„Wer ist eigentlich Herr Krüger?“ – das war nach der Präsidenten-Wahl des Deutschen Musikrates in der Godesberger Stadthalle die auf Hochdeutsch am häufigsten geflüsterte Frage. Versehen mit dem Bildungs-Bonus, den Geburt und Wohnsitz in Bayern nun mal automatisch verleihen, konnte man antworten: tapferer Direktor des sich in schwierigen Fusionsverhandlungen mit der Musikhochschule befindlichen Münchener Richard-Strauss-Konservatoriums. Außerdem Vorsitzender einer eher unauffällig agierenden Arbeitsgemeinschaft deutscher Musikakademien und Konservatorien. Und Präsidiumsmitglied des Bayerischen Musikrates. Was freilich nicht viel heißt, weil dieses Gremium im Wesentlichen Erzherzog Wilfried Anton gehört, dem derzeit leider immer noch ungekrönten bayerischen Musikanten-Napoleon.
Und der gibt den Ton an. Diesmal sogar gesamtdeutsch. Listig nutzte der Kultur-Macchiavelli aus den Isar-Auen den psychisch und physisch immer noch zerrütteten Zustand der Generalversammlung für ein kleines Vergeltungs-Scharmützel. Da hatte es doch dieser Saupreiß, der elendige, malefitz-berlinerische Höppner Christian gewagt, aus den festgeschlossenen und zum Großteil dem Althergebrachten zugeneigten Landesfürsten-Reihen auszubrechen. Neumodische, revoluzzerische Ideen nicht nur auszusprechen sondern auch noch zu betreiben. Ja, wo gibt’s denn so was. Bei uns ned. Let’s go, Amigos, pack ma’s.
Ende des Komödienstadels, ein sachlicher Bericht zu dieser denk-würdigen (?) Veranstaltung befindet sich auf den Seiten 11 und 12 dieser Ausgabe. Bleibt nachzutarocken: Mit der Verabschiedung einer neuen Satzung hat der Souverän des Musikrates, die Generalversammlung, den Startpunkt für eine tiefgreifende, zukunftsverheißende Reform gesetzt. Den penetranten Bemühungen des Insolvenzverwalters, in Konfrontation mit den Geldgebern eine Vereinslösung durchzuboxen (weil sie ihm vielleicht eine lukrative längere Verweildauer sichert?), wurde die angemessene Abfuhr erteilt. Man darf dem frisch gewählten geschäftsführenden Präsidium zutrauen, dass es die Kraft hat, erste undemokratische Vernichtungsversuche des Insolvenzverwalters in Sachen GmbH-Lösung zu unterbinden.
Dem überraschenden, überraschten Präsidenten Martin Maria Krüger wünschen wir ein rasches Arbeitstempo – freien Kopf und mutiges Herz – sein Vize-Präsidenten-Team hat er selbst schon als Glücksfall bezeichnet. Zwei Menschen seien genannt, die durch ein Ehrenamtsverständnis, wie man es allen Funktionären des Musikrates zu seinem Segen wünschen möchte, den Neubeginn maßgeblich mitgestaltet haben: erst den jungen, Bruno Tetzner – allerfrischester Satzungs-Mastermind –, dann den jüngsten: Stefan Liebing, engagierter Vermittler, Vorantreiber und auch Vordenker. Ein starker neuer Musikrat wird das einmal zu würdigen wissen.