Wollen wir Frauen wirklich die Quote? Die Antworten der in der vorliegenden nmz-Ausgabe befragten Frauen lauten ziemlich deutlich: Ja – oder zumindest: Ja, aber… Ungeliebt – und trotzdem nötig, obwohl doch an und für sich schon diskriminierend? Schaffen wir uns durch eine vorgegebene Regelung den nötigen Respekt, den wir uns wünschen? Die nötige Gleichstellung, wenn es um Karriere, Anerkennung und Bezahlung geht? Ist es eine Frage des Selbstbewusstseins, wenn wir für eine Quote eintreten – oder zeugt dieses Eintreten eher von mangelndem Standing – nach dem Motto: Anders schaffen wir es eben nicht?
Seit der Deutsche Kulturrat seine Studie „Frauen in Kultur und Medien“ veröffentlich hat, ist das Thema in aller Munde. Und auch wir beschäftigen uns in dieser Ausgabe der nmz mit der „Frauenfrage“ – auf den neuen Themenseiten, mit denen wir zukünftig in jeder Ausgabe Schwerpunkte setzen sowie Debatten anstoßen und verfolgen wollen. Die Artikel, Statements und Interviews ebenso wie viele „am Rande“ geführte Gespräche bringen teils Überraschendes zutage. Zum Beispiel, dass Männer offenbar viel stärker darin sind, Netzwerke zu bilden als Frauen: Netzwerke, die in Fragen der Karriereplanung und -realisierung von nicht zu unterschätzendem Wert sind. Sind wir Frauen etwa „stutenbissiger“? Oder müssen wir uns, wie Brigitta Muntendorf es im Interview sagt, einfach noch mehr beweisen, weil man uns über Jahrhunderte vermittelt hat, dass wir eben vieles nicht so gut können wie die Männer?
Weiter überraschend: Die Rollenverteilung innerhalb der Familie ist nach wie vor eine meist konservative. Viele Frauen, auch „gestandene“, beklagen, dass sie die viel größere Zweitaufgabe der Familienmanagerin übernehmen (wollen oder müssen).
Auffallend ist auch, dass Frauen durchaus selbstkritischer an das Thema herangehen als noch die heute eher negativ konnotierten „Feministinnen“ der 1970er- und 1980er-Jahre (die uns aber doch so einen guten Weg geebnet haben). Wir stellen nicht mehr nur die Schuldfrage, sondern schauen auch, was wir selbst dazu beitragen, dass wir in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind, dass kreative Frauen oft weniger wahrgenommen, seltener engagiert werden und weniger verdienen. Das wiederum sollten Männer anerkennen und mit uns gemeinsam intelligente Ideen entwickeln, wie wir die Situation verbessern. Denn klar ist: Frauen tun Kunst und Kultur, tun auch Verbänden und deren Leitungsgremien sehr gut. Und klar ist auch: Es liegt noch Vieles im Argen, wenn es um die Position von Frauen in Kunst und Kultur geht.
Das hat auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters, deren Ministerium die Kulturratsstudie finanziert hat, erkannt. Vielleicht, so erklärte sie bei der Präsentation der Studie, liege das ja auch daran, dass wir Frauen nach wie vor gerne gefallen wollen und dass wir meinen, das könne gelingen, indem wir oftmals zurückstecken. Die Konsequenz müsste dann lauten: Lasst und einfach mal ein bisschen weniger gefallen! Langfristig wird das auch den Männern gefallen. Und vielleicht ist das ja ein besserer Weg als die Quote…