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Theo Geißler in der Arena. Foto: Hufner
Theo Geißler beim Aufheitern. Foto: Hufner
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Kurz-Schluss: Wie ich einmal versuchte, unser verunsichertes, trauriges Land aufzuheitern

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Ausgerechnet in der „fünften“ Jahreszeit, dem Karneval, süddeutsch auch Fasching genannt, legt sich ein mehltaupappiger Grauschleier, eine eigentlich unerklärliche Depression über unser schönes, heiteres deutsches Land. Ja über dreiviertel Europa. Wo eigentlich endlich mal das Volk die Sau rauslassen darf, gedacht als Ventil für angesammelten Frust – beherrscht Zukunftsangst und Pessimismus selbst die Motivwägen unserer ansonsten so hemmungslos komischen Jecken. Saure Drops, bitterschwarzer Lakritz werden anstelle von Sweet-Karamellen und schmusigen Marshmallows in die überraschend erstarrten Massen am Straßenrand geworfen. Und die Krawatten-Produzenten und Scherenschleifer vermelden drastische Umsatzeinbrüche vor allem im Heiterkeits-Stammland Nordrhein-Westfalen. Höchste Zeit, gegenzusteuern, gerade in dieser oft so trüben publizistischen Rubrik.

Es gibt doch so viele aktuelle Gründe zu Freude, zu heiterem Ausgelassensein: Beginnen wir mit der Wahl zum Bundespräsidenten. Wann hat zuletzt ein Kandidat im ersten Wahlgang so viele Stimmen bekommen wie Frank-Walter Steinmeier? Das grenzt an Sympathiewerte, die einst nur für Spitzenkräfte in der DDR-Volkskammer erzielt wurden. Dank an die Komiker und Promis, die für soviel ungeahnte deutsche Einheit in der Bundesversammlung sorgten: genannt und hervorgehoben seien Hape Kerkeling, die ungewöhnlich zusammenhängend kommentierende Veronica Ferres, Schroffrocker Peter Maffay und – dank ihres Feuerkopfes unübersehbar die Travestiekünstlerin – Olivia Jones. Neben ihr wirkte Angela Merkel leider wie eine in grüne Erbswurstsuppe getauchte Nichtschwimmerin. Was für eine tolle Show, welch Musterbeispiel basisdemokratischer Fundamental-Entscheidungskraft.

Dem konnten leider die von den Öffentlich-Rechtlichen tagelang als vermutlich kostengünstige Sendezeit-Füller ins Programm gepusteten regionalen „Spaß-Sitzungen“ nichts entgegenhalten. Wer lacht schon über einen als Homer Simpson verkleideten Markus Söder (hat er überhaupt ein Kostüm angehabt?). Und noch kümmerlicher die Fantasie zweier SPD-Spitzen-Komiker. Ausgerechnet Bayerns Zwergpartei-Vorsitzender Markus Rinderspacher stülpte sich – gefolgt von Hannelore Kraft, die das Ganze auch noch als Anti-Trump-Demo verkauft haben wollte, eine mickrige Nachbildung der New-Yorker Freiheitsstatue über den dann vermutlich schweißtriefenden Leib. Da konnten einem wirklich die Lachfalten in die Galle rutschen.

Wirklich Lustiges, Aufmunterndes ergab sich da schon an vermeintlichen Nebenschauplätzen zeitgemäßer Fröhlichkeit. Da verhinderte ein kleines Feuerchen bei einem preislich unschlagbaren tschechischen VW-Zulieferer die Auslieferung von 20.000 vermutlich immer noch dieselmüffelnden Luftverschmutzern namens „Das Auto“. Die Klappen für das Handschuhfach standen nicht mehr zur Verfügung. (Tipp für den Fall, dass Sie ein solches mal zufällig öffnen wollen: Gasfeuerzeug ersetzt Schlüssel). Jetzt stehen die Karren Marke Passat im salzigen Seewind Ostfrieslands erstmal stille und können ein, zwei Monate ihre Korrosionstauglichkeit unter Beweis stellen. Viel Grund zum Lachen nicht nur für die Konkurrenz, sondern auch für potenzielle Käufer, die nun kostengünstiger an solche leicht rostpickeligen Familienkutschen rankommen. (Es sei denn, der knausrige Aufsichtsrat legt die zwölf Millionen Abfindung für seine geschasste Einjahres-Compliance-Lady auf diesen Parkplatz um).

Antidepressiver Szenen- und Themenwechsel: Die tierschutzbeflissenen Bürgerinnen und Bürger unseres Landes (ca. 90 Prozent) können einen wegweisenden Sieg feiern. Vegetarier aller Bundesländer vereinigt Euch! DPA meldet nämlich: Nach der Beschwerde einer Veganerin verbannt die hessische Stadt Limburg das Kinderlied „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ fürs Erste aus dem Glockenspiel ihres Rathauses. Die Frau stoße sich bei dem Klassiker aus dem 19. Jahrhundert an der Liedzeile „Sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr“, sagte Stadtsprecher Johannes Laubach. Die vegan lebende Frau arbeite in Hörweite des Glockenspiels in einem Büro. Weil ihr der Text missfiel, bat sie den Bürgermeister um Abhilfe. Rathaus-Chef Marius Hahn (SPD) wollte kein Unmensch sein und verbannte das Lied fürs Erste aus der Liste. „Wir geben der Gans eine Schonzeit und tauschen immer mal wieder die Musikstücke. Wir haben 15 Lieder im Repertoire, überwiegend deutsche Volkslieder“, sagte Laubach bei einem Saumagen-Essen im Ratskeller. Auf den Index kommen auch tierquälerische Werke wie „Peter und der Wolf“ oder „Moby Dick“. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will diesen vorbildlichen Akt zu einem zentralen Wahlkampfthema seiner Partei machen.

Wem all dies Positive – bedrückt beispielsweise durch den Ausgang der Wahlen in den USA – noch nicht aus seinem emotionalen Tal hilft, dem sei passende Rettung geboten. Nachdem die meist sexistischen doofen Blondinenwitze endlich im Orkus des Wortmülls verschwunden sind, öffnet sich jetzt eine angemessene maskuline Plattform: Warum freut sich Donald Trump so, wenn er ein zehnteiliges Puzzle nach sechs  Monaten fertig hat? Weil auf der Packung steht: von 2 bis 4 Jahren … Für die Übersendung weiterer Blondmann-Scherze dankt:

Theo Geißler ist Herausgeber von Politik & Kultur

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