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Unter dem Titel „One Day in Life“ finden an einem Wochenende im Mai 2016 innerhalb von 24 Stunden 75 Konzerte an 18 Orten im gesamten Stadtgebiet statt.
Unter dem Titel „One Day in Life“ finden an einem Wochenende im Mai 2016 innerhalb von 24 Stunden 75 Konzerte an 18 Orten im gesamten Stadtgebiet statt.
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Daniel Libeskind: „Musik ist nah an dem, wie ich Architektur verstehe“

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Ein musikalischer Architekt bringt Musik in die Stadt: Daniel Libeskind hat im Auftrag der Frankfurter Alten Oper eine ungewöhnliche Konzertreihe entworfen. Unter dem Titel „One Day in Life“ finden an einem Wochenende im Mai 2016 innerhalb von 24 Stunden 75 Konzerte an 18 Orten im gesamten Stadtgebiet statt – ein Projekt, das gute Chancen hat, eines der spektakulärsten Konzertereignisse des Jahres zu werden.

In einem Operationssaal lässt Libeskind indische Ragas spielen, in einer Großküche barocke Tafelmusik, in der Commerzbank-Arena wechseln sich Solo-Violine und Elektro-Beats ab, es gibt Beethoven im Boxcamp und Händels „Wassermusik“ im Schwimmbad. Die Deutsche Presse-Agentur fragte den Amerikaner nach dem Zusammenhang zwischen Musik und Architektur.

Frage: Welche Verbindung haben Sie als Architekt zu Musik?

Antwort: Bevor ich Architekt wurde, war ich Berufsmusiker, ich spielte Akkordeon. Ich habe als Jugendlicher sogar einen wichtigen Wettbewerb gewonnen. Vermutlich bin ich der einzige Preisträger, der später auf einem anderen Gebiet berühmt wurde (lacht). Aber ich habe den Eindruck, dass ich die Musik nie aufgegeben habe - ich spiele jetzt nur ein anderes Instrument.

Frage: Was haben Architektur und Musik miteinander zu tun?

Antwort: Musik ist sehr nah an dem, wie ich Architektur verstehe. In beidem geht es um Proportionen, Exaktheit, Schwingungen, Akustik. Schon die alten Griechen wussten, dass die Längenverhältnisse vibrierender Saiten in einer Harmonie die gleichen sind wie im Goldenen Schnitt bei Proportionen. 

Frage: Wie sind Sie vorgegangen, als Sie „One Day in Life“ entwarfen?

Antwort: Ich bin nicht in der Stadt herumgelaufen auf der Suche nach geeigneten Orten. Es war eher wie Zeichnen: Ich habe einen imaginären Stadtplan von Frankfurt entworfen – eine Art Traum-Topographie. Ich habe versucht, den Geist dieser Stadt einfangen. Kleine, dunkle Orte, von denen ich denke, sie sollten erhellt werden von Musik.

Frage: Welchen Eindruck hatten Sie dabei von Frankfurt?

Antwort: Ich bewundere Frankfurt, eine Stadt, von der zu viele Menschen denken, dass sie hässlich ist. Ich mag, dass es keine nostalgische Stadt ist, sondern ihre Geschichte akzeptiert hat und sich vorwärtsbewegt. Das ist einzigartig – mindestens in Deutschland, vielleicht sogar in der ganzen Welt. Dieses Projekt kann nur hier in Frankfurt stattfinden.

ZUR PERSON: Der Architekt Daniel Libeskind wurde am 12. Mai 1946 in Polen geboren. Als Jugendlicher emigrierte er mit seiner Familie nach Israel, 1960 ließ er sich in den USA nieder, später wurde er amerikanischer Staatsbürger. Libeskind studierte zunächst Musik, bevor er sich der Architektur zuwandte. Schon als Kind gewann er Wettbewerbe für Akkordeon. Zu seinen Hauptwerken als Architekt gehört das Jüdische Museum Berlin. Er lebt mit seiner Frau Nina in New York, sein Sohn ist mit einer Frankfurterin verheiratet.

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