Regensburg, Ende März: In einer Kooperation zwischen Theater und Sing- und Musikschule wird das Musical „Emil und die Detektive“ (ur)aufgeführt. Der stadtbekannte Cantemus-Chor der Musikschule stemmt seit vielen Jahren solche Groß-Events mit allem, was zum Musiktheater dazu- gehört: Regie, Bühnenbild, Kostüm, Choreografie, Technik…
Die Stunden an ehrenamtlicher oder halb-ehrenamtlicher Arbeit, die investiert wurden, um einem begeisterten Publikum diesen Genuss zu bereiten, können kaum gezählt werden. Im Mittelpunkt steht der Chor: viele, viele Kinder und Jugendliche, die man natürlich braucht, um am Ende dem zentralen Übeltäter den Garaus zu machen. Die Kinder singen, spielen und tanzen mit Begeisterung; die Übernahme einer Hauptrolle prägt ein Kind fürs Leben. So war es immer bei Cantemus.
Was ist heute anders? Zum Beispiel: Sobald die Kinderscharen durchs Publikum laufen, setzen sie ihre Masken auf. Die Vorab-Ankündigung enthält – wie sollte es anders sein – die Information, dass etliche Kinder quarantänebedingt ausfallen. Was noch? Automatisch fragt man sich als erwachsene*r Zuschauer*in, was diese Kinder eigentlich als nächstes erwartet: die nächste Pandemie, ein näher rückender Krieg – oder eben doch vor allem die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels? Die Kinder und jungen Menschen dieser Generation sind nicht eben privilegiert, wenn es um ihre Zukunftsaussichten geht. Umso wichtiger ist es, dass sie diese Möglichkeit bekommen: Singen, spielen, tanzen … Das Ganze in einer großen Gemeinschaft, bestärkt, weil sie es „geschafft“ haben, gestärkt durch den Erfolg. Wie zentral wichtig gerade in Zeiten von Unsicherheit und Ängsten solche Erfahrungen sind, wird deutlich, wenn man 90 Minuten „Emil und die Detektive“ oder viele andere Musikschulaktionen an anderen Orten erlebt hat.
Wenn ein Finanzminister derzeit Milliarden-Ausgaben ankündigt, um aktuelle Katastrophen in den Griff zu bekommen, darf niemand aus den Augen verlieren, was diese Katastrophen mit den Kindern machen – und welche heilende Kraft es haben kann, musisch-kreativ aktiv zu sein. Diese Möglichkeit dürfen wir ihnen nicht nehmen. Bei aller Hochachtung für das Ehrenamt: Es bedarf einer auskömmlichen Finanzierung derjenigen Institutionen, die die Kinder von heute für die Unwägbarkeiten von morgen stärken.