München: Der Verband Bayerischer Schulmusiker (VBS) hat auf seiner Jahrestagung soeben ultimativ einen Ehrensold für ausgebrannte Musiklehrer gefordert. Wer sich zwanzig oder dreißig Jahre mit widerborstigen Schülern und vornehmlich despektierlichen Kollegen aus den naturwissenschaftlichen Fächern herumplagt, dessen gesellschaftliche Lebensleistung sei deutlich höher zu bewerten als die eines vorteilsfreudigen Zweijahres-Präsidenten. Statt magerer Pensionsleistung wäre ein bescheiden angesetzter jährlicher Betrag von hunderttausend Euro die unterste Grenze – steuerfrei und verbunden mit vier Wochen kostenlosem Sylt-Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel ab dem 52. Lebensjahr.
München: Nach der Kritik des Komponisten Mathias Spahlinger an der Förderpraxis der Ernst von Siemens Musikstiftung zieht sich diese aus der Förderung Neuer Musik komplett zurück. „Wir zwingen niemanden dazu, unser Geld anzunehmen“, heißt es aus der Zentrale der Musikstiftung. In Zukunft werde man sich dankbareren Fördergeldempfängern zuwenden wie der Atomforschung und der Volksmusik. Besonders schlimm trifft diese Entscheidung die Donaueschinger Tage für Neue Musik. Festival-Leiter Armin Köhler dazu: „In der bisherigen Form wird diese Veranstaltung nicht mehr durchzuführen sein, aber wir haben eine Lösung gefunden. Die nächsten Tage für Neue Musik finden in Mathias Spahlingers Garage auf Mallorca statt.“
Stuttgart: Im Rahmen seiner drastischen Sparmaßnahmen dampft der Südwestfunk seine drei symphonischen Apparate zu einem maximal zwanzigköpfigen Orchester ein. Wie Intendant Peter Boudgoust bei einem Kaviar-Casting im Festspielhaus Baden-Baden am Rande der Champagner-Bar verlautete, böte dieses Ensemble dann noch weitere Rationalisierungsmöglichkeiten: So seien im Rahmen eines Instrumenten-Sharings beispielsweise leicht zwei Streicher an einer Violine zu beschäftigen. Der eine bedient die Saiten, der andere streicht. „Am besten auch noch seine eigene Stelle“, so Boudgoust launig, ein Silberlöffelchen schwingend.
Bad Reichenhall: Die bei Klassik-Freunden hoch angesehenen Kammermusiktage finden dieses Jahr zum letzten Mal statt. Wie Sparkassen-Sprecher Aloysius Nimmersatt im Reichenhaller Kommerz-Boten verlautbarte, hätte die errechnete Wertschöpfung für die Gemeinde mit unter zehn Millionen Euro allgemeine Erwartungen nicht erfüllt. Bei einem Etat von fast hunderttausend Euro sei der Ertrag der Veranstaltungen unter den Gewinnerwartungen von tausend Prozent geblieben. Für läppische „hundert Riesen“ hätte man jetzt DJ Ötzi verpflichtet, von dem man sich eine deutlich bessere materielle Akzeptanz des einschlägigen Kur-Publikums erhoffen dürfe.
Berlin: Nachdem Deutschland seine Zustimmung zum weltweiten Handelsabkommen gegen Produktpiraterie, kurz ACTA, definitiv nicht unterzeichnet, basteln Bundesregierung und der Bundesverband Musikindustrie an einer eigenen Lösung unter dem Codenamen „Hortus musicus“. Danach soll der komplette Internet-Datenverkehr aus und nach Deutschland über einen einzigen zentralen Rechner im Atombunker unter dem Reichstag laufen. Auf diesem Wege lasse sich gut kontrollieren, dass es zu keinen strafbaren Handlungen in Sachen Urheberrecht käme. Die dafür nötige Technologie habe man kostenlos über Pirate-Bay aus China heruntergeladen, so Ober-Musikpatentwart Dieter Gorny.
München: Kultusminister Ludwig Spaenle hat die Unternehmensberatung McKinsey beauftragt, die Musiklehrpläne für alle Schularten neu zu verfassen. Das Ergebnis: der fünf Millionen Euro teuren zweiseitigen Expertise hat beim Bayerischen Finanzminister Markus Söder spontanen Jubel ausgelöst: Die empfohlene komplette Privatisierung des Musikunterrichts erspare dem Freistaat auf mittlere Sicht jährlich um die neunzig Millionen Euro, die zur Sanierung der Bayerischen Landesbank hochwillkommen sind.