Große Flexibilität und Offenheit bis zur letzten Minute war hier gefordert: Aller virusbedingten Widrigkeiten zum Trotz haben der seit letztem Jahr amtierende künstlerische Leiter des Musikfests ION, Moritz Puschke, und der Dramaturg Oliver Geisler das 69. Musikfest ION auf neue Beine gestellt. An neun Abenden zwischen dem 27. Juni und 5. Juli 2020 finden in den Nürnberger Innenstadtkirchen Konzerte statt – „tagesaktuell, diskursiv, modular und ein Stück weit unvorhersehbar“, so die Veranstalter.
Die Mitwirkenden stellen sich die Frage, wie Musik die Erfahrungen der vergangenen Wochen und Monaten reflektieren, ver- und bearbeiten kann. Gleichzeitig geht es darum, in innovativen, digitalen Formaten unter veränderten Bedingungen Konzertformate für die Zukunft in der Livesituation auszuprobieren. Alle Abende werden als Livestream in Bild und Ton auf www.musikfest-ion.de übertragen und bleiben nach den Konzertterminen abrufbar.
1951 veranstalteten die Kirchenmusiker der beiden großen evangelischen Altstadt-Kirchen in Nürnberg, St. Lorenz und St. Sebald, erstmals die Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra (ION). Die fast 70-jährige Tradition der Internationalen Orgelwoche Nürnberg mit der internationalen Ausstrahlung eines modernen Kulturereignisses zu verbinden, war der Anspruch von Moritz Puschke, der 2019 die künstlerische Leitung der ION von Folkert Uhde übernahm. Puschke änderte nicht nur den Festivalnamen in „Musikfest ION“ um, er entwickelte mit einigen Novitäten auch das Konzept seines Vorgängers weiter.
Von den neun Themenabenden des Musikfestes ION finden fünf im Juli statt: Am Donnerstag, den 2. Juli (Frauenkirche, 21 Uhr), stellt man sich in einer Gesprächsrunde die Frage: „Wie geht es (weiter mit) der Musica Sacra? Wie kann die Corona-Krise musikalisch überstanden werden? Wie kann die Laienchorszene als wichtiges Rückgrat der Gesellschaft bewahrt bleiben?“
„Trost und Träume“ ist der Abend am Freitag, den 3. Juli, überschrieben (St. Martha, 21 Uhr). Hille Perl (Foto oben) präsentiert im Trio mit Marte Perl und Lee Santana Werke von Frühbarock bis Jazz auf E-Gamben, Laute und E-Gitarre. Ihrem musikalischen Statement antworten die vier Herren von Masaa, einer der aufstrebenden Jazz-Formationen Deutschlands.
Am Samstag, den 4. Juli (St. Martha, 21 Uhr), wird – corona-vorschriftsmäßig – getanzt: „Trotzdem: Tanz“ heißt die musikalische Entdeckungstour, zu der das Ensemble Capella de la Torre einlädt – eine Reise in die kreative, brodelnde und innovative Zeit um 1600.
Am Sonntag, den 5. Juli, können Besucherinnen und Besucher die Künstler dann dreimal live vor Ort erleben: das Vokalensemble SLIXS mit einem Programm von Bach bis Prince im Kleinen Klosterhof des Germanischen Nationalmuseums (Livestream um 21 Uhr).