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Der ultimative Weihnachtsliederblödsinn

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Am Ende unserer Reihe Weihnachts-CDs 2008 kommentiert Viktor Rotthaler noch den allgemeinen und speziellen Wahnsinn in und um dieses allseits beliebte und bekannte Genre.

Jetzt ist also wieder die „staade Zeit“ – und aus allen Lautsprechern dröhnen Weihnachtslieder aus aller Welt. Zu den am meisten auch live aufgeführten Songs gehört ein Lied, das laut unserer Heimatzeitung den schönen Titel trägt: „Sleigh The Ride“. Übersetzt etwa: Schlitte die Fahrt. Nun ja, den Amerikanern ist ja alles zuzutrauen und vielleicht ist das halt ein alter Begriff aus dem Mittleren Westen oder so. Doch im „Netz“ findet sich nur die gute alte „Sleigh Ride“, geschrieben 1948 von Leroy Anderson. Lag meine Heimatzeitung also doch wieder daneben. Aber das hätte ich mir ja denken können. Jeder, der dort zehn korrekte Musiktitel nennen und schreiben kann, gilt dort schnell als überqualifiziert. Aber warum sollte es in der kleinen Welt einer Heimatzeitung, die zuletzt sogar einen Weihnachtsmarkt zum „Kult“ erklärte, anders sein als in der großen Welt der Global Player.

Um den „Synergie“-Effekt zu nutzen (manche Finanzexperten sprechen auch gern vom Symmetrie-Effekt!), strahlt RTL alle Jahre wieder die „Ultimative Chartshow“ mit den erfolgreichsten Weihnachts-Hits aller Zeiten aus. Damit sich der bereits 2005 erschienene Sampler alle Jahre wieder gut verkauft. Scheinbar hat sich aber kein Redakteur die Show je wieder angesehen, denn sonst wäre ihm ein Faux pas aufgefallen. „Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow“ croont in der Show der unvergleichliche Dean Martin. Weil aber die Praktikantin - oder war es gar ihr Chef? - zuviel Weihnachtspunsch während der Produktion getrunken hat, lassen sich die üblichen Promi-Verdächtigen bei dieser Gelegenheit alle über Frank Sinatra aus. Der Zuschauer bekommt also das schöne Gefühl, dass Frankieboy im Hintergrund singt.
 
Seit der ewige Pub-Entertainer Robbie Williams Sinatras „Rat Pack“ für sich entdeckt hat, ist es immer cool, irgendeinen aus der Bande mitsingen zu lassen. Nur so ist es zu verstehen, dass auf dem Sampler zur Sendung neben solchen unpassenden Weihnachtslieder-Klassikern wie „Hymn“ und „Auld Lang Syne“ auch „Mr. Bojangles“ auftaucht. Sammy Davis Jr. hatte die Ballade des Country-Songwriters Jerry Jeff Walker Anfang der siebziger Jahre in sein Repertoire genommen, um den legendären Stepptänzer Bill „Bojangles“ Robinson auf der Bühne zu ehren. Aber irgendwie klingt Bojangles halt auch wie Jingle Bells, zumindest für einen angeheiterten Product Manager eines ständig vor sich hinjammernden Plattenmajors.
 
Und so landete „Mr. Bojangles“ nach dem Jingle-Jangle-Prinzip auf diesem Weihnachtslieder-Sampler. Der ultimative Weihnachtsliederblödsinn. Merry Christmas oder heißt das jetzt in Deutschland inzwischen Mary Christmas?
 

 

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