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Generation Jein

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Blitz und Donner, Rauch aus 200 Nebelmaschinen, dröhnende Bässe und inmitten dieses von den allohnmächtigen Medien inszenierten Chaos ein tänzelnder Daniel Küblböck, Alexander, Jeanette Biedermann, Lieschen Müller.

Wir sind politikverdrossen, lieben wieder unsere Eltern und meinen das, was es zu meinen gilt. Kreativität wird im Keim erstickt, wir sind die Generation der Jeinsager, die Kompromissbereiten. Individualität bekommt in diesen Tagen einen neuen Stellenwert zugeschrieben; ich bin schwul, ich bin tätowiert, gepierct – einzigartig.

Sozialer Egoismus, eine moralisch gefährliche Mischung mit dem Hang zur Heuchlerei, auf der anderen Seite völlig kraftlos, weil alle Substanz am Ego verloren geht. Durchaus aber gibt es ein Bewusstsein darüber, dass die Feuilletongesellschaft tot ist, die ohnehin nur von unseren Vätern gegründet und von uns, mit uns verkauft wird.

Existenziell gibt es keine Bedrohung und so äußert sich der Zeitgeist vor allem in Musik, die mit ihrer Geburtsstunde bereits gestorben ist. Es bleibt die Frage, wie lange die alten Herren der Industrie ihre Teenie-Marionetten noch tanzen lassen, zum Rebellieren sind wir zu müde, zum Aufstand gegen die verkalkten Strukturen zur sehr auf das eigene Wohl bedacht, gerissen vielleicht. Eine gesicherte Zukunft, das Lebensziel aus der Konserve mit 50 Cent Pfand. Den Bon haben wir verloren.

Deutschland im Winterschlaf. Der Tiefpunkt ist erreicht, und so warten wir generationenvereint auf den Aufschwung in jeder Hinsicht. Dass er kommen muss, steht außer Frage und so feiern wir mit improvisierter, eher aufgesetzter guter Laune der Stunde Null entgegen. MTV- und Partygeneration sind blind aufgeworfene Schlagworte, totgeredet und nie hinterfragt in allen Talkrunden.

Wo andere Generationen gemeinsame Vorbilder und Ideale hatten, sind wir geprägt vom konkret Unkonkreten. Engagiert sind wir zwar, aber das Herzblut fehlt. Der rote Faden ist gerissen. Wir sind die dazwischen, weniger gerutscht als gestolpert. Gefangen zwischen Kriegsschuld und neuem Nationalbewusstsein, mutig genug bei der Fussball-Weltmeisterschaft Deutschlandfahnen zu schwingen, um mit Türken und Brasilianern zusammen zu feiern. Unsere Aufgabe wird es sein, die multikulturelle Gesellschaft neu zu bewerten und einen Bezug herzustellen, der vermarktungsfreudige Klischees durchleuchtet und vor allem ein neues Ziel setzt: Einen Weg zu finden, Identität und Kultur mit Geist wiederzuvereinen.

Wir wollen keine Zeichen setzen, sind laut, haben nichts zu sagen, wohl aber zu denken. Wir sind die Kopfschüttler, die von gestern, die von heute. Die von morgen?

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