Die Musikindustrie rechnet für das Jahr 2008 mit «einem kleineren Umsatzminus im einstelligen Bereich». Gestiegen seien jedoch die Erlöse aus Geschäftsfeldern wie Lizenzen, Konzerte und Merchandising, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie, Stefan Michalk. ie hoch das Wachstum in diesem Bereich sei, werde indes statistisch noch nicht erfasst.
2007 war der Umsatz mit Musikprodukten um 3,2 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro zurückgegangen. Michalk sagte, die Branche erschließe sich zunehmend neue Vertriebskanäle. So verkauften in den USA die Plattenfirma Universal Music und der Computerhersteller Dell Rechner, auf deren Festplatten Musikdateien vorinstalliert seien.
Der Handyhersteller Nokia und mehrere Labels bieten Kunden in Großbritannien, die ein «Nokia Comes With Music»-Gerät kaufen, ein Jahr lang unbegrenzt Zugriff auf Titel aus einem umgangreichen Musikkatalog. Michalk sagte, der Konsument werde sich künftig «immer stärker herauspicken, was seinen persönlichen Nutzungsbedürfnissen entspricht». Im Vergleich zu den USA und Großbritannien seien die deutschen Musikhörer jedoch konservativ. «Viele haben ein Handy, mit dem sie Musik hören könnten, nutzen diesen Service aber gar nicht.» Neue Technologien sollten erst dann eingeführt werden, wenn sie auch vom Kunden angenommen würden.
Die Plattenfirmen könnten es sich nicht leisten, in Dinge zu investieren, die noch nicht Erfolg versprechend seien. Die viel diskutierte Möglichkeit einer Musik-Flatrate wertete er jedoch generell als «richtigen Weg». Der Experte betonte, Deutschland habe im Vergleich zu anderen Ländern und trotz anhaltendem Umsatzminus noch immer «ein stabiles Geschäft» mit physischen Tonträgern. Die Labels könnten digitale Geschäftsfelder daher analog zu den sich langsam verändernden Konsumentenbedürfnissen aufbauen.
Auch wenn die deutschen Musikhörer etwas konservativer seien, werde sich 2008 der Umsatz mit Downloads voraussichtlich erneut um 30 bis 40 Prozent gesteigert haben. Zudem zeige sich, dass die Nutzer häufiger Alben statt Singles online kauften. In den ersten neun Monaten habe es bei den sogenannten Bundles ein Wachstum von rund 50 Prozent gegeben. Aktuelle Zahlen zu illegalen Downloads lagen der Musikindustrie für 2008 noch nicht vor.
Michalk kritisierte aber, es sei «nicht besonders hilfreich», dass einige Staatsanwaltschaften angekündigt hätten, künftig erst ab 3000 Fällen gegen Musikpiraten ermitteln zu wollen. Diese sollten sich deshalb aber nicht sicher fühlen. In dem seit September geltenden zilvilrechtlichen Auskunftsverfahren genehmigten Richter die Herausgabe der Namen von Rechtsverletzern schon bei einem Album.