische Ergebnisse einfahren? Eben so und nur so: Mit Freunden! Nur so können vier vollgepackte, mehrheitlich laienmusizierte Britten-Tage in der rheinischen Britten-Diaspora zum Erfolg werden. Wofür andererseits aber auch die Kontakte von der Kölner Provinz bis ins Mekka Aldeburgh Music hineinreichen müssen.
Im Ergebnis haben sie den Britten Days zu Köln-Longerich entscheidende Stützen beschert, worunter besonders der junge, an der Schwelle zu einer Karriere stehende Tenor Alexander Aldren gefiel. An einer strahlend musizierten Cantata misericordium op. 69 hatten ein (professionelles) Polygon Ensemble, hatten der Pregardien-Schüler Michael Dahmen, vor allem aber der gerade einmal seit drei Jahren im Gesangsstudium stehende, in Köln umschwärmte Blondschopf entscheidenden Anteil. Maestro B.B., sure e’nough, hätte sich gefreut.