«Ja, mei» sind die zwei Wörter, die Nick McCarthy am häufigsten verwendet, wenn er Deutsch spricht. Der Gitarrist, Keyboarder und Background-Sänger der schottischen Band Franz Ferdinand wurde zwar in England geboren und lebt seit sieben Jahren in Glasgow. Aufgewachsen ist er aber in Bayern, machte sein Abitur in Vagen und studierte Kontrabass in München. Seinen Bandkollegen versuche er schon seit langem, Deutsch beizubringen: «Paul hat sogar schon eines unserer Lieder auf Deutsch gesungen», sagt McCarthy im ddp-Interview über den Drummer der Band.
Die 2001 gegründete Band Franz Ferdinand bezeichnete sich selbst bis zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums vor drei Jahren noch als Popband. Doch nachdem sie sich letztes Jahr mit dem britischen Pop-Produzenten Brian Higgins getroffen hatten, wurde ihnen schnell klar, dass ihr Musikstil nicht dem Mainstream-Pop entspricht. «Wir machen dreckigen Pop, 'dirty pop' würde ich auf Englisch sagen», sagt der 34-jährige McCarthy. Tatsächlich klingt das neue Album von Franz Ferdinand ganz anders als das Vorgänger-Album «You could have it so much better».
Das mittlerweile dritte Werk der Band heißt «Tonight: Franz Ferdinand» und erscheint am 23. Januar. Auf der Platte sind Funkbässe und Technobeats ebenso zu hören wie Gitarrenmusik und balladenhafte Elemente. Die drei Jahre, die Fans auf das Album warten mussten, haben sich ausgezahlt. Die Songs sind einfallsreich komponiert und umgesetzt. Die Band habe erst im Nachhinein gemerkt, dass alle Lieder der neuen Platte von Beziehungen, Frauen und nächtlichen Ereignissen handeln. «Wir haben das neue Album dann so strukturiert, dass es wie ein Ausgehabend abläuft.
Es geht laut los, ein achtminütiges Lied ist der Höhepunkt und dann geht man nach Hause, ist noch ein wenig belämmert und fällt ins Bett», sagt McCarthy, der seit drei Jahren mit der Österreicherin Manuela Gernedel verheiratet ist. McCarthy und der Rest der Band sind gespannt darauf, wie das neue Album bei den Fans ankommen wird. Die ersten kritischen Prüfungen haben die vier Briten bereits erfolgreich überstanden. «Ich spiele unsere Lieder unter anderem meiner Schwiegermutter vor oder einem dreijährigen Kind. So sehe ich, ob die Songs gut ankommen», sagt McCarthy. Die anderen Bandmitglieder handhaben das ähnlich.
Das erste Lied der Platte, «Ullyses», begeisterte Freunde und Familie so sehr, dass schnell feststand, daraus die erste Single zu machen. Auffallend ist, dass die Lieder von «Tonight: Franz Ferdinand» oftmals einen traurigen, leicht deprimierenden Inhalt haben. Und meist sind Frauen daran schuld. In den Songs sind sie diejenigen, die den Mann verlassen, ihn enttäuschen oder warten lassen. »Das ist der Blues«, sagt McCarthy. Er und seine Bandmitglieder schrieben nur Songs, wenn sie schlecht drauf seien. Einige Geschichten seien wahr, bei anderen sei viel dazugedichtet worden. «Im letzten Lied 'Katherine Kiss Me' erzählt Sänger Alex aber eine Geschichte, die ihm so wirklich passiert ist», fügt der Background-Sänger hinzu.
Nach der Veröffentlichung des vergangenen Albums tourten die vier Jungs fast zwei Jahre lang rund um die Welt. «Danach mussten wir uns erstmal aus dem Weg gehen. Das war ja schon fast wie bei 'Big Brother'», sagt McCarthy rückblickend. Doch nach einem viermonatigen Urlaub und der gemeinsamen Produktion des neuen Albums sprüht die Band wieder vor Energie. «Wir haben Lust, uns wieder ins Chaos zu stürzen, auszugehen und Spaß zu haben.» Seit November sind sie bereits auf Tour, nach Neuseeland und Australien stehen die USA auf dem Programm. Nach Deutschland kommen Franz Ferdinand voraussichtlich im März.
Besonders freut sich McCarthy dabei auf die deutsche Hauptstadt. Ihr allererstes Konzert außerhalb Großbritanniens gaben Franz Ferdinand 2003 im «Roten Salon» in Berlin und haben es bis heute in bester Erinnerung behalten. «Berlin ist super, ich liebe Berlin», schwärmt der Musiker. McCarthy hat also noch rund zwei Monate Zeit, die Deutschkenntnisse seiner drei Bandkollegen auf Vordermann zu bringen.