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Stéphane Denève. Foto: SWR/Thomas Müller
Stéphane Denève. Foto: SWR/Thomas Müller
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Frischer Wind: Stéphane Denève gibt seinen Einstand als Chefdirigent des Radio Sinfonieorchesters Stuttgart

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Mit Spannung erwartet und beobachtet von so mancher Kulturprominenz fand diesmal die Saisoneröffnung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart (RSO) statt. Denn am Dirigierpult im vollbesetzten Beethovensaal stand Stéphane Denève, Sir Roger Norringtons Nachfolger als Chefdirigent des RSO.

Wie Norrington, aber auf ganz andere Weise sucht auch der Franzose den Kontakt zum Publikum und plauderte nach der Pause in fließendem Deutsch über die ausgewählten Werke. Dass er ausgerechnet mit Richard Strauss' "Heldenleben", das zuvor erklungen war, seine "Liebe" und seinen "Respekt für das deutsche Repertoire" beweisen will, befremdet zunächst. In dieser merkwürdigen Tondichtung, deren oft schwer erträgliches Pathos den Größenwahn der wilhelminischen Epoche widerspiegelt und in welcher der Schriftsteller Romain Rolland einst "Deutschlands Krankheitskeime" sprießen hörte ("einen Wahnsinn des Hochmuts, einen Ichglauben und eine Verachtung der anderen") – darin sieht Denève das typisch deutsche Repertoire? Ist der Mann ein Spaßvogel oder einfach nur naiv?

Indes, im Verein mit dem differenziert und sicher sich artikulierenden RSO gelang es dem Lockenkopf mit kräftiger und angespannter Gestik, dem Pathos seine Hohlheit zu nehmen und beides in den Hintergrund zu drängen. Denève hat gute Ohren und ein ausgeprägtes Gespür für die Klangbalance im Orchester. Und so machte das RSO in Denèves Leitung die kompositorischen Raffinessen der Partitur hörbar bis in jene feinsten Strukturen,  die sonst oft genug im Bombast untergehen.

Dadurch entwickelte das Stück durchaus eine sinfonische Logik, der man unabhängig vom implizierten Inhalt folgen konnte. Nicht nur die wunderschön gespielten Violinsoli der Konzertmeisterin Mila Georgieva sorgten vor allem in den episch-ruhigen Abschnitten immer wieder für ohrenfesselnde Momente.

War das "Heldenleben" überstanden, ging es ohnehin entspannter weiter. Im 2006 komponierten Violinkonzert des finnischen Komponisten Magnus Lindberg konnte die junge Geigensolistin Alina Pogostkina mit expressivem Gesang, filigraner Verzierungskunst und viel Klangfantasie auf sich aufmerksam machen. Lindberg ist es in seiner Komposition überzeugend gelungen, die alte Form durch neue Klänge zum Leben zu erwecken. Auf neoromantische Expressivität verzichtet er freilich nicht ganz. Das Orchester ist hier weniger Dialogpartner als Klangmantel des Soloparts. Es greift dessen Impulse auf, vergrößert und reflektiert sie, bricht es zuweilen auf in schillernde Flächen.

Das passte gut zur folgenden zweiten der beiden Orchestersuiten, die Maurice Ravel aus seinem Ballett "Daphnis und Chloé" zusammengestellt hat. Mit diesem Werk seines Landmannes bot Denève dann den wohl beeindruckendsten Einblick in das, was man zukünftig von ihm erwarten darf. Eine wahre Farbexplosion entfachten hier Stuttgarts Radio-Sinfoniker, einen Orchesterklang von berauschender und ekstatischer Schönheit, der doch bis in die unscheinbarsten Äderchen der Partitur durchhörbar blieb – was für die Umsetzung des farblich extrem fein aufgefächerten Instrumentenspektrums unabdingbar ist. Perfekter jedenfalls kann man die Meisterschaft Ravels, des vielleicht größten Instrumentationskünstlers der Musikgeschichte, nicht zu ihrem Recht kommen lassen. Ein gelungener, zu Recht bejubelter Einstand des neuen Chefdirigenten.

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