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Aus der Ruhe Kraft gewinnen: „Leading Drummer“ Jim Black beim BMW Welt Jazz Award 2013. Foto: Ssirus W. Pakzad
Aus der Ruhe Kraft gewinnen: „Leading Drummer“ Jim Black beim BMW Welt Jazz Award 2013. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Extrasystolen: Das Jim Black Trio gastierte zum Auftakt des 5. BMW Welt Jazz Awards

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Der BMW Welt Jazz Award bleibt ein Publikums-Magnet. Ein gewohntes Bild: Auch zum Auftakt des bereits fünften Durchgangs strömten wieder Hundertschaften trotz Schnee und Kälte zum Mittleren Ring, begehrten Einlass, warteten aber geduldig in der Schlange, bis sich die Pforten zum Doppelkegel der BMW Welt öffneten. Die, die einen Platz ergatterten, erlebten mit Jim Black aus New York vergangenen Sonntag einen ersten Anwärter auf 10.000 Euro Preisgeld und den Pokal des international beachteten Wettbewerbs. Der 45-Jährige ist einer von sieben Trommlern, die dem diesjährigen Motto „Leading Drums“ gerecht werden wollen.

An die Aufgaben eines Bandleaders trauten sich Schlagzeuger schon fast die ganze Jazzgeschichte hindurch heran. Oft waren sie waren Antreiber, Impulsgeber und auch Solisten ihrer Bands. Manch einer lebte in der Führungsrolle ein Ego aus, das der Musik nicht gut tat.

In den letzten Jahren begegnet uns immer häufiger ein ganz neuer Schlagzeuger-Typus. Er hat technisch Sachen drauf, die vor ein paar Dekaden noch als unspielbar gegolten hätten; trotzdem versteht er es, sich als Bandmitglied in die Musik zu integrieren und muss sich nicht dauernd mit Kapriolen in der Vordergrund trommeln. Dieser Neuzeit-Drummer hat sein Instrument am Konservatorium studiert. Dass er im Laufe der Ausbildung auch meist ein Zweitinstrument erlernen muss, hat vermutlich dazu geführt, dass ihm das Komponieren leichter fällt. Etliche unter den Schlagzeugern von heute sind filigrane Tonsetzer, die mehr liefern, als ein markantes Thema und einen Grund-Groove.

Jim Black ist ein solcher Drummer. Als Spieler sorgt er zwar für den Herzschlag, den Puls, baut aber stets kunstvolle Extrasystolen ein, die die Interaktion mit seinen Spielgefährten mächtig in Gang bringen.

Von Schlagzeugern erwartet man meist, dass sie mächtig Gas geben. Bei dem in Kalifornien geborenen, später in Seattle ansässigen und heute in New York lebenden Black aber entwickelt sich das Geschehen oft aus einer lyrischen Grundstimmung heraus. Aus der Ruhe gewinnt er Kraft. Mit dem jungen österreichischen, derzeit zwischen New York und Berlin pendelnden Pianisten Elias Stemeseder und dem Bassisten Chris Tordini spielt er eine aus vielen Quellen sich speisende Musik, die so gar nichts mit den üblichen Klaviertrios gemein hat – weder swingt Jim Black  schnurrend gleichförmig vor sich hin, noch erstickt er an Überambition und will das Rad neu erfinden. Konzentriert und sehr zwanglos spielt er das, was ihm in den Sinn kommt. Lineare, nicht zyklische Abläufe sorgen dabei für die eine oder andere Überraschung und manchen Spannungsmoment.

Nächsten Sonntag mischt sich Dejan Terzics „Melanoia“ in den Wettbewerb ein. Dieser Gruppe folgen die Quartette von Samuel Rohrer/ Daniel Erdmann (17.2.), Ari Hoenig (24.2.), Alfred Vogel („Die Glorreichen Sieben“, 10.3.) und Antonio Sanchez („Migration“, 17.3.). Das Finale findet am 20. April statt.

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