Rankings sind eine feine Sache. Sie sortieren Universitäten, Wellnesshotels, Spezialkrankenhäuser oder Automodelle nach objektiven Qualitätskriterien in Ranglisten ein. Oben stehen die guten, unten die schlechten. Das hilft bei der Auswahl, beugt Enttäuschungen vor und schafft Orientierung in einer unübersichtlichen Welt.
Einmal im Jahr ruft zum Beispiel der Hochschulverband seine Mitglieder, vornehmlich Professoren/-innen, dazu auf, „die Führungsqualitäten ihres jeweiligen Landeswissenschaftsministers und der Bundesministerin für Bildung und Forschung zu bewerten.“ Dabei fragt er unter anderem danach, ob diese sich durch „Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Fairness, Offenheit und Mut zu Entscheidungen“ auszeichnen.
Liest man die in Schulnoten ausgedrückten Ergebnisse, wird freilich deutlich, dass es in diesem speziellen Fall offenbar weniger darum geht, Lorbeeren zu verteilen, als darum, unter Blinden die Einäugigen ausfindig zu machen. So gewann – bevor sie mit ihrem Sparprogramm erfolgreich einen Keil zwischen die fünf Musikhochschulen des Landes getrieben hatte – die baden-württembergische Ministerin Theresia Bauer Anfang 2013 das Ranking mit einer Note von 2,84. Ein Jahr später landete sie nun mit der Note 3,28 auf Platz 2 und musste ihren „Spitzenplatz“ somit zugunsten von Bundeswissenschaftsministerin Johanna Wanka räumen.
Spinnt man den Gedanken weiter, so könnte man auf die Idee verfallen, auch unseren geschätzten Musikfunktionären ein solches Ranking zuteil werden zu lassen. Anhaltspunkte könnten beispielsweise Auftritte bei Diskussionssendungen sein. So war kürzlich der Vorsitzende der Deutschen Orchestervereinigung, Hartmut Karmeier, im Rahmen des SWR2 Forums zum Thema „Welche Zukunft hat der musikalische Nachwuchs?“ zu hören. Im Gespräch mit der Pianistin und Pädagogin Ragna Schirmer und Frankfurts Hochschulpräsident Thomas Rietschel malte er diese Zukunft in düsteren Farben und hatte für die Musikhochschulen kaum ein freundliches Wort übrig.
Ähnlich war auch die Reaktion des DOV-Geschäftsführers Gerald Mertens im Oktober vergangenen Jahres auf die von der baden-württembergischen Vorzeige-Wissenschaftsministerin forcierten Sparpläne ausgefallen. Die Deutsche Presse-Agentur wusste zu berichten, Mertens halte „die geplanten Streichungen Bauers für schmerzlich, vielleicht aber auch für heilsam“.
Bevor nun allerdings voreilig schmerzliche, vielleicht aber auch heilsame Kopfnoten vergeben werden, wäre abzuwarten, was Hartmut Karmeier auf der Frankfurter Musikmesse zum Thema zu sagen haben wird. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen, Martin Ullrich, wird es auf der Messebühne der neuen musikzeitung um die Frage gehen: „Wie viele Musikhochschulen braucht das Land?“ (zum weiteren Programm siehe Seite 7). Wohl begründete Nominierungen zum „Musikfunktionär des Jahres“ nimmt die nmz-Redaktion dann ab Anfang Dezember gerne entgegen.