Potsdam/Berlin - Die Seefestspiele vom 11. bis 28. August werden nicht wie geplant auf der Potsdamer Halbinsel Hermannswerder stattfinden, sondern in Berlin-Wannsee. Potsdam habe es «vergeigt», sagte der Vorsitzende der DEAG Deutsche Entertainment AG, Peter Schwenkow, am Donnerstag in Berlin. Auf einer 23 Meter breiten und knapp 17 Meter hohen Seebühne am südlichen Ende des Strandbades Wannsee soll Mozarts «Zauberflöte» in einer Neuinszenierung von Katharina Thalbach aufgeführt werden.
Hintergrund des kurzfristigen Spielstätten-Wechsels sind den Angaben zufolge anhaltende Proteste von Naturschützern, die bis zur Klage-Androhung reichten und die Genehmigung für das Kulturprojekt verzögerten. Der Abschluss des Verfahrens sei in Potsdam bis heute offen. Die Seefestspiele sollen sich ähnlich wie die erfolgreichen Bregenzer Festspiele auf dem Bodensee im Festspielkalender etablieren.
Schwenkow sagte, er sei seit 35 Jahren im Veranstaltungsgeschäft, so etwas wie in Potsdam habe er noch nicht erlebt. Die Veranstalter hätten mit allen Beteiligten gesprochen und auch alle Auflagen der Naturschützer sowie der Stadt Potsdam erfüllt. Er beklagte vor allem die fehlende politische Unterstützung.
Dagegen hätten die Berliner Bäderbetriebe (BBB) und der Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp (CDU), innerhalb von zwei Wochen reagiert. Kopp sagte seine «volle Unterstützung» bei der Realisierung der Festspiele zu. «Wir freuen uns, dass damit einer der schönsten Orte Berlins ins Blickfeld vieler Berliner, aber auch vieler Touristen rücken wird.»
Seebühne kommt am Wannsee besser zur Geltung
Intendant Christoph Dammann sagte, das künstlerische Konzept komme am Ufer des Wannsees erheblich besser zur Geltung. Das Bühnenbild in Form einer Pyramide brauche um sich herum Weite, Klarheit und Großzügigkeit, mit dem freien Blick über den Wannsee. Diese Großzügigkeit sei in Potsdam nur eingeschränkt vorhanden.
Unterdessen bedauerten die Brandenburger CDU, die TMB Tourismus-Marketing und die Potsdamer Hotellerie sowie die Wirtschaftsförderung die Verlegung der Festspiele. Potsdam habe «eine gute Chance vertan, sich über die Festspiele als internationaler Kulturstandort noch weiter zu etablieren», sagte TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte. «Über die Oper auf der Seebühne hätte sich Potsdam neben Berlin eigenständig positionieren können.»
Auch die Potsdamer Hotellerie ist über die Absage enttäuscht. Mit den Seefestspielen hätte ein weiteres überregional bedeutsames Kulturhighlight präsentiert werden können, das auch zusätzliche Übernachtungsgäste anlockt, bedauerte die Direktorin des Hotels Steigenberger Sanssouci, Gondra Wettley.
Der Chef der Wirtschaftsförderung der Potsdamer Verwaltung, Stefan Frerichs, sieht die Ursachen für das Scheitern des Projekts in der Grundstimmung gegen die Seefestspiele. Noch bevor überhaupt fachliche Gutachten und Pläne vorgelegen hätten, seien Proteste von Anwohnern und Umweltschützern laut geworden. Damit habe es Potsdam geschafft, die Veranstalter zu vergraulen. Bedauerlich sei der Rückzug auch, weil die Veranstalter ohne einen Cent öffentliche Mittel auskommen wollten.
SPD-Stadtverordnete kritisiert zu kurze Planungszeit
Dagegen wirft der Vorsitzende des Potsdamer Umweltausschusses, Pete Heuer, dem Veranstalter vor, zu spät mit den Planungen begonnen zu haben. «Für ein Vorhaben dieser Größe würde ich anderthalb bis zwei Jahre Vorlauf sehen.» Es sei aber erst im Spätsommer 2010 mit den Planungen begonnen worden. Das Risiko durch Klagen von Naturschützern bezeichnete Heuer als gering.