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Kundry singt Jazz: Magdalena Wór und das Women’s Jazz Orchestra. Foto: © Germany.info; by Kaveh Sardari
Kundry singt Jazz: Magdalena Wór und das Women’s Jazz Orchestra. Foto: © Germany.info; by Kaveh Sardari
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„Kundry Meets Women’s Jazz Orchestra“ – eine Uraufführung von und mit Angelika Niescier in Washington

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Richard Wagner rauf und runter? In der amerikanischen Hauptstadt Washington bekam der deutsche Komponist, dessen 200. Geburtstag weltweit gefeiert wird, jetzt einen neuen Anstrich. Unter dem Motto „Wagner in America“ brachte das in Deutschland ansässige „Women’s Jazz Orchestra“ eine Komposition der in Köln lebenden Saxophonistin Angelika Niescier zur Uraufführung.

Veranstalter war die deutsche Botschaft, die das Werk am 30. Mai im Washingtoner National Museum of Women in the Arts präsentierte.  Der Ort passte perfekt, denn Schwerpunkt der neuen Komposition war die Oper „Parsifal“ mit einem besonderen Augenmerk auf der Figur der Kundry. Solistin war die klassisch ausgebildete Mezzo-Sopranistin Magdalena Wór. Auftraggeber des Werks war die Deutsche Welle, die gemeinsam mit dem Deutschen Musikrat die Musikerinnen ausgesucht hatte.

Stille und Konzentration am Anfang der Aufführung: Die Komponistin und Dirigentin Angelika Niescier hebt die Arme und schaut ihre Musikerinnen an. Die sammeln sich – doch dann durchbricht das Kichern einer Frau die Stille, die im nächsten Moment in lautes Gelächter ausbricht. Es ist niemand anderes als die Mezzo-Sopranistin Magdalena Wór. Einen Augenblick später setzt das Jazz-Orchester ein, und Frau Wór ist wieder still. Der Lachanfall war geplant. Es ist das irre Lachen, das auch in der Oper Parsifal ein Markenzeichen der geheimnisvollen Helferin der Gralsritter ist.

In der gut einstündigen Darbietung „Wagner in America“ wird die Figur der Kundry in mannigfaltiger Form beleuchtet: Am dichtesten an Wagners Original sind notengetreue Passagen der Kundry, in der Niescier nur die Begleitung harmonisch und rhythmisch verjazzt hat. Auf eine Passage aus dem zweiten Aufzug, in dem Kundry ihre Leidensgeschichte erzählt, folgt eine Art „Leitmotiv“ aus der Feder von Niescier, das Kundrys Rastlosigkeit verkörpert und von einer rhythmisch akzentuierten  Saxophongruppe kongenial wiedergegeben wird.

Reizvolle Übergänge zwischen Altem und Neuem schafft auch das Gralsmotiv: Eben noch elegisch von Magdalena Wór vorgetragen, wird es plötzlich von einem berauschenden Solo der Trompete abgelöst, die wie eine junge Wildkatze raunzt. Dass Wagner und Jazz gut zusammenpassen, findet der Vorsitzende der Wagner Socierty in Washington, Jim Holman: Für ihn ist es klar, dass Wagner einer der innovativsten Künstler aller Zeiten gewesen sei.  Er habe das Wesen der Musik verändert, und dasselbe habe auch der Jazz geleistet. „Es ist ein Kompliment für Wagner, dass er auch heute noch Künstler inspiriert, neue Wege einzuschlagen“, befindet Holman.

Ganz leicht hat sich Niescier allerdings nicht mit Wagner getan. So sehr die Auseinandersetzung mit dem Patriarchen des Grünen Hügels auch reizte, so ging sie doch mit einigem Respekt an die Aufgabe heran: „Ich habe tatsächlich eine Nacht geträumt, dass er mit einem Messer nach mir wirft“, erzählt Niescier.  Dann aber habe sie ihren Frieden gefunden: „Ja, natürlich ist das eine große Figur für uns alle, es ist ein großes Erbe, es ist ein schweres Erbe, richtig schwer im Sinne von schwer! Aber ich schulde niemanden. Er hat das Werk geschrieben, und ich darf damit machen, was ich möchte.“

Besonders kreativ ist eine Stelle, an der die Bandmitglieder der Kundry wie ein schlechtes Gewissen Reizworte zuzischen, die Kundry wiederholt: „Verführung, Schuld, Pflicht, Disziplin“. Dann wird Kundry – wie im Original-Parsifal – zur Rede gestellt, warum sie nicht geholfen habe, als Amfortas den heiligen Speer verlor. Und Kundry antwortet, nun wieder singenderweise, dass das Helfen nun einmal nicht ihre Stärke sei: „Ich helfe nie“, wie im Original-Parsifal.

Das Wagner-Projekt passt perfekt in die Mission der Deutschen Welle, deutsche Kultur in die Welt zu tragen, sagt Gero Schließ, ein Senior-Korrespondent der Deutschen Welle in Washington: „Jazz ist ja das, was die Amerikaner verstehen, was sie können, was ihre Musiksprache ist. Und die klassische Musik heißt ja hier immer ‚Europäische Musik‘.  Wir haben versucht, eine Brücke zu bauen und in die Musiksprache zu gehen, die die Menschen hier verstehen, die sie lieben“. 
Einen Tag vor der öffentlichen Uraufführung im National Museum of Women in the Arts gab es schon eine Voraufführung in der Residenz von Botschafter Peter Ammon. In beiden Aufführungen setzte sich das Publikum aus Deutschen und Amerikanern zusammen, und beide Male überhäuften die Konzertbesucher die Musikerinnen noch lange mit Komplimenten und Fragen.  Die Kombination Wagner-Jazz sorgt also für Neugierde und Gesprächsstoff.

Im September kommt „Wagner in America“ beim Beethovenfest Bonn zur Aufführung. Die Deutsche Welle ihrerseits stellt das neue Werk auf ihre Webseite.

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