Die Choreografin Pina Bausch hat nie viele Worte über ihre Arbeit verloren. Auch die Anweisungen an ihre Tänzer waren äußerst sparsam. «Du musst verrückter sein», sagte die 2009 plötzlich verstorbene Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters nur. Oder: «Du musst weitersuchen.» Oder: «Tanz für die Liebe.» Auch der Regisseur Wim Wenders lässt in seiner filmischen Hommage an Pina Bausch nun vor allem Bilder und damit verbunden Emotionen sprechen.
Die Dokumentation in 3D läuft im Wettbewerb der Berlinale außer Konkurrenz und sollte am Sonntagabend in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Premiere feiern. Wenders sagte, er habe einen Film über «den Blick» der weltberühmten Choreografin machen wollen. Als er die ersten Stücke der Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters gesehen habe, habe ihn ihr Blick auf die Menschen und deren Seele «umgehauen». «Pinas Blick blieb nichts verborgen.» Man habe sich «durchschaut» gefühlt, aber nie «entblößt», Bauschs Blick sei immer «liebevoll» gewesen.
Wenders wollte Projekt erst abbrechen
«Pina» ist eine bildgewaltige Hommage an die 1940 in Solingen geborene Bausch. Wenders und Bausch planten seit Jahren einen Film über das Tanztheater, doch erst die 3D-Technik lieferte dem Regisseur das geeignete Werkzeug zur authentischen Umsetzung. Ursprünglich sollte Bausch selbst mitspielen, doch dann starb sie kurz vor Drehbeginn. Wenders wollte das Projekt erst abbrechen, entschied sich dann jedoch, einen Film «für Pina» zu machen. Der Film sei «auch Trauerarbeit» gewesen, «auch wenn es keine traurige Arbeit war». «Sie hat mir immer über die Schulter geschaut.»
Die Dokumentation, die am 24. Februar ins Kino kommt, zeigt Ausschnitte aus den Inszenierungen «Café Müller», «Le Sacre du Printemps», «Vollmond» und «Kontakthof». Durch die 3D-Technik fühlt sich der Zuschauer wie mit auf der Bühne und im Rausch der Stücke, Gänsehaut inklusive. Ergänzt werden diese Szenen durch Choreografien der Compagniemitglieder auf Straßen und Plätzen Wuppertals. Zudem baute Wenders Interviews mit Tänzern und Tänzerinnen ein, die – voll tiefster Bewunderung - von ihrer Arbeit mit Bausch berichten.
Tänzer bringen Respekt und Liebe zum Ausdruck
Die in ihrer Arbeit vollkommen aufgehende Choreografin wird so zu einem fast übernatürlichen Wesen. In «Pina» kommt auch die Tochter eines Paares aus der Compagnie zu Wort, die im Tanztheater aufwuchs und sagt: «Ein Leben ohne Pina war für mich nie vorstellbar.» Die Tänzerin Julie Shanahan sagte am Sonntag in Berlin, unter Bausch hätten sich die Tänzer verletzbar und beschützt zugleich gefühlt. «Wir haben noch immer dieses Vertrauen in uns, das sie uns gab. Das ist so unglaublich stark.»
- Titel: «Pina» (Deutschland)
- Regie: Wim Wenders
- Hauptdarsteller: Pina Bausch
- Kurzinhalt: Die 2009 verstorbene Tänzerin und Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters, Pina Bausch, zählte weltweit zu den bedeutendsten Choreografinnen. Wenders widmete ihr und ihrem Ensemble eine Hommage in 3D. Ursprünglich sollte Bausch selbst mitspielen. Nach ihrem plötzlichen Tod entschied sich Wenders, den Film trotzdem zu produzieren.
- Genre: Tanzfilm/Dokumentarfilm
- Dauer: 100 Minuten
- Deutscher Kinostart: 24. Februar 2011