Prince und Michael Jackson regierten die musikalischen Achtziger. Auf „Thriller“ folgte „Purple Rain“. Unzählige weitere Duelle der beiden Künstler schlossen sich an. Das Doppelporträt von Michael Jackson und Prince macht noch einmal deutlich, mit welcher Macht, mit welchem Egoismus die beiden ihre Karriere organisierten und durchdrückten.
Klar wird nach 65 Minuten ferner, dass beide einen an der Klatsche hatten. Beziehungsweise haben. Irgendwo und irgendwann verloren sie den Kontakt zur Welt. Wohl ausgewählte Zeitzeugen, darunter Mitglieder von Princes Band „The Revolution“, sein Tourmanager oder Michael Jacksons einzig autorisierter Biograf kommentieren den Werdegang der Stars. Müssen aber zugeben, dass sie weder das Entrücken der beiden bremsen, noch den exakten Zeitpunkt des Knock-outs feststellen konnten. Von einem auf den anderen Tag waren sie eben komisch. Anders als die Nacht zuvor.
Das Doppelportrait ergründet Fakten durch Gespräche mit Journalisten der amerikanischen Musikpresse, verzichtet auf das Auswälzen von Boulevard-Gerüchten und widmet sich überwiegend dem künstlerischen Schaffen der Kontrahenten. Gegensätze werden seziert, Gemeinsamkeiten aufgetan. Aber doch wieder verworfen. Weil im Endeffekt keine vorhanden waren und selbst im Sinne der gemeinsamen Hautfarbe nicht konstruiert werden konnten. Einerseits der geniale Performer Jackson, andererseits der geniale Instrumentalist und Komponist Prince.
Die konträren Positionen stehen immer wieder im Mittelpunkt des Films, der die Protagonisten und Personen aus dem Umfeld beider frei erzählen lässt. Sie erinnern sich an Geschichten (Prince schlich sie inkognito auf Jacksons Konzert) oder geben Anekdoten zum Besten. Zum Beispiel, die, dass Michael Jackson den Song „Bad“ ursprünglich als Duett mit Prince aufnehmen wollte. Der wiederum hörte den Song und antwortete lapidar: „Nicht mein Niveau“. Absolute Funkstille herrschte von diesem Augenblick an. Michael Jackson flüchtete nach außen in kosmetische Operationen und zur Schau gestellten Reichtum, Prince flüchtet nach innen, baute 1987 eine alte Lagerhalle in Minneapolis zum Multimedia-Tonstudio um. Und scheint es seit damals nicht mehr verlassen zu haben.
Ein mehr als gelungenes Doppelportrait. Anständig recherchiert, Fakten basiert und ohne den Anspruch etwas beweisen zu wollen. Und damit ist „Doctor Prince & Mister Jackson“ auch noch unterhaltsam.
Doctor Prince und Mister Jackson
Sonntag 9. August 2009, 17.50 Uhr, ARTE (keine Wiederholungen)
(Frankreich, 2009, 65mn)