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Auf dem Weg der Zerstörung. Foto: Hufner
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Freie Theaterszene kritisiert Mittel-Vergabe – Eine Umfrage

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Sachsen-Anhalt: Von Goethe bis Comedy: Für die freien Theater im Land stehen 2014 nach Angaben des Kultusministeriums rund 512.000 Euro zur Verfügung. Das Geld ist nach Ansicht des Landeszentrums Spiel und Theater Sachsen-Anhalt ein wichtiger Baustein in der Theaterförderung – doch die Vergabe sei leider nicht ausreichend transparent und eine langfristige Planung über mehrere Jahre nicht möglich.

Die Schauspieler der Freien Szene verdienen nur wenig oder nichts, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. „Teilweise gibt es Stundenlöhne, die Heulen und Zähneklappern hervorrufen“, sagte der Geschäftsführer des Landeszentrums Spiel und Theater Sachsen-Anhalt, Stephan Behrmann, in Magdeburg.

Das Theater Mandroschke in Halle versucht, am Ende des Monats eine schwarze Null zu erreichen. „Sonst muss ich mein Portemonnaie öffnen“, sagte einer der drei Initiatoren des vor zwei Jahren gegründeten freien Theaters, Jan Frenkel. Es finanziert sich lediglich über Eintrittsgeld.

Auch andere freie Theatergruppen haben zu kämpfen. „Unsere Auftritte sollten unsere Bekanntheit steigern, aber Geld haben wir kaum eingespielt“, sagte Schauspieler Ralf Gleisberg vom Herzsprung Theater in Magdeburg. Am Freitag hatte das Zwei-Mann-Ensemble seinen vorerst letzten Auftritt. Das habe aber vorrangig private Gründe, hieß es.

Monatlich habe das Duo ein improvisatorisches Stück aufgeführt. Bis zu 30 Besucher seien gekommen. Feste Eintrittspreise habe es am Ende nicht mehr gegeben. „Wir haben einfach Briefumschläge verteilt, in die jeder nach dem Auftritt so viel legen konnte, wie er wollte“, so Gleisberg. Von den Einnahmen bezahlten sie Gage, Miete und Co.

Ein Mal im Jahr können Theatermacher eine Kulturförderung für Projekte, die im Landesinteresse stehen, beantragen. „Das ist zwar ein wichtiger Baustein“, sagte Behrmann. Doch sei häufig im April noch nicht klar, ob und in welcher Höhe die Anträge bewilligt werden.

Die Theaterleute könnten nicht ausreichend planen. „Insbesondere für Produktionen in der ersten Jahreshälfte wird es häufig extrem eng“, so Behrmann.

Doch die Szene lässt sich nicht unterkriegen. Immer wieder sprießen neue Gruppen aus dem Boden, auch abseits der Theaterhochburgen Magdeburg und Halle, wie Behrmann sagte. Im Harz etwa versuche der Verein Kulturrevier Harz ein Theaterfestival zu etablieren, erklärte der Vorstandsvorsitzende Janek Liebetruth. In diesem Jahr seien die Bemühungen vorerst gescheitert. Das Land habe keine Fördermittel bewilligt.

Im kommenden Jahr rechne der Verein mit mehr Erfolg, so Liebetruth. Drei bis vier Produktionen - so etwa „Der Besuch der alten Dame“ - könnten dann auf der Waldbühne Benneckenstein zu sehen sein. Ziel sei es, die Theaterkultur im Harz zu bereichern und die Waldbühne langfristig zu beleben. Als Vorgeschmack zeigten einige Schauspieler bereits in diesem Jahr ein kleines Rahmenprogramm im August.

Förderung freier Theater in Thüringen konstant, aber eng

Die freien Theater der Amateure und Profis in Thüringen müssen jeden Cent umdrehen, um durchzukommen. «Alle müssen kämpfen», sagte der Geschäftsführer des Thüringer Theaterverbandes, Mathias Baier, in Rudolstadt. Während die Förderung vom Land konstant sei, werde es bei Kommunen eher weniger. Manchmal kann ein Projekt schon an fehlenden 2.000 oder 3.000 Euro scheitern, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Vieles sei mit heißer Nadel gestrickt, sagte Timo Bamberger vom Theater am Markt Eisenach. 2014 unterstützt das Kulturministerium Projekte mit insgesamt 425.000 Euro.

Brandenburgs Freie Theater erhalten jährlich Millionenförderung

Die 26 Freien Theater des Landes Brandenburg sind jährlich auf mehrere Millionen Euro Förderung angewiesen. Nur etwa ein Drittel ihres Etats kann durch die Einnahmen gedeckt werden. Das ergab eine dpa-Umfrage. «Unsere finanzielle Lage ist stabil», sagte der Geschäftsführer des Landesverbands Freier Theater, Frank Reich. Den Löwenanteil der Förderung tragen die märkischen Kommunen, die die Freien Theater pro Jahr mit fast 1,5 Millionen Euro unterstützen. Das Kulturministerium in Potsdam förderte sie 2013 mit 808.000 Euro. Ab 2015 sollen es 850.000 Euro werden, so ein Ministeriumssprecher.

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