Zum vierten Mal treffen sich in Halle an der Saale „Women in Jazz“; das fünftägige Festival ist Jazzmusikerinnen und -Sängerinnen gewidmet. Dabei sind die Festivalgründer zwei Hallenser Herren: der Konzertveranstalter Ulf Herden und der Kommunikationswirt Janis Kapetsis. „Frauen sind in den letzten Jahren im Jazz stärker geworden“, begründet Kapetsis die besondere inhaltliche Ausrichtung. „Aber ihre Auftrittsmöglichkeiten halten damit nicht unbedingt Schritt. Wir wollen den Musikerinnen die ihnen gebührende Plattform bieten.“
Warum aber machen dann Sängerinnen zwei Drittel der Programme aus? Diese haben es doch im Jazz seit jeher einfacher als ihre musizierenden Kolleginnen. Die ersten drei Festival-Jahrgänge waren international geprägt; nun wolle man „das Jazzland Deutschland entdecken“, so Herden. Von den insgesamt neun Acts werden sechs von Künstlerinnen bestritten, die in Deutschland ihren Wohnsitzt haben. Bekanntester Gast ist diesmal die Saxophonistin Candy Dulfer. Eine grenzüberschreitende Anreise werden auch die japanische Pianistin Makiko Hiribayashi und die singende Blue-Note-Neuentdeckung Caecilie Norby – beide leben in Dänemark – auf sich nehmen.
Es sei allerdings ein Vorurteil, dass in Halle nur Frauen auf der Bühne ständen, meint Ulf Herden. „Musikerinnen stellen hier ihre eigenen Projekte vor; und natürlich entscheiden sie sich manchmal, mit männlichen Kollegen zu arbeiten.“
Auch ein Projekt des Deutschen Musikrats tritt in Halle an: das 1988 gegründete Bundesjazzorchester, das derzeit nur zwei weibliche Mitglieder hat. Dieser Anteil wird in Halle prominent aufgestockt: „Das BuJazzO erarbeitet hier ein neues Programm mit der Pianistin Julia Hülsmann und der Saxophonistin Meike Goosmann“, erklärt Peter Ortmann, Geschäftsführer des Musikrats. „Gespielt werden Kompositionen der beiden Gastmusikerinnen.“
Drei der Konzertabende finden in der Oper mit ihren über 700 Sitzplätzen statt. Das Abschlusskonzert bestreitet Uschi Brüning in der Konzerthalle Ulrichskirche. Dabei kehrt die Sängerin in die Siebziger und Achtziger zurück und widmet sich einer „alten Liebe“, deutschsprachigen Jazzsongs. Nach Texten von Eva Strittmatter beispielsweise, oder von Gisela Steineckert, die schon vom legendären ostdeutschen Bandleader Günther Fischer in Melodien gefasst wurden.
„Women in Jazz“ wird von einem vielfältigen und umfangreichen Begleitprogramm flankiert. Es gibt Ausstellungen, eine Filmnacht, Veranstaltungen für Kinder oder Jam Sessions in den lokalen Clubs. Die Aktion „City Jazz“ verwandelt am 7. Februar die gesamte Innenstadt in eine Jazzmeile. Musiker aus der Region spielen in Geschäften, Straßenbahnen oder im Kaufhaus. „Wir wollen die Leute vor den Rolltreppen abholen“ sagt Festivalleiter Ulf Herden.
Kein Wunder, dass „Women in Jazz“ auch auswärtige Gäste anzieht. „15 Prozent der Konzertbesucher reisten im vergangenen Jahr von anderswo nach Halle“, sagt Festivalleiter Ulf Herden, der in diesem Jahr steigende Besucherzahlen erwartet und stolz auf die Auslastung von 80 bis 90 Prozent verweist. „Vielleicht werden wir noch zum Hoffenheim des Jazz“, lächelt er.
„Women in Jazz“, 4. bis 8. Februar in Halle (Saale)
Vorverkauf über alle CTS-Eventim-Filialen und im Internet unter www.womeninjazz.de