Natürlich gibt es über die Geburtsstunde der Rockmusik tonnenweise Filmmaterial, Schnipsel und Dokumentationen. Nicht immer interessant, aber oft aufschlussreich. Die Dokumentation „British Blues Explosion – Als in England der Rock ausbrach“ zählt äußerlich zu den klassischen: Archivmaterial wurde greplündert, Zeitzeugen in neuem Facelift vor die Kamera gezogen, Schnipsel aus vergangenen TV-Sendungen recycelt und die Originalschauplätze wurden filmisch wir piktographisch eingestreut. Ein Potpourri, das zumindest hier stimmte. Regisseur Philip Priestley hat das Händchen gefunden, kurz vor der Langeweile einen Schnitt zu setzen.
Im Fokus stehen klar die Aushängeschilder der Briten: die Rolling Stones und die Beatles. Dazu stoßen die Hollies, die Animals oder die Yardbirds. Was dem Film gelingt ist, die Atmosphäre, die Aufbruchstimmung, das Aufgekratztsein der damaligen Zeit einzufangen. Auch der Weg der British Blues Explosion, die zur viel zitierten „British Invasion“ in Amerika führte, wird ergiebig behandelt. Spannend vor allem die Erinnerungen der Protagonisten, vom Musiker bis zum Roadie, wie die Szene sich entwickelte, wo man sich traf, ob es Konkurrenzdenken gab und wie jeder einzelne mit den neu verdienten Ruhm umging.
Mit genau 60 Minuten Laufzeit fand Regisseur Philip Priesley ein annehmbares Zeitmaß. Der Abstand zwischen Beweihräucherung und Beliebigkeit ist groß genug, auf altkluge Kommentare wird verzichtet und so darf man „British Blues Explosion – Als in England der Rock ausbrach“ als gelungene und passgenaue Dokumentation bezeichnen.
Wiederholungen:
22.08.2010 um 11:00 und 27.08.2010 um 01:45
British Blues Explosion (Frankreich, 2010, 59mn)
Regie: Philip Priestley