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Kraftraubender, umjubelten Gig: Antonio Sanchez und seien band Migration beim BMW Welt Jazz Award. Foto: Ssirus W. Pakzad
Kraftraubender, umjubelten Gig: Antonio Sanchez und seien band Migration beim BMW Welt Jazz Award. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Einwanderer zwischen den Welten: Antonio Sanchez` „Migration“ beim BMW Welt Jazz Award

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Am Freitag Abend hatte Antonio Sanchez` Band „Migration“ noch in Mexiko City gespielt – am frühen Sonntagmorgen war dann bereits der Soundcheck für das Konzert beim BMW Welt Jazz Award angesetzt. Ab elf Uhr lieferte das Quartett des Drummers zwei hellwache Sets ab. Der Jetlag-Zusammenbruch kam erst im Taxi zum Hotel.

Für den Bandnamen „Migration“ gibt es eine Reihe von Gründen. Zum einen leben die Musiker – ein Mexikaner, ein Kalifornier, zwei Briten – in New York, einem Einwanderungs-Mekka, in dem die Kulturenvielfalt tobt. Zum anderen ist er eine Reflexion auf Antonio Sanchez` eigene Geschichte – er fühlte sich bei seinen Versuchen, eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA zu erlangen, oft wie ein Mensch zweiter Klasse, manchmal sogar wie Vieh behandelt. Und „Migration“ spielt natürlich auch darauf an, dass die vielen Einwanderer, vor allem aus Latein-Amerika, die US-Gesellschaft verändert haben – was sich unter anderem bei den letzten Wahlen bemerkbar machte.

Antonio Sanchez lebt seit gut zwanzig Jahren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 2014 wird er mehr als die Hälfte seines Lebens in den USA verbracht haben, wo sich sein Spiel deutlich wandelte. Größen wie Danilo Perez, Pat Metheny, Chick Corea, Michael Brecker oder Gary Burton engagierten den jungen Mexikaner und hatten einen direkten Einfluss darauf, wie er heute trommelt.

In der BMW Welt deutlich zu hören: Bei Sanchez mischen sich der forsche Puls New Yorks, der treibende Swing des Jazz, Polyrhythmen aus aller Welt, die Artenvielfalt lateinamerikanischer Zählzeiten und Betonungen. Mit stupender Technik (Sanchez war von allen Beteiligten des BMW Welt Jazz Awards sicher derjenige mit den ausgeprägtesten Fertigkeiten) lässt er alles hoch differenziert ineinander fließen – sogar in den leisesten Passagen meint man mehrere Drummer gleichzeitig agieren zu hören, die das Geschehen sensibel steuern.

Der Mann ist übrigens auch studierter Konzertpianist – was seine kompositorisch ausgereiften Stücke erklärt, die mal Coltrane ehren, mal wie eine rockige Referenz an Pat Metheny tönen, mal auf den kulturellen Hintergrund Sanchez` deuten, mal die Wucht des Gospel nutzen, mal ein Kabinettstückchen für punktgenaue Breaks und Einsätze sind.

Beim BMW Welt Jazz Award mit dem diesjährigen Thema „Leading Drums“ führte Antonio Sanchez seine Stücke mit drei Musikern auf, die alle selbst gefeierte Solisten, Bandleader, Tonsetzer, Charakterköpfe sind und zu New Yorks Besten gehören: David Binney, Altsaxofon, John Escreet, Piano und Rhodes, sowie Orlando Le Fleming, Bass (der kurz davor bereits mit Ari Hoenig am Wettbewerb teilnahm).

Als die Band nach dem kraftraubenden und umjubelten Gig das wohl verdiente Mittagessen einnahm, kam eine reifere Dame auf die Musiker zu und sagte: „Ich bin mir sicher, dass wir uns in ein paar Wochen wiedersehen und Sie das Finale gewinnen – I´ll keep my fingers crossed.“

Im 21. März wird bekannt gegeben, welche zwei Bands die Jury ins Finale des am 20. April über die Bühne gehenden BMW Welt Jazz Awards schickt. Meine Prognose: man wird sich wohl für einen Teilnehmer aus Übersee und einen aus Europa entscheiden.

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