Witten/Dortmund - Wenn am kommenden Sonntag (17. Januar, 20.00 Uhr) das Pop-Oratorium «Die 10 Gebote» in der Dortmunder Westfalenhalle über die Bühne geht, erwartet Dieter Falk begeisterte Zuschauer und Zustände wie bei einem Gospelkonzert. «Da wird keiner sitzen bleiben, das reißt die Leute mit», verspricht der 50-jährige Produzent und Komponist, während er in die Tasten des Klaviers haut.
Sein dynamischer Anschlag an dem Instrument, den Falk für einen Fototermin in einer Wittener Kirche hinlegt, macht deutlich: Kirchliche Musik muss nicht immer gesetzt und distanziert sein, manchmal schlägt sie auch direkt in die Kniekehlen und zwingt zum Mitwippen.
Falk, der bereits für Musiker wie Pur, Monrose oder Paul Young Songs geschrieben hat, befindet sich derzeit im Probenfieber. Schließlich wird in wenigen Tagen das von ihm komponierte Pop-Oratorium uraufgeführt. «Das ist deutlich aufwendiger als eine CD-Produktion», gesteht der in Düsseldorf lebende Musiker, der auch durch seine Auftritte bei der Castingshow «Popstars» bekannt wurde.
Zudem ist die Veranstaltung, die den Auftakt des Kulturhauptstadt-Jahres in Dortmund bildet, eine Mega-Produktion - 2555 Sängerinnen und Sänger aus 90 Chören werden einen Chor bilden. Überdies treten ein großes Orchester, eine Band und zwölf Solisten auf. «Ein solches Pop-Oratorium hat es meines Wissens noch nicht gegeben», erklärt Falk. Das etwa eineinhalb Stunden lange Stück erzählt die Geschichte des Volkes Israel von der Berufung des Mose über den Auszug aus Ägypten bis zum Empfang der zehn Gebote am Berg Sinai. Zwei Kinder (darunter auch Falks Sohn Paul) führen als Erzähler durch die Handlung, die «Stimme Gottes» wird von dem Schauspieler Otto Sander interpretiert.
Die Musik reicht von Pop und Rock bis Gospel. Moses spielt der Musicaldarsteller Michael Eisenburger, als seine Frau Zipporah tritt Monrose-Sängerin Bahar auf. Dennoch sollen bei der Aufführung vor allem die Hobbysänger im Mittelpunkt stehen: «Hier ist der Chor der Hauptdarsteller», gesteht Falk.
Das Publikumsinteresse für das Stück ist auf jeden Fall sehr groß. Die Premiere für den Sonntag ist mit 9000 Besuchern bereits ausverkauft, für die Generalprobe am Samstag wurden bereits rund 7500 Karten abgesetzt. Zudem soll das Stück nach seiner Premiere in Dortmund noch an verschiedenen anderen Orten gezeigt werden. Ab 2013 soll es außerdem fest in einem Musicaltheater aufgeführt werden - wo, darf Falk derzeit noch nicht verraten.
Die Idee zu dem Musical hatte die Evangelische Kirche von Westfalen. Und mit Falk wurde nicht nur einer der bekanntesten deutschen Produzenten engagiert, sondern auch jemand mit «Stallgeruch» gewonnen. «Ich bin ja mit christlicher Musik großgeworden und habe selbst in einem Gospelchor gesungen», erklärt er. Als er von der Landeskirche gefragt wurde, musste er folglich nicht lange überlegen. Überdies konnte mit Michael Kunze als Texter ein renommierter Fachmann gewonnen werden. «Ich kenne Michael seit rund 20 Jahren. Es gibt keinen größeren Experten», sagt Falk.
Bei seiner Arbeit hatte sich Falk dann vor allem am Musical-Vorbild «Jesus Christ Superstar» orientiert. Er möchte mit dem Pop-Oratorium «Entertainment mit einer Message» bieten und die Allgemeingültigkeit der zehn Gebote deutlich machen. «Die Menschen haben die Freiheit, sich daran zu halten», betont er.
Betreut wird das Projekt von der Creativen Kirche, einer Tochtergesellschaft des evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten. «Dieter Falk ist jemand, der keine Berührungsängste hat, mit der Kirche zusammenzuarbeiten», sagt Matthias Otto, Sprecher der Creativen Kirche. Zudem spreche er die Chorsänger an und könne sie für das Projekt begeistern. «Er motiviert die Sängerinnen und Sänger richtig gut.»
Das liegt auch daran, dass Falk sich vor allem als Musiker versteht und seine Begeisterung dafür weitergibt. Er selbst sei zwar gläubig, verstehe sich aber nicht als «Holzhammer-Missionar», betont er. Nach seiner Ansicht ist es wichtig, dass sich Kirche auch mit ungewöhnlichen Projekten in der Öffentlichkeit darstellt. «So kann Kirche entmufft werden», betont er.