Alles wird gut. Wer sich bei den Diskussionsrunden am Eröffnungstag der 26. Medientage in München umhörte, bekam eine positive Stimmung präsentiert. Optimismus heißt die Devise und manch einer will sogar ein wenig Goldgräbergeist erkennen.
Dabei geht es im Gegenzug auch um Schadensbegrenzung. Denn die Medienbranche tut sich weiterhin schwer, mit griffigen Geschäftsmodellen der Beschleunigung der technischen Entwicklung die Stirn zu bieten. Im Ausstellungsfoyer des Riemer Messezentrums finden sich beispielsweise Unternehmen, die versuchen, den Ladenhüter Digitalradio mit kommunikativen Zusatzdiensten schmackhaft zu machen. Andere setzen auf so genanntes Smart TV, also das Fernsehgerät als internetbasierte Multimediazentrale. Spartenkanäle arbeiten sich am Regionalfernsehen ab, alles Ideen, die schon länger durch die Szene flimmern und den eigentlichen Herausforderungen der Gratiskultur des Internets nur zögerlich begegnen.
Das Geld, das nicht verdient wird, aber verdient werden könnte, prägt daher den Unterton vieler der rund 90 Panels, die sich innerhalb von drei Tagen der Standortbestimmung widmen. Diskutiert werden die „Krise der Verlage“, der „Fastfood-Journalismus“, der „Würgegriff der Großagenturen“, die „Kreativität in der Krise“, der „digitale Striptease“ bis hin zu einem „Content-Gipfel“, der sich der Verantwortung und Glaubwürdigkeit der Medien annimmt. Jammern allerdings ist nicht mehr en vogue, schon weil der Konsument davon unbeeindruckt seine eigenen Wege findet, an die Inhalte zu kommen, nach denen es ihn gelüstet. Also hilft nur Optimismus mit dem Blick auf Sparten wie Social Media oder Gaming, die vormachen, wie sich aus dem Virtuellen und Viralen Profit generieren lässt.
Ein bisschen Zukunft
Oder auch auf die Musikindustrie. Weltweit seien im vergangenen Jahr immerhin 4 Milliarden Dollar digital erwirtschaftet worden, bis 2015 rechnen Prognosen mit einem Anstieg auf etwa 7,7 Milliarden Dollar, hieß es im Rahmen des Panels „Online. Macht. Musik.“, bei dem sehr unterschiedliche Interessensgruppen wie die Künstlerplattform MySpace, der Streaming-Dienst Spotify, das Major-Label Sony, die Verwertungsgesellschaft Gema und das Musikvideoportal tape.tv aufeinander trafen. Dabei wurde schnell deutlich, dass die Branche nicht mehr in der Schockstarre verharrt, sondern vor einem grundlegenden Umbau der Strukturen steht, der bereits eingesetzt hat. „Ich glaube, dass der Kunde nicht für Content bezahlen wird, sondern für Service“, formuliert Conrad Fritzsch von tape.tv das Motto der Zukunft und trifft damit den Konsens der Beteiligten.
Das aber gibt nicht nur Streaming-Diensten Recht, deren Aufgabe vor allem in der einfachen und komfortablen Bereitstellung und Betreuung großer und weit aufgefächerter Musikmengen besteht, sondern verweist auf eine grundlegende Veränderung der Wertschöpfung. Zwar braucht man noch immer den Künstler, der einen cleveren Song schreibt. Bezahlt aber wird nicht mehr die kreative Leistung, sondern deren mundgerechte Aufbereitung für den letztlich bei aller Vielfalt doch wenig experimentierfreudigen Kunden.
Firmen wie Spotify, MySpace oder Tape.tv, die mit Stücken bekannter oder auch neuer Künstler agieren, haben daher durchaus Grund zum Optimismus. „Streaming ist die attraktivste Darreichungsform von Musik, die während der vergangenen Jahre erfunden wurde“, meint sogar Philip Ginthör von Sony Music Entertainment, wohl wissend, dass dadurch auch keine Datensätze an Konsumenten weitergegeben werden. Was allerdings dem Künstler aufgebucht wird, bleibt vage. „Es geht am Ende des Tages um einen Verteilungskampf“, resümiert Kilian Steiner von der Direktion Sendung und Online der Gema die Situation. Bislang jedenfalls sind alle Beteiligten dieses Kampfes zueinander freundlich, denn keiner weiß, wer in Zukunft wen noch braucht.