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Olivia Trummer bei Women in Jazz. Foto: Ruediger Schestag
Olivia Trummer bei Women in Jazz. Foto: Ruediger Schestag
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Die Entdeckung aus Stuttgart - Olivia Trummer begeistert bei Women in Jazz

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Es wird langsam unheimlich, was bei der nun schon siebten Auflage des Festivals Women in Jazz in Halle so alles an Neuland zu entdecken ist. Oder besser gesagt: Wie viele neue Gesichter, aber meist nur regional bekannt, es immer noch zu entdecken gibt. Erstaunlich, dass da auch in Deutschland in kürzester Zeit eine Menge nachgewachsen ist, nachdem man über Jahre hinweg glaubte, die Mischung aus Frauen und Jazz spiele sich hauptsächlich mit einschmeichelnden Stimmen in Skandinavien ab. Nun also Olivia Trummer im Eröffnungskonzert des zweiten Festivaltages in Halle, ein gerade mal 27 Jahre altes zierliches Persönchen aus Stuttgart.

Schüchtern zunächst wirkend, dann aber mit jeder Note immer selbstbewusster werdend auf ihrer Entdeckungsreise zu ihren eigenen und alles andere als geheimen Wünschen und Träumen. So ganz fern vom schon viel zu oft Gehörten, das immer so ein bisschen mit dem erhobenen, warnenden Zeigefinger daherkommt.

Poesiealbum  heißt die neueste CD von Olivia Trummer. Und wie es der Titel aussagt, ist es natürlich alles andere als Jazz pur, ein "Fall für den Grenzschutz", wie es Festival-Mitveranstalter Janis Kapetsis schmunzelnd nannte. Die ersten zwei Stücke ihres Programms sind von Bach, vom Johann Sebasian, praktisch die Fingerübungen. Was folgt ist Olivia Trummer pur, von der Stilistik zwar ein bisschen an den Chick Corea aus seiner Frühphase der Return To Forever erinnernd, aber das ist legitim, weil alles andere als eine Kopie. Stehaufmännchen nennt sich eines der Instrumentalstücke, viel Raum für die eigenen pianistischen Fähigkeiten der jungen Frau lassend. Mit viel Raum aber auch für ihre exzellenten Kollegen, für Silvio Morgner am Schlagzeug, für Martin Gjakonovski am Bass und vor allem für Johannes Lauer, eines der ganz großen Psaunentalente in Deutschland, auch erst 30 Jahre alt und ebenfalls aus dem Südwesten, genauer gesagt aus Tübingen, stammend.

Was aber vor allem in Erinnerng bleibt, sind die Texte von Olivia Trummer, immer wieder an ganz überraschenden Schnittpunkten zwischen ausufernden Improvisationsteilen gesetzt. Und das hat literarisches Format, da bleiben köstliche Passagen - ein Beispiel: "Was flüssig oder überflüssig ist, entscheidet nur Monsieur Champagner" - noch lange in Erinnerung. Glanzstück ihres Poesiealbums ist die Frage, was man wohl mit 500 Millionen Euro auf dem Konto anfängt. Janis Kapetsis jedenfalls wüsste es: Noch mehr in das Festival in Halle investieren!

Festivaltag Nummer drei gibt es heute abend mit der Echo-Preisträgerin Lyambiko und Cristina Braga aus Brasilien mit ihrer Harfe. Es bleibt spannend.

 

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