„Zentralkonferenz“ – das klingt ein wenig knöchern nach einem After-Brexit-Krisentreffen oder dem Aufsichtsrats-Meeting der Deutschen Bank. Einen ganz anderen Klang, einen von Haus aus konstruktiven Sinn bekommt eine derartige Zusammenkunft, wenn sich kundige Kulturmenschen – in unserem Fall Musiker/-innen, Musikpädagogen/-innen – zusammenfinden, um über Zustand und Zukunft einer der wohl sinnvollsten außerschulischen Bildungsmaßnahmen hierzulande nachzudenken: über den Wettbewerb „Jugend musiziert“.
Vor allem im Pop-Bereich sind medial maximal gehypte Song- und sonstige „Contests“ wie Factory-Outlets aus dem Boden geschossen. Mit Name-dropping-Jurys garniert, deren Kompetenz oft nur bis zum eigenen Schminkspiegel reicht, deren Urteil manchmal an Menschenverachtung kaum zu überbieten ist. Es geht um Show, um Geld, um Plattenverträge (wobei es ja kaum noch Platten gibt, dafür jede Menge platte, schnell verglühte Streams). Im Gegensatz zu solch grober Oberflächen-Erosion samt Bildungs- und Geschmacks-Planierung hat sich der Wettbewerb „Jugend musiziert“ seit 55 Jahren als Teil des Mutterbodens unserer Kulturlandschaft prima entwickelt. Das beweisen rasant steigende Teilnehmerzahlen und ein gar wunderbarer Mangel an Alterserscheinungen, ohne dass Kosmetik-Operationen nötig gewesen wären. Verantwortlich dafür sind eben doch unter anderem regelmäßige Zentralkonferenzen, die den aktuellen Zustand analysieren, Anpassungen vornehmen und Visionen auf Notwendigkeit und Umsetzungsmöglichkeiten überprüfen.
Genutzt werden – wie soeben in Landshut – alle erkennbar vernünftigen Methoden zeitgemäßer Kongress-Kommunikation und -Dokumentation. Ein feiner Satz des JuMu-Projektbeirats-Vorsitzenden Ulrich Rademacher zog sich leitmotivisch durch die Projektplanung: Nicht die „Alten“ sollen den „Jungen“, vielmehr die „Jungen“ den „Alten“ den Weg weisen: wo und wie es mit qualitätvoller neuer Musik weitergeht, wo und wie die „gute“ Musik der Vergangenheit und der Gegenwart in all ihrer instrumentalen, ästhetischen und globalen Vielfalt zudem angemessenen Stellenwert findet.
Die konkrete Perspektive lautet „JuMu open“ für alle: Rock- und Pop-Wettbewerbe auch für Bands, Öffnung des Instrumenten-Portefeuilles gewissermaßen in alle Himmelsrichtungen, Weltmusik also. Bestehen bleibt natürlich die Pflege der „klassischen“ Ensembles, der selten gespielten Instrumente und des Experiments. In Bayern bereits erfolgreich getestete Juroren-Trainings sollen bundesweit kompetente Bewertung und Beratung auch in Zukunft und auch für bislang unbekanntere Präsentationsformen sichern. Ferner kann eine liebevolle, attraktive Ankündigung der Wettbewerbsteilnehmer und der dargebotenen Werke für noch mehr Öffentlichkeit und Sponsoren-Grandezza sorgen.
Zentrales Ziel, so Rademacher, der in der kommenden Ausgabe die Innovationen ausführlich darstellen wird, bleibe aber die persönliche Begegnung der jungen Musiker untereinander, die Möglichkeit, auch außerhalb des Wettbewerbes Ensembles zu bilden, mit neuen Musizierformen zu experimentieren und: Freundschaften zu schließen.