Den lichtdurchfluteten Flur muss man ganz bis zum Ende gehen, um in den Schlagzeugraum zu gelangen. Hier hat man zur Pressekonferenz eingeladen, um frohe Nachrichten zu verkünden. „Unser Traum ist wahr geworden“, sagt Hans-Georg Kaiser.
Damit meint der rührige Intendant des Freiburger Barockorchesters nicht nur die Tatsache, dass das inzwischen zur internationalen Spitze gehörende Kammerorchester im 25. Jahr seines Bestehen nun endlich eigene Proberäume zur Verfügung hat, sondern er freut sich auch auf die noch engere Zusammenarbeit mit dem ensemble recherche, einer der bekanntesten Formationen für Neue Musik.
Bereits seit 2004 veranstalten die beiden befreundeten Ensembles jeden Sommer die erfolgreiche Ensemble-Akademie-Freiburg, die interessierten Studenten und Profis Fortbildung in Sachen Alter und Neuer Musik bietet. Vor zehn Jahren war die Idee zum Ensemblehaus Freiburg entstanden. Die Entstehungsgeschichte des Gebäudes glich einer Odyssee, weil man lange keinen geeigneten Standort fand – und die bereits fertigen Pläne für die Realisierung des Gebäudes in einer ehemaligen Kirche wegen einer zu erwartenden Kostenexplosion wieder eingestampft werden mussten. Dann zauberte die Stadt im Sommer 2009 völlig überraschend ein exklusives, in der Nähe der Musikhochschule liegendes Grundstück, das eigentlich gar nicht für eine Bebauung vorgesehen war, aus dem Hut. „Ein idealer Standort“, sind sich alle Beteiligten einig.
Der dunkle, etwas gedrungen erscheinende Neubau setzt sich deutlich von der weißen Stadthalle ab. „Den anthrazitfarbenen Anstrich haben wir bewusst gewählt, um den Werkstattcharakter des Hauses zu betonen“, sagt Reinhard Böwer vom Freiburger Architekturbüro Böwer Eith Murken. Im Inneren dagegen sei mit viel Licht und Parkettboden eine freundliche Atmosphäre geschaffen, in der sich die Musiker und Büroangestellten wohl fühlen könnten. Tanja Ratzke, Geschäftsführerin des ensemble recherche, schwärmt von den Möglichkeiten, die das Haus den beiden Ensembles für Alte und Neue Musik bieten wird. Man möchte nun auch die musikalische Arbeit der Öffentlichkeit mit Werkstattkonzerten, Workshops und Jugendprojekten stärker zugänglich machen. Über die Hälfte der Summe von 3 Millionen Euro, die bislang für die Finanzierung des Ensemblehauses zusammengekommen ist, stammt von privaten Spendern, Sponsoren und Stiftungen. Jetzt fehlen nur noch 300 000 Euro, die privat finanziert werden müssen.
Beim Rundgang durch das zweistöckige Gebäude erklärt der Akustiker Eckhard Kahle, wie er im großen Probensaal mit an der Wand eingehängten Holzplatten den Klang veredeln möchte. Die Decke hat man hier nochmals höher gezogen, um mehr Raumvolumen zu erhalten. Wie überhaupt alles getan wurde, um einerseits eine hervorragende Akustik zu erzielen, andererseits die Schalldämmung der Räume zu optimieren. Die ganz unterschiedlichen Klänge der Ensembles sollen sich ja nicht in die Quere kommen. Die erste CD-Aufnahme des Freiburger Barockorchesters mit Klavierkonzerten von Mozart startet bereits im Mai im großen Probensaal, während das ensemble recherche im Nebenraum ein zeitgenössisches Werk probt. „Das wird der erste Härtetest“, sagt Hans-Georg Kaiser. Und strahlt dabei ganz zuversichtlich.
Tag der Offenen Tür am Samstag, 5. Mai 2012 von 10 Uhr bis 17 Uhr
Ensemblehaus Freiburg, Schützenallee 72, 79102 Freiburg
Spendenkonto: Kontonummer 12816000, Bankleitzahl 6805010