Hauptrubrik
Banner Full-Size

Kongress wirkt

Publikationsdatum
Body

Ein Landesjugendorchester, das im Kongress-Ambiente Xavier Naidoo den Background weichspielt. Ein Kriminologe, ehemaliger Landes-Justizminister, der im Grundsatzreferat ernsthaft Musikpädagogik als Schutzimpfung empfiehlt – gegen Medien-Verwahrlosung im Allgemeinen und Computer-Verblödung im Besonderen. Ein Pädagogik-Professor, der ununterbrochen elementare Musikerziehung zur vergeblichen Liebesmüh niederargumentiert. Und ein Musikschulleiter, der vom toten Gleis BAT maximal Zwo aus Mitteln der Bundeskulturstiftung sowie seines Bundeslandes ins Karriereglück eines Geschäftsführers avanciert. Und das auch noch für ein hochkarätig ausgestattetes Projekt namens „Jedem Kind ein Instrument“: Hätte man mir vor drei Jahren berichtet, all solches sei organischer Bestandteil eines Kongresses des Verbandes deutscher Musikschulen gewesen mit so viel Mut zur kulturellen Extrovertiertheit, zur Infragestellung der gewachsenen eigenen Verbands-Programmatik – ich wäre spontan einem Trappisten-Orden beigetreten.

Das passiert jetzt nicht mehr (manche Musikmenschen dürften es bedauern) – obwohl all diese Ereignisse das diesjährige VdM-Meeting in Mannheim zu einem ganz besonderen machten. Die Musikschulen sind in der harten Realität scharfer Konkurrenz um die Zuteilung von Lebenszeit-Kontingenten und Medien-Awareness angekommen. Es wird nicht mehr gejammert, sondern gehandelt. Ökonomisch sensibles Management, schlanke Strukturen, quantitative Leistungskriterien als Benchmarks für Mitarbeiter haben umständliche Diskussionen um Vorzüge und Nachteile alltäglicher pädagogischer Feinjustierung streckenweise überlagert oder abgelöst. Schade. Doch das ist dem geistigen Klima unseres Landes geschuldet. Kienbaum mit Partner würden diese Entwicklung „sehr vernünftig“ nennen. Wir befinden uns eben im tiefen Tal der Erbsenzähler.

Was wir in Zukunft brauchen, sind aber Erzähler und Erfinder. Auf dem Instrument, auf der Leinwand, auf Papier und Bildschirm. Auch dem trug der VdM in Mannheim Rechnung. Informations- und Fortbildungsangebote zu Hauf. Manche vermissten freilich Wegweiser. Eine neue Selbstständigkeit wird künftig vorausgesetzt.

Wohin führt dieser Aufbruch: Zumindest politisch entsteht Bewegung. Ein Norbert Lammert stellt Musikerziehung an die Spitze seiner kräftigen bildungspolitischen Aktivitäten. Eine Gitta Connemann schafft quasi parteiübergreifend mit ihrer Kultur-Enquete-Kommission eine suprakapitalistische Kulturbilanz samt Visionen. Für all das liefert der VdM Boden und Spalier. Dieser Verband hat einen gesund gewachsenen Werte-Vorrat. Ihn gilt es zu festigen, seinen Gewinn zu maximieren. Gern gemeinsam mit natürlichen Verbündeten: den Schulmusikern, den Musikhochschulen, den Komponisten, den Privatmusikerziehern, den Musikern in freien und festen Ensembles. Wo dabei die groben Werkzeuge unserer Marktwirtschaft behilflich sein könnten, seien sie willkommen. Als Hilfs-Mittel.

Mehr zum Musikschulkongress auf den Seiten , und sowie unter www.nmzmedia.de

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!