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Orchester leiden unter Sparzwängen. Foto: ddp
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DOV: Orchester leiden unter Sparzwang - Weitere Musikerstellen abgebaut

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Berlin - Der Sparkurs der Kommunen wirkt sich auch auf die Orchesterlandschaft in Deutschland aus. In diesem Jahr sank die Zahl der Orchestermusiker in den 133 öffentlich finanzierten Klangkörpern erstmals seit 1992 unter die Marke von 10 000, wie die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) am Dienstag in Berlin mitteilte. Mit 9922 Stellen gebe es mehr als 2200 Musikerstellen weniger als vor 18 Jahren, sagte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens.

Angesichts dieser Situation forderte der Verband die Orchester zu Ideen auf, um neue Besuchergruppen anzusprechen. Nach einer Studie des Instituts für Wirtschaftsprüfung (IWH) in Halle ist der heutige Konzertgänger 61 Jahre alt und kommt zu 90 Prozent aus einem Umkreis von 20 Kilometern zum Veranstaltungsort.

Seit der ersten gesamtdeutschen Erfassung im Jahre 1992 wurden nach DOV-Angaben etwa 35 Prozent der Stellen in den Orchestern in den neuen Bundesländern und rund 7 Prozent im Westen abgebaut. In diesem Zeitraum wurden als deren Folge 35 Kulturorchester von ehemals 168 abgewickelt.

Mit Blick auf die nächsten Jahre sei beunruhigend, dass derzeit von den 9900 rund 300 bis 400 Planstellen nicht besetzt werden dürfen, sagte Mertens. «Wahrscheinlich werden diese in den nächsten zwei Jahren gestrichen.» Als wesentliche Gründe für diese «historisch niedrige Stellenzahl» nannte Mertens Kündigungen vor allem in Ostdeutschland, das Nichtbesetzen frei werdender Stellen, den sozialverträglichen Abbau ohne Kündigungen und die Fusion von Orchestern.

Die 23 Musikhochschulen in Deutschland haben nach DOV-Angaben jedes Jahr 750 Absolventen im Fach Orchestermusik. Jedoch werden jährlich nur etwa 120 bis 150 Stellen bei den Orchestern frei, wie Mertens sagte. Damit bestunden ein «sehr hohes Überangebot» und schlechte Berufsaussichten für den Nachwuchs.

Der DOV-Geschäftsführer befürchtet weitere finanzielle Einschnitte nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Dann werde sich der Druck auf die Kultureinrichtungen weiter verschärfen. «Stellenpläne kommen erneut auf den Prüfstand», erwartet Mertens.

Laut der IWH-Studie sind 50 Prozent der Konzertbesucher über 65 Jahre alt. Diese Musikinteressierten werden Mertens zufolge auch in den kommenden Jahren zu den Veranstaltungen kommen. Jedoch müssten auch neue Besucher angesprochen werden. Konzerte am Sonntagvor- oder nachmittag seien angesichts des ausgedünnten Nahverkehrs für die Bevölkerung aus dem weiteren Umfeld der Musikhäuser beispielsweise günstiger als abendliche Veranstaltungen.

 

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