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Das Schiller Theater, Sitz der Staatsoper Berlin. Foto: Thomas Bartilla
Das Schiller Theater, Sitz der Staatsoper Berlin. Foto: Thomas Bartilla
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Fashion Week des zeitgenössischen Musiktheaters: ein Symposium zum Festival „Infektion“ der Berliner Staatsoper

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Ein Fazit vorab, das man mit Bestimmtheit aus dem zweitägigen Symposion im Rahmen des Festivals „Infektion“ ziehen kann: Tot ist die Oper nicht. Sonst würde das Thema „Musiktheater im 21. Jahrhundert“ die Gemüter eines altersmäßig gemischten Publikums nicht derart erhitzen.

Die Rolle des agent provocateur übernahm erwartungsgemäß Regisseur Michael von zur Mühlen, der seinem aus bekennenden 68er-Pauschalfragen bestehenden Vortrag ein unbekömmliches Satyrspiel folgen ließ: eine Fotoserie von Prominenten in großer Abendtoilette bei der Wozzeck-Premierenfeier der Staatsoper, begleitet von der Frage: Was machen wir hier eigentlich? Gala-Event-Kultur? Dies kam in so manchen falschen Hals. Berechtigt ist sie zwar, die Frage, was eine Kulturinstitution meint tun zu müssen, um sich in der Gesellschaft Beachtung zu verschaffen? Leider blieb der Referent seinem Publikum die Anworten schuldig, außer dass er auf Sozialkritik und gesellschaftspolitischer Relevanz im heutigen Musiktheater bestand, was sich in Relation zu den von ihm verursachten Wogen als etwas mager erwies.

Mit mehr Substanz und weniger Ideologie verschreibt sich die Librettistin Hannah Dübgen einem ähnlichen Ansatz. Die Relevanz für die heutige Welt und die Eignung für das Medium Musiktheater sind für sie die Hauptkriterien, die ein potenzieller Opernstoff erfüllen muss. Die Oper „Matsukaze“, die sie mit dem Komponisten Toshio Hosokawa gestaltet hat, trifft demnach ins Schwarze. Die Auseinandersetzung mit dem japanischen Nô-Theater garantiert die in einer globalisierten Welt relevante Interkulturalität. Die in der japanischen Kultur und Religion übermächtige Rolle der Natur – im Zeitalter von Fukoshima aktueller denn je. Was kann da noch schiefgehen?

Podiums- wie Publikumsgespräch zeichneten sich durch diffuse Uneinigkeit aus. Strömungen gab es sehr wohl zu erkennen, Bewegungen aber keine – dem steht schließlich der Pluralismus wirksam entgegen. Anything goes, nothing matters. Fern von jedem dogmatischen Marschroutendenken, offen für eigene Veränderung durch neue Musik zeigten sich vor allem die anwesenden Interpreten, die Sänger Georg Nigl und Sarah Maria Sun, aber auch die Regisseurin Reinhild Hoffmann beschrieb einen sehr undogmatischen Schaffensprozess mit viel Raum für Identifikation mit der Materie.

Die fundamentale Notwendigkeit der Oper bestätigte eine Stimme aus dem Publikum mit der simplen Forderung: wir wollen bewegt werden! - Im Kopf und im Herzen, fügte Hannah Dübgen hinzu, die sich in „Matsukase“ mit der heute aktuellen Kopf-Herz-Dualitätsproblematik befasst. Die Thematik mag zwar gerade aktuell sein, besteht aber schon seit einigen Jahrtausenden. Nicht umsonst vereinen die Griechen die Begriffe Geist und Herz in einem Wort: Psyche.

Immer wieder wurde es erwähnt: Qualität hat sich stets durchgesetzt. Warum nicht darauf bauen und das thematisieren, was einen selber bewegt? Als Teil einer Gesellschaft und einer Zeit spiegelt man diese automatisch. Die Überbewertung der Aktualitätsfrage zieht auch eine gewisse Fatalität mit sich; denn mit dem saisonalen Wandel der Aktualitäten fällt eben auch ein Werk, das auf dieser Prämisse aufbaut, schneller der Vergessenheit anheim.

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