Zum mittlerweile 12. Mal macht das Festival „a cappella“ Leipzig für eine gute Woche lang zum Mekka für Vokalmusikliebhaber. Elf Konzerte an ganz unterschiedlichen Konzertorten werden in diesem Jahr aufs Neue die große Vielfalt der A-cappella-Welt aufzeigen und den Ruf Leipzigs und seines Festivals als Hochburg der Stimmkunst bestätigen. Am Ende des diesjährigen Festivals wird es 110 „a cappella“-Konzerte gegeben haben, allein 40 davon in Leipziger Kirchen. Ob evangelisch-reformierte, Thomas-, Peters- oder Lutherkirche – Vokalmusik in den Kirchen Leipzigs hat auch beim Festival „a cappella“ Tradition und Bedeutung.
„Für uns sind die Kirchenkonzerte ganz maßgeblich wichtig, um das unterschiedliche Repertoire der Gruppen angemessen zu repräsentieren“, erklärt amarcord-Manager Tobias Rosenthal. Jedes Ensemble beim Festival soll den idealen Raum für sich und seine Musik bekommen. Ein Raum wie die Peterskirche passt dabei nicht nur für Musik aus Renaissance oder Mittelalter – hier konnte man auch schon A-cappella-Jazz hören. Denn Kirchenkonzerte bei „a cappella“ bedeuten nicht zwangsläufig, dass geistliche Werke erklingen.
Das Ensemble Clement Janequin beispielsweise sang in der Evangelisch-reformierten Kirche an gedeckter Tafel auch schon über die frivolsten Dinge des Lebens, gackerte und bellte musikalische Jagdszenen. Auch die 99 Namen Allahs erklangen bereits in den Räumen dieser Kirche im Herzen der Stadt, denn sie ist zugleich Zentrum für die Weltmusik-Konzerte bei „a cappella“ Leipzig. Mit bisher 15 Konzerten ist sie nicht nur die meistbesungene Kirche der „a cappella“-Geschichte, sondern steht auch wie kein anderer Ort für die Repräsentation der gesamten Weite der Vokalmusik beim Festival. Geistliche und weltliche Gesänge aus Japan, Ägypten, Georgien und Korsika hat die Kirche bereits erlebt, und sie erweist sich stets aufs Neue als offener und toleranter wie auch zuverlässiger Partner. „Lessing würde applaudieren, wenn er das sieht – da ist so viel möglich“, schwärmt amarcord-Bass Holger Krause. Für Ensembles, die mit einem sakralen und einem weltlichen Programmteil zum Festival kommen, sei die Evangelisch-reformierte Kirche der ideale Ort. Und sein Kollege Daniel Knauft ergänzt: Die Kirche werde eben nicht bloß für Konzerte „gemietet“ – hier sei eine wirkliche Partnerschaft gewachsen, die beiden Seiten wichtig ist.
Das weiß auch das Publikum. Bei den Weltmusik-Konzerten in der Evangelisch-reformierten Kirche kann es sich immer auf ganz spezielle, neue und interessante Farben freuen. In diesem Jahr kommt die neue Klangfarbe aus dem Kaukasus: Das 40. „a cappella“-Kirchenkonzert gestaltet das armenische Frauenquintett LUYS, das zum ersten Mal in Leipzig zu hören sein wird. Mit der traditionellen Vokalmusik Armeniens erklingt dann am 23.6. die ursprüngliche Musik einer zutiefst christlich geprägten Kultur, denn „das Land der Steine“ erklärte als erstes Land der Welt das Christentum zu seiner Staatsreligion.
Einen Tag zuvor kehrt eine weitere Tradition des Festivals zurück: So wie die Evangelisch-reformierte Kirche stets Neues und Ungehörtes aus aller Welt beherbergt, ist die Thomaskirche der Raum für britische Vokalensembles bei „a cappella“. Die King’s Singers, das Hilliard Ensemble, Gothic Voices und The Clerk’s Group – sie alle sangen in der Hauptwirkungsstätte Johann Sebastian Bachs bereits Vokalwerke aus Barock, Renaissance und Mittelalter. 2011 folgt ihnen eine der großen Nachwuchshoffnungen von der Insel, Stile Antico. Obwohl noch jung, kann das 12-köpfige Ensemble bereits auf zahlreiche Preise zurückblicken und hat schon mit dem Popmusiker Sting für dessen John Dowland-Album „Songs from the Labyrinth“ zusammengearbeitet. Den großen Vokalgruppen ihrer Heimat folgend, präsentiert Stile Antico bei seinem Leipzig-Debüt unter dem Titel „In Paradisum“ ein Programm mit Trauerwerken und Paradies-Motetten, unter anderem von Lassus, Schütz, Byrd und Dufay.
Ebenso schätzen auch die Gastgeber und Initiatoren des Festivals, das Leipziger Vokalensemble amarcord, die Leipziger Kirchen für ihre Konzerte. Nachdem die ehemaligen Thomaner das Festival 2008 und 2009 in der Thomaskirche eröffneten, singen sie dieses Jahr in der Peterskirche. Mit der Missa pro defunctis à 5 von Rolande de Lassus rekonstruieren sie die Liturgie einer Totenmesse, wie sie dem Gebrauch an der herzoglichen Kapelle zu München um 1580 entsprach.
Karten für diese und alle anderen Konzerte des 12. Internationalen Festivals für Vokalmusik „a cappella“ gibt es – zusammen mit allen wichtigen Informationen – unter www.a-cappella-festival.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Internationales Festival für Vokalmusik „a cappella“ Leipzig
18.-26. Juni 2011
Internationaler A CAPPELLA Wettbewerb Leipzig
23.-26. Juni 2011