An und für sich lässt sich gegen das 3Sat – Ostergeschenk nichts sagen. Allerdings sind die Uhrzeiten der gezeigten Konzerte schon als grenzwertig oder gar fahrlässig zu beurteilen. Wer mag bitte um diese Uhrzeit aufstehen oder bis dahin wachbleiben? Dazu am Osterwochenende? Fragwürdig - aber wenn schon mal Pop/Rockmusik kommt, ist man sowieso erst mal dankbar. Im folgenden geschwinde Konzertberichte über drei grundverschiedene aber dennoch sehenswerte Livemitschnitte in Ton und Bild.
Samstag, den 11.04.2009, 03:20 Uhr
Queen: Live at Wembley Stadium, London, England, 1986
Regie: Gavin Taylor
Über Freddie Mercury, John Deacon, Brian May und Roger Taylor alias Queen dürfte mittlerweile alles geschrieben sein. Beim gezeigten Konzert handelt es sich um ein Open-Air-Konzert im Londoner Wembley Stadion aus dem Jahr 1986, genau gesagt um zwei Konzrerte vom 11. und 12. Juli, die zusammengeworfen wurden. Interessant: Es waren zwei der letzten Konzerte, die Queen je spielen sollten. Bis zu Mercurys Tod im November 1991 folgten nur noch vier weitere Konzerte.
Imposant auch bei diesem Queen Konzert: Freddie Mercury, der die gesamte Bühne, die 100.000Menschen und definitiv die Band mit seiner Dominaz, Extravanganz und seinem Können führt, leitet und auch kontrolliert. Ohne Zweifel scheint Frontmann einer Rockband die einzig vernünftige Berufswahl für Mercury gewesen zu sein. Allein ihn bei diesem Konzert zu beobachten, nochmal seine Gesten und Ausdrücke zu studieren, ist ein Erlebnis. Gemessen am Alter der Produktion ist „Queen: Live at Wembley Stadium“ ein mehr als achtbares Werk, das sich nicht wirklich vor manchen zeitgenössischen Veröffentlichungen verstecken muss. Der Konzertmitschnitt ist im Übrigen auch als DVD mit zusätzlichem Bonusmaterial zu erwerben.
Samstag, den 11.04.2009, 04:15 Uhr
Mike & The Mechanics & Paul Carrack: Live at Shepherds Bush, London, England, 2004
Regie: Perry Joseph
1985 hatte Genesis-Mitglied Mike Rutherford die nicht unkluge Idee „Mike & The Mechanics“ neben der Arbeit mit Phil Collins und Tony Banks zu gründen. Gerne erinnern wir uns an Hits wie „Silent Running“ oder „Another Cup Of Coffee“. Markant an „Mike & The Mechanics“: Die beiden Leadsänger Paul Carrack und Paul Young, die jedem Song seinen individuellen Stempel verpassten. Viel zu früh verstarb Paul Young im Juli 2000, die Band benötigte knapp vier Jahre um wieder auf die Beine zu kommen und veröffentlichte 2004 – mit Paul Carrack als Leadsänger – das Studioalbum „Rewired“. Bei der Tour zum vorher geannten Album wurde dann das Konzert „Live at Londons Shepherds Bush“ aufgezeichnet. Zu Recht. Die Songwriterband präsentiert auf angenehme Weise nicht sich, sondern ihre Songs. Dass die wiederum auch abseits der bekannten Hits voller Spannung und Originalität sind, vergisst man leider all zu oft. Schöner Konzertabend mit überzeugenden Songs wie Musikern, der ebenfalls auf DVD unter dem Titel „Mike & The Mechanics & Paul Carrack - Live At Shepherds Bush London“ erschienen ist.
Samstag, den 11.04.2009, 05:00 Uhr
Wolf Maahn: Direkt ins Blut 2, Dierks-Studios in Stommeln, Deutschland 2007
Regie: Gerd F. Schultze
Wer Wolf Maahn nur vom Hörensagen kennt und sich bisher nicht getraut hat oder entschliessen konnte, sich ein Album zu kaufen, dem kann „Direkt ins Blut 2 (Unplugged)“ als Einstiegsdroge empfohlen werden: Handgemachte, ehrlich gemeinte, deutschsprachige Musik mit Blues, Herz und Seele. Klingt natürlich tödlich abgedroschen, doch jeder Superlativ würde Wolf Maahns Flair zunichte machen.
Bereits im Dezember 1993 veröffentlicht Maahn mit „Direkt ins Blut“ das erste Unplugged-Album eines deutschen Künstlers, 2007 wird „Direkt ins Blut 2“ quasi fortgesetzt. Überraschungsgäste machen das Erlebnis perfekt, mit dabei sind Tatort-Kommissar Dietmar Bär, Henni Nachtsheim oder Gitarrist Carl Carlton. Mit der Aufforderung „Anschauen“ ist es leider nicht getan, denn wiederholt wird das Konzert wohl eher nicht so schnell. Dafür sind beide „Direkt ins Blut“-Projekte käuflich zu erwerben. Als DVD. Sollte man machen.