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Auf den Brücken und zu Wasser: Musik für Fortbewegungsmittel und 20 KlangTräger durch das Umland von Eisenach mit Musik von Zoro Babel, Daniel Ott, Kirsten Reese, Erwin Stache und Enrico Stolzenburg. Foto: Martin Hufner
Auf den Brücken und zu Wasser: Musik für Fortbewegungsmittel und 20 KlangTräger durch das Umland von Eisenach mit Musik von Zoro Babel, Daniel Ott, Kirsten Reese, Erwin Stache und Enrico Stolzenburg. Foto: Martin Hufner
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Fernzug, nah: Eindrücke des „sounding D“-Zugbegleiters Theo Geißler

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Achtung: Es folgt an dieser Stelle kein womöglich erwarteter Hau-Drauf-und-Schlag-Tot-Text, sondern eher ein konventionelles, sich mit Heftschwerpunkten befassendes Editorial. Vorsicht: Es geht auch um das Projekt „sounding D“ des „Netzwerks Neue Musik“. Da sind wir Medienpartner – und insofern bei einschlägig misstrauischen Kreisen sofort im Verdacht, wir hätten uns kaufen lassen. Das haben schon manch Reichere versucht – und regelmäßig von uns eins übergezogen bekommen.

Was in der Kooperation mit dem Netzwerk – zumindest mich betreffend – passiert ist: Ich bin in einem schwierigen, längeren Kennenlern-Prozess und als Begleiter des „sounding D“-Zuges vom Medienpartner zum überzeugten Mitstreiter geworden.

Die Deutschland-Tournee des von Robin Minard und seinem Team ebenso phantasievoll wie effektiv bestückten Klang-Zuges war in meinen Ohren und Augen, im Rahmen meiner kultur- und musikpolitischen Erfahrung, die beste Vermittlungs-,  ja auch Marketing-Maßnahme, die der zeitgenössischen und der Zukunftsmusik seit langem, vielleicht je – widerfahren ist. Natürlich werden die Puristen jetzt aufjaulen und zetern, wahre Kunst bedürfe keiner Vermittlung. Wie arrogant, wie klein.

Die wir alle schon im Kindergarten mit dem ersten Sparschwein gesegnet und in der Schule als künftige wertvolle Mitglieder im herrschenden Betriebssystem unserer Gesellschaft von der Notwendigkeit des Börsen-Barometers überzeugt wurden, die wir fast alle grobe Lücken in der Bildung unserer Sinne, unseres ästhetischen Empfindens als „Preis“ dafür hinnehmen mussten: Wie anders sollten wir, ein wenig Neugier noch vorausgesetzt, mit den fern und fremd gewordenen Zukunfts-Werkstätten der Klänge in glaubwürdige Berührung kommen, als durch solch ein scheints aberwitziges, kluges Projekt (unsere Schul- und Medien-Realität im Blick). Kritische Berichterstattung findet sich in diesem Heft – wobei andere zentrale Ereignisse zeitgenössischer Musik, Donaueschingen, Ruhrtriennale, Luzern, Akademie der Künste Berlin, musica viva – nicht zu kurz kommen.

Ein paar Worte zu einigen maulenden Avantgarde-Boliden, die sich fördertechnisch zu kurz gekommen fühlen, weil sie materiell und/oder inhaltlich durch die Maschen des Netzwerkes gefallen sind – und zu drei eigentlich naheliegenden Kooperations-Organisationen: Es werden neue Netzwerkprojekte weiterleben und neue Aufführungsflächen schaffen auch für Komponistinnen und Komponisten, die bis jetzt noch nicht dabei waren, Interpreten eingeschlossen. Neid jedenfalls hilft nicht weiter. Dass ausgerechnet ein Vorstandsmitglied des Deutschen Komponistenverbandes sich nicht entdummte, einen Klagebrief an den Kulturstaatsminister zu senden, in dem er die Vergabepraxis der Kulturstiftung  und des Netzwerkes geißelte, beweist den fragwürdigen mentalen Zustand  eines gewissen Teiles der Zunft. Partner GEMA? Fehlanzeige. Ihr Kerngeschäft bleibt kulturfern. Und der Deutsche Musikrat? Abwesend. Hält seine Mitgliederversammlung traditionsgemäß am Donaueschingen-Wochenende in Berlin ab. Das passt. Also: Erstmal auf zur Donauquelle, wo Musik lebt...

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