Von den verstörenden, aggressiven Kehrseiten der Musik handelt Michaela Friedrichs Sendung, mit denen die Musikfeatures des Bayerischen Rundfunks in den August starten. Des Weiteren werden erwartet: Amateurpianisten mit Wettbewerbsambitionen, Jungkomponisten in der Ausbildung und ein Mondhund.
9. August 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
Cäcilias klingender Schrecken – Musik und Gewalt
Eine Collage aus musikalischen und literarischen Zitaten
Von Michaela Friedrich
"Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein", schrieb 1909 Filippo Tommaso Marinetti in seinem Manifest des Futurismus. Der für den Futurismus charakteristische Wille zur Provokation bis hin zur Verherrlichung von Krieg und Gewalt äußerte sich musikalisch in der vollständigen Abkehr vom Schönklang und einer Hinwendung zu Geräusch und Lärm. Luigi Russolo, der prominenteste Vertreter des musikalischen Futurismus, baute dafür sogar neue Instrumente zur Geräuscherzeugung. Doch schon vor Russolo und erst recht nach ihm wurde und wird Musik gemacht, die verstört, ja schockiert und vom Hörer als gewaltsam erfahren wird. Solche Werke widerlegen das Klischee von der bloß harmonisierenden, friedvollen Wirkung der Musik. In seiner Legende „Die Heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“, worin vier junge Männer nach dem Beisein einer von der heiligen Cäcilie dirigierten Messe dem Wahnsinn verfallen, spricht Heinrich von Kleist sogar vom „Schrecken der Tonkunst“. In Michaela Fridrichs musikliterarischer Collage über Musik und Gewalt werden neben Kleist auch Texte weiterer Autoren, wie z. B. Theodor W. Adorno und Slavoj Žižek, Klangbeispiele aus unterschiedlichen Epochen gegenüber gestellt.
16. August 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
„Ich habe mein Klavier geheiratet“
Die Welt der Amateurpianisten
Von Rainer Schildberger
Es geht um eine Leidenschaft. Eine Passion in schwarz und weiß: Das Klavierspielen. Viele von uns haben einmal Klavier gespielt, tun es vielleicht noch heute ab und zu. Manche haben sich in jungen Jahren regelrecht in das Instrument verbissen. Träumten gar von einer Musikerkarriere und sind dann doch Anwalt, Ingenieur oder Hausfrau geworden. Doch losgelassen hat sie das Klavier nie. Sie sind Amateure geblieben, übersetzt: Liebhaber. Doch wie lässt sich diese Leidenschaft im Alltag überhaupt ausleben mit Beruf, Familie und mitunter schwierigen Nachbarn. Und wie ist das in den kostbaren Übungsstunden allein am Klavier, wenn aus dem Ingenieur für kurze Zeit ein Romantiker wird?
In den USA und Frankreich haben Klavierwettbewerbe für Amateure bereits Tradition. In Deutschland findet ein solcher seit 2006 alle zwei Jahre statt. Für die Amateure, die zum Teil noch nie auf einer Bühne gestanden haben, die größte Herausforderung, die wichtigsten Minuten des Jahres. Dabeisein ist alles. Featureautor Rainer Schildberger hat einige Kandidaten begleitet.
23. August 2009
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
Gute Noten, schlechte Noten?
Junge Komponisten in der Ausbildung
Von Torsten Möller
Es gibt Ausbildungen, die nicht gerade im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Und es gibt solche, die Eltern Sorgen bereiten. Entschliesst sich ein Kind zum Studium der Komposition, sind die Aussichten mehr als vage: hohes Einkommen ist in einer so randständigen Disziplin nicht zu erwarten, meist nicht einmal ein geringes regelmässiges Gehalt. Was verleitet junge Menschen also zum Studium der Komposition? Pure Selbstverwirklichung?
Geld sollte nicht alles erklären. Und offensichtlich ist es vielen jungen Tonsetzern auch nicht ganz so wichtig. Eifrig wird Komposition studiert, vor allem in Deutschland, aber auch anderswo. Was junge Komponisten im Laufe ihrer Ausbildung lernen, womit sie sich befassen, welche Rolle das Handwerk heute noch spielt – unter anderem mit solchen Fragen befasst sich Torsten Möller in seinem Feature. Gespräche führte er mit vielen Studenten verschiedener Semester, aber auch mit Komponisten-Professoren wie Isabel Mundry (Zürich), Dieter Mack (Lübeck) und Jan Müller-Wieland (München).
Bayern 2, 20.05-21.00 Uhr
30. August 2009
Moondog – The Musician´s Musician Soundclash
A Listening-Amalgamut
Von Robert Ohm und Jens Strüver
Moondog, mit bürgerlichem Namen Louis Thomas Hardin, geboren 1916, erblindet 1932, gestorben 1999, war ein musikalischer Außenseiter zwischen Populärmusik und Avantgarde. Seine Musik von den 1950er bis in die 1990er Jahre hinein steht meist im Kontrast zu den Strömungen seiner Zeit. Und dennoch war und ist Moondog ein „Musician´s Musician“, einer, dem gerade die Musiker mit großer Hingabe zuhörten. Zu seinen Förderern und Bewunderern zählten so unterschiedliche Künstler wie Igor Strawinsky, Charlie Parker oder Leonard Bernstein, Janis Joplin, Motorpsycho oder Mr. Scruff.
Jetzt, zehn Jahre nach seinem Tod, hat seine Musik an Aktualität eher gewonnen als verloren. In einer durch Computer und omnipräsente Medien beschleunigten Zeit bietet Moondogs Werk mit seinen einfachen Strukturen und seiner authentischen Klangästhetik umsomehr einen entschleunigten Rückzugsraum, liefert uns vielleicht einen Teil des "Soundtracks" unserer Zeit. Robert Ohm und Jens Strüver nähern sich dem „Phänomen“ Moondog mit einer Klangcollage, deren Spannung sich aus dem Kontrast zwischen Moondogs Musik und der seiner Zeitgenossen über die Jahrzehnte hinweg speist.