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Im Netz der Metaphern

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Versucht man das flüchtige Medium Musik sprachlich zu fassen, so bedient man sich zumeist räumlicher Analogien, Bildern und Vergleichen aus handfesteren Sinnesbereichen wie Sehen, Tasten, Schmecken. Ein Ton ist hoch oder tief, ein Klang hell oder dunkel, weich oder rau, eine Terz süß, eine Dissonanz scharf. Das Sprechen über Musik ist durch und durch metaphorisch. Von beiden „transzendentalen Formen sinnlicher Anschauung“ (Kant) erweist sich der Raum gegenüber der Zeit offenbar als anschaulicher. Folglich wird die klingende Zeitkunst häufig als Klanglandschaft beschrieben, die wir als Hörer durchwandern, und es nimmt nicht Wunder, dass die Neue Musik jenseits traditioneller Gattungsbezeichnungen auf außermusikalische räumliche und bildhafte Titel zurückgreift und ganze Festivals solchen Analogien und Inspirationsquellen nachspüren.

Das Berliner Festival für aktuelle Musik „MaerzMusik“ steht dieses Jahr unter dem Motto „Orte Plätze Wüsten Wanderungen“. Thematisiert werden soll vom 7. bis zum 16. März der Einfluss von Atmosphären, Orten und Reisen auf die Entstehung von Musik. Zudem wird ein regionaler Schwerpunkt mit Musik von der Iberischen Halbinsel und aus Mexiko geboten. Zur Eröffnung wird im Haus der Berliner Festspiele die „Hommage à Klaus Nomi“ uraufgeführt, ein „Songplay“ von Olga Neuwirth, das den Weg des bayerischen Countertenors über Berlin in die New Wave-Szene New Yorks verfolgt. Als zweite Musiktheaterpremiere ist Lucia Ronchettis Monodram „Albertine“ nach Marcel Proust zu erleben. Ansonsten zu hören sind Uraufführungen von Liza Lim, Julian Klein, Conrado del Rosario, Philippe Hurel, Jon Rose, Carlos Caires, Mauricio Sotelo und Steffen Schleiermacher sowie im Rahmen der spätabendlichen „Sonic Arts Lounge“ Sounds von „Kapital Band I“ und „Nortec: Bostich + Fussible“.

Komponist des Monats ist Frank Michael Beyer. 1928 in Berlin geboren, feiert der ehemalige Schüler von Ernst Pepping, Komponist in der Webern-Nachfolge, Organist, Kirchenmusiker, Leiter des elektronischen Studios der TU Berlin und Kompositionsprofessor an der Berliner Hochschule der Künste am 8. März seinen 80. Geburtstag. Innerhalb weniger Tage sind von ihm gleich drei Uraufführungen zu hören: am 2. März „Meridian“ für Flöte und Ensemble im Nikolaisaal in Potsdam, am 3. März „Metamorphosen“ für Violine im RBB Berlin und am 11. März „Lichtspuren“ im Kulturzentrum der Franziskanerkirche im niederrheinischen Kempen.

Weitere Uraufführungen:
07.03.: Herbert Willi, Hornkonzert Äon, Musikverein Wien
09.03.: Marco Stroppa, Like milk spilt, Kölner Philharmonie
17.03.: Virtú Maragno, Si solamente me tocaras el corazón, Deutsche Oper Berlin
18.03.: Elliott Carter, Figment IV, Freer Gallery Washington DC
19.03.: Pierre Henry, Neufassung von Credo. Fragments pour Artaud – Rituel cosmique, Cité de la Musique Paris
20.03.: Olga Neuwirth, „… miramondo multiplo …“, musikFabrik im WDR Köln
29.03.: Jonathan Harvey, Messages, Rundfunkchor Berlin, Berliner Philharmonie; hans w. koch, Tim Parkinson, Claudia Molitor, neue Ensemblewerke, WDR Köln; Lera Auerbach, neues Klavierwerk und Klaviertrio, Kölner Philharmonie
30.03.: Isabel Mundry, erweiterte Fassung von Balancen für Orchester, Semperoper Dresden

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