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Nun bleibt der Vorhang drei Jahre lang geschlossen. Foto: Johannes Seyerlein/Staatstheater am Gärtnerplatz
Nun bleibt der Vorhang drei Jahre lang geschlossen. Foto: Johannes Seyerlein/Staatstheater am Gärtnerplatz
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Enderfolg nach schwierigem Beginn: Intendanzende, Bühnenfest und lange Renovierung am Münchner Gärtnerplatztheater

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München ist nicht Augsburg – diese Einsicht musste Intendant Ulrich Peters ab Herbst 2007 schmerzlich erfahren. Er wurde vom damaligen Kulturminister gleichsam in Gutsherrenmanier - ohne das übliche Bewerberkarussell samt Findungskommission für so ein öffentliches Amt - als „die beste Lösung“ präsentiert. Prompt büßte Peters diese Bevorzugung: womöglich aus der verhinderten kulturpolitischen Mitsprache bei der Kandidatensuche lehnte ihn die führende Tageszeitung lange grundsätzlich ab.

Hinzu kam Peters’ „Hoppla, jetzt komm’ ich“-Attitüde: eine wirbelige Eitelkeit samt jenem Schuss schicker Marketing-Sprache, der die Fachkritik störte. Zunächst beeindruckten weder Peters eigene noch Gastinszenierungen. Gleich in seiner ersten Spielzeit beging er auch den Fehler, eine Kinderoper des ehemaligen NS-Komponisten Bresgen ohne eingehendes Begleitprogramm ins Repertoire zu nehmen – in der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“ ein kulturpolitischer Missgriff, der erst in der Folgespielzeit mit einer „Anne Frank“-Produktion gegengewichtet wurde. Später kam es auch noch zu einer „Liebestrank“-Doppelung mit dem großen Bruder Staatsoper – also „Berliner Verhältnissen“, weil von einer kooperativen Kommunikation zwischen den beiden Intendanzen nichts zu spüren war.

Doch allmählich gelang dem promovierten Theaterprofi Peters die schwierige künstlerische Positionierung des Gärtnerplatztheaters: Alternatives zum Nationaltheater sowie zur rührigen Theaterakademie zu bieten, etwas für ergraute Operettenliebhabern an der Kasse, bei konkurrienden Musical-Gastspielen in Deutschem Theater, für ein eher traditionell orientiertes Abo-Publikum aus dem Umland und die quirlig-schicken neuen Anwohner des aufblühenden Glockenbach-Viertels. Zweimal wurden in München fehlende frühe Verdi-Opern ein beachtlicher Erfolg. Die englische Operette Marke „Gilbert & Sullivan“ war kennenzulernen. „La Cage aux Folles“, „Via la Mamma!“, „Der Zauberer von Oz“, „L’Italiana in Algeri“ oder „Grand Hotel“ zeigten die Spannweite von Musical bis zu Spieloper. Das „Junge Theater Gärtnerplatz“ unter Holger Seitz blühte. Hennig Paars „TanzTheaterMünchen“ gewann eigenes Profil.

Hinzu kamen Erfolge im Randrepertoire: „Das Märchen vom Zar Saltan“, „Die Sache Makropulos“, „Der Untergang des Hauses Usher“, „Die Liebe zu den drei Orangen“ und zuletzt „Joseph Süss“ gerieten zu lohnenden Alternativen zum Staatsopernspielplan – gipfelnd in Immo Karamans unvergesslich eindringlicher Inszenierung von Brittens „Death in Venice“, die weniger beim Abo-Publikum, dafür aber von Musiktheaterliebhabern so nachgefragt wurde, dass es eine zusätzliche Aufführungsserie gab. Dem standen „mittelprächtige“ Produktionen gegenüber, gerade im so schweren Bereich der klassischen Operette. Doch in den fünf Jahren der Intendanz Peters stiegen die verkauften Karten von rund 153 000 auf über 180 000, mit 80% Auslastung wurde der höchste Wert in 15 Jahren erreicht.

In der fulminanten Schlussgala servierte Marianne Larsen, die Leichen-Pie backende, hinreißende „Mrs. Lovett“ aus „Sweeney Todd“, eine Pastete: „Marode!“ war das Geschmacksurteil – „Dann ist es Gärtnerplatz!“ ihr lakonischer Kommentar: Die sanitär überfällige und sicherheitstechnisch unumgängliche Schließung des Hauses für eine wohl dreijährige Sanierung finanzieren die bayerischen Steuerzahler mit stattlichen 70 Millionen Euro – ein beeindruckendes Gegenbeispiel zum bundesweiten „Kultur-Kaputt-Sparen“. Für die Fortführung des Spielbetriebs wollte das Kunstministerium neue und in jede Richtung verjüngte „Köpfe“. Die Nichtverlängerung seines Vertrages kam für Peters und sein Team überraschend, doch gehören Wechsel im Theater „zum Geschäft“. Nun kommt es mit dem aus Klagenfurt engagierten Intendanten Joseph Köpplinger und dem herausragenden Dramaturgen Meier-Dörzenbach zu einem „Theater-Wanderzirkus“ an sechs verschiedenen Spielstätten in der Stadt – eine logistische Herausforderung, aber auch eine an das traditionelle Publikum.

Intendant Peters und Choreograph Paar, die entsprechende Positionen am Theater Münster übernehmen, boten nun einen bejubelten Querschnitt durch fünf Jahre Repertoire. Der Chor brillierte mit Pianissimo-Kultur. Stürmischen Jubel ernteten die „inVISIBLEs“: eine Ballett-Persiflage der seit 1973 im Haus tätigen Tanzstudienleiterin Artemis Sacantanis mit je vier Damen und Herren, die früher im Gärtnerplatz-Ballett tanzten und jetzt in anderen Abteilungen des Theaters unsichtbar tätig sind. Am Schluss gab es im Publikum lange „standing ovations“ für die große Werk-Bandbreite und den drei Stunden überspringenden Theater-Feuer aller Mitwirkenden. Bis zur 150-Jahr-Feier 2015 ist das Stammhaus nun Baustelle. Doch im Mai verabschiedet sich das bisherige Team mit Verdis „Falstaff“ im Prinzregententheater wohl tröstlich-spöttisch: „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“

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