Sabrina ist gut vorbereitet. In der einen Hand hält sie ihren Liedtext, in der anderen ihren Casting-Bogen. «Den Bogen brauche ich aber wahrscheinlich gar nicht», sagt die 20-Jährige sichtlich nervös und zückt ihren Ausweis für die Anmeldung. Im Internet hat sie den Bogen schon mal vorsorglich ausgedruckt und fein säuberlich ein Foto von ihr aufgeklebt - wer weiß, was so alles passiert. «Emotional Rollercoaster» von Vivian Green will Sabrina in Stuttgart einer Jury von «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS) vorsingen. Erstmals sollen potenzielle Superstars in diesem Jahr für die Sendung auch mit einem Castingtruck gesucht werden. Den Auftakt machte am Montag Stuttgart.
«Letztes Mal hatten wir ja die Castings auf Mallorca und Ibiza.
Nun wollen wir mit dem Castingtruck mal wieder etwas Neues ausprobieren», sagt RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer. Mit dem rund zwölf Meter langen Truck, in dem ein mobiles Studio in der Größe von exakt
14,2 Quadratmetern eingerichtet ist, wolle man «zu den Leuten kommen» und auch mal in kleineren Städten nach Talenten suchen. Nach Stuttgart soll der Truck in acht andere deutsche Städte fahren.
Die Suche nach dem nächsten "Superstar» startete Ende August in Mannheim. Das letzte offene Casting fand am vergangenen Wochenende in München statt. Nach RTL-Angaben sind bislang schon mehr als 28 000 Menschen zum Vorsingen angetreten. Es werde also wohl einen neuen Bewerberrekord geben, wie Eickmeyer sagt.
In Stuttgart ist die Konkurrenz eher spärlich. Dennoch wird Sabrina langsam nervös. «Wenn das vorbei ist, trinke ich erstmal ein Bier - oder zwei», sagt die 20-Jährige, während sie in der Truck-Schlange wartet. Neben ihr haben sich gegen Mittag nur rund zwei Dutzend andere selbst ernannte Gesangstalente eingefunden.
«Richtig los gehen wird es wohl erst, wenn die Schule vorbei ist», sagt der DSDS-Redakteur Alexander Hermes.
Doch sichtlich mehr werden es auch später nicht. Sabrina kann das egal sein. Als Erste betritt sie den Truck, schaut noch mal auf die Nummer, die sie auf der Brust kleben hat, und winkt ihrem Freund zu, der zum Daumen Drücken mitgekommen ist: «Das klappt schon, aber die Konkurrenz ist groß», sagt er mit einem Blick auf den 28-jährigen Daniel, der auch eine Kostprobe seiner Stimme und seiner Gitarrenspielkünste zum Besten gibt.
Im Truck sitzt nicht die bekannte Jury bestehend aus Dieter Bohlen, Musikmanager Volker Neumüller und der MTV-Moderatorin Nina Eichinger. Die Kandidaten singen vor einer Vor-Jury, in der vor allem Musikredakteure sind, und werden dabei von einem Kamerateam gefilmt.
Wer in dem Truck überzeugt, bekommt dies gleich gesagt und muss Mitte November zu einem Casting bei der Bohlen-Jury in München und Hamburg.
Für Sabrina hat es am Montag nicht gereicht. «Die Jury meinte, dass sie das Lied nicht kennt», sagt sie etwas enttäuscht. Ein Lächeln bringt sie aber dennoch raus: «Dann muss ich wohl weiter unter der Dusche singen.» Und statt Bier gebe es nun eben Kaffee.
Sabrina ist nicht allein. Kaum jemand schafft es eine Runde weiter. Auch der vorher so überzeugende Daniel scheitert. «Die fanden, dass ich zu viel Rock in der Stimme habe», sagt er. Nur Dennis hat es am Nachmittag geschafft. Die Gesangskarriere des 20-Jährigen hatte bisher solche Höhepunkte wie einen Auftritt bei der Fernsehsendung «Musikantendampfer» mit einem Lied von Dschingis Khan.
Das sei aber nicht so ganz seine Musikrichtung gewesen. «Eigentlich hab ich schon aufgehört mit dem Singen - aber dann hat mich meine Freundin überredet, hierher zu kommen», sagt er.
Nun freut sich Dennis, auch mal gefühlvolle Rocklieder singen zu dürfen und am 16. November in München sein Idol Bohlen zu treffen.
«Ich mag seine Sprüche, er ist halt ehrlich.» Ob er dann auch bestehen kann, ist noch ungewiss. Eines ist für ihn aber schon jetzt
klar: Egal wie weit er bei DSDS kommen sollte, seine Schule will er beenden. Das sei das Wichtigste, sagt er und hält sich so bisher von Starallüren noch fern: «Der ein oder andere mag sicher kurz groß raus kommen. Aber man kann auch wieder abstürzen.»