Wenn’s um Wert geht: Deutsche Bank. Bei der Auswahl seiner Vorsitzenden legt das Kreditinstitut mit dem staatstragenden Namen offensichtlich Augenmerk auf hohe lyrische Kompetenz. Mit der Allegorie von der Erdnuss vermittelte seinerzeit Hilmar Kopper einen tiefen Einblick in hausinterne Rankings und Wechsel-Kurse: Der 50-Millionen-Mark-Schaden als Wertberichtigungs-Bedarf im Peanut-Format. Sein Enkel Josef Ackermann (den Leo-Kirch-Terminator Rolf E. Breuer überspringen wir mal) outet vor der Szenerie von hohen achtstelligen Abfindungen bei Mannesmann die Bundesrepublik als das „einzige Land, wo diejenigen, die erfolgreich sind und Werte schaffen, deswegen vor Gericht stehen“.
Man läge nicht ganz richtig, schlösse man aus diesem Urteil messerscharf die Begründung für den dramatischen Musiklehrer-Mangel in vielen Bundesländern – die Damen und Herren befinden sich vermutlich gerade in Untersuchungshaft. Was was wert ist und wieviel, was ein Wert ist und warum: Darüber herrscht hierzulande nicht nur babylonische Sprachverwirrung sondern ein nahezu schon pathologischer Denk-Infarkt. Dies zu beheben ist eine Studie des „Frankfurter Institutes für Musikpädagogik“ auch nicht gerade angetan: Sie prüfte die Blut-Werte eines Frankfurter Laienchores vor und nach einer Probe des Mozart-Requiems mit dem Fazit: Eine wertvolle weil resistenzfördernde Konzentrationssteigerung von Immunglobulin A und Cortisol durch den Gesang ließ sich im Lebenssaft der Sängerinnen und Sänger nachweisen. Welcher Global-Pharma-Player vertreibt als erster Chorliteratur über Apotheken?
Wenig hilfreich auch die jüngste Hauspost des Deutschen Musikrates unter dem Leitmotiv Musik und Mammon: Schon im Editorial wird man etwas realitätsfremd belehrt, dass gerade die Wirtschaft den Wert von Musik längst erkannt habe, um fünf Seiten später zu erfahren, Kultursponsoring mache gerade mal 0,5 Prozent beispielsweise der Theaterhaushalte aus (als kleine Zusatz-Info: das wären 0,0005 Prozent am Bildungsetat). Was denn nun? Neue Musik bei der Fußball-Weltmeisterschaft als sättigende Wert-Beilage zum Elfmeter-Menü (so ein Musik-Rat-Schlag)?
Da halten wir es lieber mit dem Leitsatz der GEMA: „Musik hat ihren Wert“. Dort stimmt wenigstens die Reihenfolge. Im Zentrum steht der wertgeschätzte Gegenstand, die Konsequenzen sind angemessen materiell. Angesichts der verbreiteten denk-verfaulenden Hirnverfettung hierzulande schlagen wir zudem für jeden zweiten Tag dieses Jahres die Umkehrung einer gern zitierten Brecht-These als bindendes Gebot vor: Erst kommt die Moral, dann das Fressen. Basta.