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Der Mann der Sonnenfinsternis. Foto/Montage: Hufner
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Kurz-Schluss – Wie ich einmal zufällig Schrecken und Schönheit der realen digitalen Welt kennenlernen durfte

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Zugegeben: In letzter Zeit habe ich mich hier viel zu subjektiv mit thematischen Petitessen beschäftigt. Mit den 68ern, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der Bundeskanzlerin. Das lag auch an meiner etwas schlagseitigen Informantenstruktur. Das hat sich gerade geändert. Aus bestens ausgewiesenen Quellen erreicht mich Grauenhaftes. Um juristischen Problemen aus dem Weg zu gehen, eröffne ich hiermit das Unternasen-Schmalschnauzer-Blog – schon um im sicheren Fake-News-Windschatten des renommierten Breitbart-Networks geschützt dahinzugleiten. [Vorab aus: Politik & Kultur 2017/05]

Sie haben es sicher gelesen: Donald Trump hat bei Beobachtung der amerikanischen Jahrhundert-Sonnenfinsternis keine Schwarzbrille aufgesetzt und seine Augen ungeschützt den Brutalstrahlen während der Verdunklung unseres Zentralgestirnes preisgegeben. Nur vordergründig stellt sich die Frage, ob er neben den bekannten mentalen Verbruzzelungen nun auch noch okulare davongetragen hat. Wer allerdings hofft, durch eine Art solarer Linsenkorrektur wären einschlägige Fehlsichtigkeiten behoben, wird wohl enttäuscht werden. Zwar hat Trump in seiner Amtszeit – was seine Haltung betrifft – schon mehr Pirouetten gedreht als ehemals Hans-Jürgen Bäumler samt Marika Kilius. Aber es war schon auffällig, dass er so kurz nach der Konfrontation mit einem angeblichen Naturereignis zum Beispiel seine knallharten Afghanistan- ankündigungen quasi konterkarierte.

„Naturereignis?“ – Breitbart hilft! Längst ist bekannt, dass derzeit nur Russland in der Lage ist, nennenswerte Frachtmengen in den Weltraum zu befördern. Seit einigen Jahren verlassen regelmäßig Sojus-Raketen das Kosmodrom Baikonur samt geheimem Instrumentarium. Bestückt mit geostationären Satelliten, die zwecks punktgenauer Funkübertragung riesige Parabolspiegel entfalten. Mit ihnen können – zwar noch nicht perfekt aber eindrucks- und wirkungsvoll – genug Gehirnströme auf Mutter Erde manipuliert werden.

In einem ersten noch breitflächig angelegten Feldversuch hat Putin so die US-Präsidentschaftswahlen „mitgestaltet“ – ohne sich letztlich über die Synapsen-Gewitter in Trumps vorderen Hirnlappen klar zu sein. Noch ist nicht alles genau berechenbar. Bleibt als letztes Mittel der Kontrolle die Top-Secret-Info, dass es sich bei der Präsidentengattin und First Lady Melania um ein humanoides chinesisches Robotermodell jüngster Generation des Typs Wan-Tan handelt, über dessen optimalen Einsatz zwischen Moskau und Peking noch verhandelt wird.

Während CIA und FBI in den Yankee-Windows-XP-Computern und Wahlautomaten landauf landab immer noch nach Spuren russischer Hackerangriffe suchen, lässt Putin bestimmte europäische Politiker nach Gusto individuell bestrahlen. So hat er Erdoğan, Orbán und Kaczyński mit einer Mischung aus Größenwahn und Nationalismus so gut es ging „gehirngeimpft“. Bei Österreichs Kanzlerhoffnung Sebastian Kurz und unserer Angela Merkel scheiterte er bislang aufgrund einer asbestähnlichen Haarspray-Mixtur der Delinquenten. Auch der Versuch, IS-Terroristen und generell Islamisten zu gesundem Kapitalismus zu bekehren, schlug fehl, weil Fanatismus und radikale „Religiosität“ entscheidende Hirnsektionen unzugänglich machen.

Dass Putin mittlerweile selbst einigermaßen ferngesteuert wird, hat er freilich noch nicht bemerkt. Einem „Konsortium“ aus Chaos-Computer-Club, Greenpeace, Johannitern und Vier Pfoten gelang es, sich in die Datenströme der russischen Satelliten einzuhacken. Seither bauen sie sogenannte Byte-Bremsen in die Manipulationssoftware, die bestimmte geplante Alleinherrschaftsexzesse zumindest verlangsamen.

Dank abzustatten ist in diesem Zusammenhang Altbundeskanzler Gerhard Schröder. Er hat sich als Doppelagent in den innersten Vertrauenskreis Wladimir Putins emporgearbeitet und den Quellcode der eingesetzten Programme im Darknet für ein paar Millio­nen Bitcoins an ihm unbekannte neue Besitzer – eben das „Konsortium“ vertickt  – dass er sich damit einen Packen digitales Falschgeld eingehandelt hat, wird er schon noch rausfinden.

Mittlerweile testete das „Konsortium“ in einer Nebenhalle der gerade beendeten Kölner gamescom kommerzielle und politische Verwertungsmöglichkeiten ihrer günstig erworbenen neuen Facilitys. Gerade für den Multiplayer-Modus im Web eröffneten sich ungeahnte Möglichkeiten. Es erwies sich als glücklicher Zufall, dass gleichzeitig die USA und Südkorea ein weitgehend digital konfiguriertes Manöver abhielten. Problemlos übernahm das „Konsortium“ die Steuerung und sorgte für ein derartiges militärisches Chaos, das Donald Trump zunächst von einem Atomschlag gegen die schurkischen Nordkoreaner Abstand nehmen ließ.

Dank des exorbitanten Reality-Faktors geriet die Umsetzung dieses Zugriffs in die Spielewelt von „World of Warcraft“ für das produzierende US-Unternehmen Blizzard-Entertainment zu einem derart sensationellen Verkaufserfolg, dass eine sechsstellige Spende an „Vier-Pfoten“ keinerlei kommerziellen Schmerz verursachte. Alles in allem – muss ich gestehen – verstand ich jetzt auch, weshalb der Deutsche Kulturrat die Veredelung von Egoshootern und Computer-Kriegsspielen in Kunstwerke – nur noch mit sieben Prozent Mehrwertsteuer zu belegen – engagiert vertritt. Ich empfehle genaues Studium des vorliegenden Heftes.

Theo Geißler ist Herausgeber von Politik & Kultur

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