Links oben steht es in kleinen Lettern: 70. Jahrgang. So alt ist die neue musikzeitung bereits – hätten Sie’s gedacht? Sie befindet sich damit jedenfalls in guter Gesellschaft, denn Anfang der 1950er Jahre war in Deutschland Gründerzeit: Vor 70 Jahren wurden das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, der ARD-Musikwettbewerb in München und auch die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) gegründet.
Gerade diesen Siebziger können wir nicht übergehen, denn der JMD verdankt die nmz ihre Existenz. Wie das kam, welche Menschen und Motive da am Werk waren und welchen Geist der Völkerverständigung und des musikalischen Aufbruchs die nmz in ihren Genen birgt, das will Ihnen die vorliegende nmz vor Augen führen. So zieht sich das kombinierte Logo von „nmz 70“ und „JMD 70“ mit gutem Grund durchs Blatt. Gegründet als Sprachrohr der „Musikalischen Jugend“ Ende 1951, Anfang 1952, sind Zeitung und Verband zwar jeweils eigene Wege gegangen, haben aber doch nie vergessen, von wo aus sie aufgebrochen sind und wohin die Reise gehen soll. Aktuell haben sich die ehemaligen Gründungspartner in der nmzAkademie für engagierten Musikjournalismus gefunden, die diesen Monat an den Start geht (siehe Seite 18). Dabei geht es nicht nur um ein zu vermittelndes Erbe, sondern auch darum, mit der jungen Generation im Gespräch zu bleiben, ihr eine Stimme zu geben.
Neben der JMD ist die nmz Mitteilungsorgan einiger wichtiger Musikverbände wie DTKV, VdM, GMP und VBS und publiziert regelmäßig Verbandsseiten von ver.di, BMU und BMCO. Trotz oder gerade wegen dieser Aufgabe war eines immer klar: Die nmz hat eine unabhängige Redaktion. Doch deren Rolle wandelt sich. „Editoren und Chefredakteure verstehen unter Musikkritik immer mehr schnuckelige Eventartikel, Reportagen und Klatschkolumnen.“ Diesen Satz schrieb Gerhard Rohde 2003 in der nmz und damit auch den Kolleg*innen der Zunft ins Stammbuch und wollte damit zuspitzen, dass die nmz sich weiterhin gegen diesen Trend positioniert. Damals war er zusammen mit Theo Geißler in gemeinsamer Verantwortung als Chefredakteur. Sein Satz stimmt heute, beinahe 20 Jahre später, leider noch immer – und noch immer will die nmz mehr sein als ein verlängerter Arm der Kulturindustrie.
An dieser Stelle sei auch auf die „Rückblende“ auf Seite 40 verwiesen, die diesmal aus gegebenem Anlass um die Rubrik „Vor 70 Jahren“ erweitert wurde. Hier erläutert der erste Chefredakteur der nmz – damals noch „Musikalische Jugend“ –, Severin Maria Wiemer, den musikjournalistischen Anspruch der neuen Publikation. Bernhard Bosse und Theo Geißler als Nachfolger führten diese Gründungsidee weiter aus, Theo Geißler machte aus dem Blatt das, was es heute ist: eine meinungs-, auflagen- und klickstarke multimediale Musikpublikation, die mit konstruktiv-kritischer Grundhaltung für Sie auf der Suche nach dem Neuen und Innovativen, dem Gefährdeten und Erhaltenswerten unterwegs ist: auf Festivals, in Konzertsälen und Opernhäusern, in Schulen, Musikschulen und Musikhochschulen sowie aktuell bei den Klängen der Fridays for Future-Bewegung (siehe Seite 3). Wie die Zukunft klingt? Das wollen wir gerne mit Ihnen zusammen herausfinden.