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„Leading Drummer“: Alfred Vogel in der BMW Welt. Foto: Ssirus W. Pakzad
„Leading Drummer“: Alfred Vogel in der BMW Welt. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Im Western viel Neues: Alfred Vogels „Die Glorreichen Sieben“ spielten beim BMW Welt Jazz Award

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Er wohnt mitten im Bregenzer Wald, in einer Gemeinde mit nicht mal zweitausend Einwohnern. Weil sich Alfred Vogel gegen das Leben in einer der für Jazzmusiker relevanten Metropolen entschieden hat, nutzt er die manchmal so wichtige Außen- oder, in seinem Fall, Vogelperspektive auf die Strömungen und Entwicklungen in der Musik. Jetzt ist er mit seinen „Glorreichen Sieben“ in die BMW Welt galoppiert.

Im heimischen Vorarlberger Bezau unterhält Alfred Vogel ein Festival sowie ein Label namens „Boomslang Records“ und betreibt ein Studio im Keller seines Hauses. Immer wieder holt er Instrumentalisten aus der großen weiten Welt zu sich in die Provinz – so entstand etwa die fünfteilige CD-Reihe „Vogelperspektive“, auf der auch eine Aufnahme mit den „Glorreichen Sieben“ untergebracht ist.

Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um vier Musiker, die sich auf bekannte Western-Melodien (aber auch auf Covers von Neil Young) stürzen. Die Schlagzeuger Christian Lillinger (alias Lilly The Kid) und Alfred Vogel, der Gitarrist Kalle Kalima und der Bassist Flo Götte verzichten auf billige Gags, bleiben beim Spielen der Bonanza-Melodie erfreulich unironisch, auch wenn ein gewisses Zwinkern durchaus zu vernehmen ist. Die Musiker um den cineastisch-geprägten Bandleader nehmen den Western ernst, entführen uns in eine raue Prärie, in der hinter dem nächsten Felsen schon die Indianer lauern.

Wenn das Quartett Clint Eastwood und Sergio Leone, Winnetou und Old Shatterhand, Ben, Adam, Hoss, Little Joe Cartwright und den Wok-Meister Hop Sing ehrt, tut es das mit der Experimentierlust und Offenheit der Jazzer, die mit Farben des Rock, Blues und Country spielen. Aufbereitet werden die berühmten Ponderosa- und Glorreichen Sieben-Melodien mit handelsüblichem Instrumentarium, aber es kommen eben auch Eierschneider, Milchaufschäumer, Schneebesen, Rasseln, Holzblöcke, Spiralfedern, eine Kalimba zum Einsatz – also alles, was die Hausfrau im Planwagen auf dem Treck in den Wilden Westen so mit sich führt.

Von allen Formationen, die bisher unter dem diesjährigen „BMW Welt Jazz Award“-Motto „Leading Drums“ auftraten, war das Schlagzeug hier am dominantesten vertreten, was sich nicht nur durch den Einsatz von gleich zwei furiosen Trommlern erklärte. Da, einziger kleiner Kritikpunkt, hätte manchmal etwas mehr Gegengewicht gut getan.

Nun ist er schon fast wieder rum, der BMW Welt Jazz Award. Aber einer darf sich nächsten Sonntag noch um den ausgelobten Pokal und das Preisgeld bemühen - der Mexikaner Antonio Sanchez, der schon in den Diensten von Pat Metheny, Danilo Perez, Chick Corea oder Michael Brecker stand. Er bringt eine furiose Besetzung mit nach München: den Saxofonisten David Binney und die beiden in New York lebenden Briten John Escreet (Piano) und Orlando le Fleming (Bass).   
 

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