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Das Letzte: Wie ich einmal als privater Politik-Berater schuldlos zu versagen scheine

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Diese Christian-Wulff-Katastrophe hat wirklich eine längere Vorgeschichte. Schuld ist er selbst, oder sein blondes (?) Gift namens Bettina. Ich habe jedenfalls alles mir Mögliche getan, um die Würde und die Glaubwürdigkeit unseres dem Kaspar Hauser doch ähnlichen Staatsoberhauptes zu wahren. Deshalb folgende Ausholung: [aus: politik & kultur 01-12]

Sich als professioneller und deshalb glaubwürdiger Desinformator, als hanebüchener Nachrichtenfälscher und darum umso beliebterer Journalist sein Brot zu verdienen, wird immer härter. Etwas satt von der seit einigen Jahren zähfließenden Staatsknete aus dem „Förderkreis Schäuble“ vergaß ich, wie schnell man in Ungnade gerät. Konnte ich wissen, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (siehe puk 6/11) unserem anschlagsbedingt steuerbegünstigten Ehren-Rolli Wolfgang von Anfang an suspekt war?

Nicht nur, weil ich es schon gewohnt bin, dass mir die Weihnachtsgratifikation jedweden Ministeriums, dem zu dienen ich die Ehre hatte, gestrichen wurde, nein –  einfach weil ich wie ein Aktienspekulant mein Lebensrisiko auf mehrere Claims zu verteilen mir angewöhnte, betreibe ich, quasi freiberuflich, mehrere Jobs. Mit meinem V-Mann-Hintergrund bin ich als Info-Fabulierer und Personality-Modelling-Constructor auch privat gut im Geschäft.

Dabei kommt es mir – nur die Knete zählt  – auf Rang und Namen gar nicht an. Das sehe ich voll demokratisch. So habe ich beispielsweise versucht, für eine nette fünfstellige Summe dem von Ministerpräsident Horst Seehofer in die Wüste geschickten ehemaligen bayerischen Kultusminister Thomas Goppel, dem Präsidenten des Bayerischen Landesmusikrates also, gegen seine selbstempfundene, ungerechte Bedeutungslosigkeit ein Mittel finden zu helfen. „Ab in die Weltpolitik“ – riet ich ihm. „Schreib den Text zur Afghanischen Nationalhymne, die haben noch keine“. Eine einfache, wirklich wirkungsvolle Aufgabe, deren Ergebnis auch gern von RTL 2 gesendet worden wäre. Was kam? „Gott mit Dir, Du Land des Islams, dank deutscher Gelder, Wieder-Aufbau“.

Zum traurigen Ignoranten-Kotzen. Man hätte viel draus machen können. Mit leicht verändertem Text („Stammestreu und wadelneu“) hatte der Landesmusikrat Bayern das Opus bei YouTube ins Internet gestellt: Als „Marsch der Bayern“. Geil. Die Vier-Vierteltakt-Komposition lieferte geschmeidig ein C-4-Professor der Münchner Musikhochschule namens Josef Zilch. Leider wurde das Opus – wegen auffälliger klanglicher Nähe zum „Baden-Weiler-Marsch“ wieder aus dem Netz entfernt. (Nur zehn Prozent „Erfolgshonorar“ für mich).

Da war der Gutti-Auftritt vor dem Europäischen Parlament schon ein anderes Kaliber. Bitte: Wer ist besser geeignet – all die verlogenen Moral-Invektiven der demenzkranken Edeljournaille beiseitegeschoben – als KT, für die Freiheit des Internets zu sorgen? Ich habe ein kleines, dank Vanille-Vaseline gut geschmiertes Téte-a-Téte mit der zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes arrangiert. Zweihunderttausend Euro. Seither sucht sie keine Heiligen mehr, sondern Kompetenzträger, wie Karl Theodor zu Guttenberg. „Every Copy is a Hit, created content smells like shit“ – lautet zukünftig der Wahlspruch des Gremiums.

Warum ich all das berichte: Weil mich diese „Christian Wulff & Bettina“-Kiste total nervt. Da tut man das Allerbeste, um einen farbarmen Menschen in die Herzen der Bundesbürger zu implementieren. (Siehe Goppel oder Guttenberg – eben auch geschändete Opfer fehlgeleiteter „Pressefreiheit“). Dank einer großzügigen Spende eines uneigennützigen Sponsors namens Egon Geerkes konnte ich im Opinion-Leader-Organ „BUNTE“ Titelbild (mit eingeluptem Knuddel-Foto, BUNTE, Ausgabe 49) und fünf Seiten Home-Story für unseren Bundespräsidenten günstig erwerben: Lasche fünf Millionen an Burda bei zehn Prozent für mich. Es war so gelungen: Trotz angeblich strengen Mundgeruchs küsste die blonde Bettina ihren Christian offensichtlich nahezu spontan. Ein Präsident zum ehrlichen Speichel-Tauschen. Was wollen wir Deutschen mehr an sauberem Verhalten? Und die Bildtexte – natürlich alle von mir: „99 Luftballons sang Nena – und unser Präsidentenpaar rockte auf der Tanzfläche“ – „Zärtlich legte Christian Wulf seinen rechten Arm um ihre (Anm.d. Red.: Bettinas) Taille. Innige Vertrautheit. Bettina schaut ihrem Mann tief in die Augen. Sexy und keck sucht Bettina Wulff seine Nähe. Was für ein Paar – schwärmten die Gäste des Bundes-Presseballes“ (Kosten auch fünf Millionen – und ich war nicht mal eingeladen).

Dennoch: Ich bitte Sie: Wen wollen wir Deutschen lieber als Bundespräsidenten denn einen fotogenen zärtlichen Po-Streichler, einen teuer angezogenen Dandy, einen samtenen Augenblickler? Und all diese aufwendig gewonnenen Werte werden zerstört durch eine destruktive Sensations-Journaille, die sich nicht entblödet, wegen fünfhunderttausend Euro Kredit einen deutschen Bundespräsidenten zu schlachten. Ekelhaft, und gut, dass ich embedded bin. Der blöde Köhler ist seinerzeit doch wegen irgendeiner Ehrpusseligkeit zurückgetreten – er hat mich halt nicht gefragt…

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