Glanz und Elend der All-Star-Besetzungen lagen bei Richard Gallianos „Jazz an der Donau“-Auftritt wieder einmal nah beieinander. Der Altmeister des Akkordeons hatte mit Gonzalo Rubalcaba am Piano, Richard Bona am Bass und Clarence Penn zwar eine Besetzung zum Zungeschnalzen dabei, die das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss. Dennoch war das Gefühl einer verpassten Chance zu spüren.
Gewiss, Ansätze zu einer neuerlichen Öffnung von Gallianos, die Stile Jazz, Musette und Tango so wunderbar selbstverständlich integrierenden Kunst, nunmehr hin zum afrokubanischen Zugriff eines Rubalcaba waren zu erkennen. Mehr als ein paar von Bona und Penn erstklassig unterstützte Soli des Pianisten blieben von dieser Fusion aber nicht übrig.
Rubalcabas Explosivität wirkte gehemmt, er schien sich in Gallianos Repertoire nicht restlos wohl zu fühlen. Die Aussteuerung, die das Akkordeon in den Focus nahm, vom Klavier aber kaum mehr als das hohe Register vernehmen ließ, war da ebenfalls wenig hilfreich.
So blieb die Freude und das Erstaunen über Gallianos Meisterschaft in der Phrasierung und Abtönung von melodischen Linien, über seine weit gespannten, nie selbstherrlichen Improvisationen und die feine Nuancierung des Tons. In zwei Solonummern, nur hier richtete er kurz das Wort ans Publikum, war all das in Vollendung zu hören. Astor Piazzolla wird vom Tangohimmel aus ein wohlwollendes Auge auf Galliano gerichtet haben.