Auf Nachfrage eines Journalisten beim Besuch der baden-württembergischen Ministerin Theresia Bauer in Trossingen ist eine Konzeptskizze für die dort geplante Akademie publik gemacht worden. Die Trossinger Hochschulleitung sieht darin mehr Fragen als Antworten.
Als Theresia Bauer am 2. August in Trossingen bei einem öffentlichen Auftritt ihre Pläne für die baden-württembergischen Musikhochschulen vorstellte, bekam sie aus dem Publikum heftigen Gegenwind zu spüren. Auf Nachfrage eines Journalisten beim anschließenden Pressegespräch hat das Ministerium nun eine Konzeptskizze für die Musikhochschulakademie öffentlich gemacht, die neben den Schwerpunkten Alte Musik und Elementare Musikpädagogik in Trossingen etabliert werden soll.
Diese sieht eine von einem öffentlich-rechtlichen Zweckverband getragene Einrichtung mit vier, auch im laufenden Semester angebotenen Schwerpunkten vor: Meisterklassen und Kammermusikprojekte (letztere nach dem Vorbild der „Villa Musica Rheinland-Pfalz“), Proben und Arbeitsphasen von Hochschulensembles, Blockunterricht in Ergänzungsfächern sowie ein Zentrum für Historische Aufführungspraxis.
Als weitere Möglichkeiten benennt die Skizze die Bildung von Ensembles (Barockorchester, Neue Musik, Crossover, Weltmusik oder A-Cappella-Vokalmusik), Projekte in den Bereichen improvisierte Musik, Tanz/Rhythmik/Bewegung sowie eine Zusammenarbeit mit der Laienmusik. Die Betriebskosten setzt das Papier mit rund 1 Million Euro an.
In einer ersten Stellungnahme gibt die Trossinger Hochschulleitung zu bedenken, dass viele Aspekte des Konzeptpapiers durch Trossinger Programme bereits bestünden (Liedakademie, Open Chamber Project, Internationales Atelier für Alte Musik). „All dies teilen wir gerne mit den Nachbarhochschulen in Baden-Württemberg“, so das Statement, „dazu braucht es keine teure Akademie, ein Telefonanruf würde genügen.“ Man müsse sich außerdem fragen, „ob solch ein Konzept, das neben entsprechenden Umbauten erhebliche Betriebskosten erfordert, angesichts der Notwendigkeit von Einsparungen das richtige Signal gibt.“
Gegenüber nmz Online bezeichnete die Trossinger Hochschulrektorin Elisabeth Gutjahr es als „eine Ohrfeige für die Region, wenn ein teures Prestigeobjekt aufgezogen wird, die Vollhochschule aber weg ist.“ Wenn es gelänge, die Angebote in den Prüfungsordnungen so zu verankern und hochschulübergreifend zu koordinieren, dass Studierende wirklich während des Semesters immer wieder blockweise in Trossingen wären, würde ein Studienplatz in Freiburg oder Stuttgart noch teurer, so Gutjahr weiter, die nun auf die von Ministerin Bauer bei ihrem Besuch angekündigte „Phase des Dialogs“ hofft. „Von Anbeginn und auch nach wie vor“, so schließt Stellungnahme der Hochschule, „sind wir gerne bereit, konstruktiv mitzudenken.“
Für die vom Ministerium vorgesehene Konzentration der Bereiche Alte Musik und Elementare Musikpädagogik plant die Trossinger Musikhochschule die Einsetzung einer Expertenkommission. Wie Elisabeth Gutjahr der nmz mitteilte, sollen Fachleute im September ihre Einschätzungen und Empfehlungen u.a. für die fachliche Ausrichtung und die personelle Ausstattung einer solchen Schwerpunktsetzung in einem Eckpunktepapier formulieren. Dieses soll dann als Diskussionsgrundlage für den Hochschulrat dienen und auch dem Ministerium zur Verfügung gestellt werden.