Franz Müller-Heuser ist tot. Noch im Oktober letzten Jahres wurde ihm die Ehrenpräsidentschaft des Deutschen Musikrats verliehen. Er schien darüber ehrlich überrascht zu sein und freute sich sichtbar über diese Anerkennung seines ehrenamtlichen Engagements. Sein Dank ließ jene Periode seiner langjährigen Amtszeit als Musikrats-präsident nicht aus, über die er auch im Rückblick nicht glücklich sein konnte: Aufdeckung und Bewältigung der Vereinsinsolvenz.
Die Offenheit, mit der er diesen Abschnitt eines jahrzehntelangen Einsatzes für die Musik anging, spricht für seine Art zu agieren und aufzutreten: ehrlich, geradeaus, engagiert. Franz Müller-Heuser ist am 30. Dezember 2010 nach kurzer Krankheit gestorben. Dass man seinen fröhlichen Charakterkopf in Zukunft nicht mehr bei öffentlichen Veranstaltungen, Konzerten und Versammlungen, die er bis zum Schluss unermüdlich besuchte, sehen wird, mag man sich gar nicht vorstellen. Eine Würdigung seines Wirkens von Werner Lohmann lesen Sie in dieser nmz-Ausgabe auf Seite 6.
Franz Müller-Heuser war ein „Ehrenamtler der alten Schule“. Die Art und Weise, wie er seine Ehrenämter, besonders aber das des Musikratspräsidenten (von 1988 bis 2003) gestaltet hat, war eine höchst individuelle. Nicht zuletzt während und nach seiner Amtszeit haben sich die Anforderungen an das Ehrenamt stark verändert: Menschen, die heute über den Hauptberuf hinaus öffentliche Posten einnehmen, müssen, wollen sie etwas bewirken, mit anderen Wassern gewaschen sein: Früher zählte die fachliche Kompetenz und ein „Herz am rechten Fleck“, wie es Franz Müller-Heuser eigen war. Eine gewisse „Hemdsärmeligkeit“ wurde meist durch das Hauptamt kompensiert. Heute kommt ein Vereinsvorstand ohne juristisches und wirtschaftliches Knowhow nicht mehr weit, kommunikative Kompetenz ist ebenso gefragt wie Management-Wissen und politische Versiertheit. Franz Müller-Heuser wurde – das soll hier nicht verschwiegen werden – von der nmz während seiner aktiven Amtszeit manches Mal kritisiert, weil es ihm vermeintlich an Professionalität zu fehlen schien. Er ließ sich das gefallen, suchte das Gespräch – und wurde schließlich zum Freund.
An den Veränderungen, die das Verständnis vom Ehrenamt erlebt, kann man Gutes und Schlechtes finden. Natürlich wünschen wir uns alle Professionalität – auch dort, wo kein Gehalt gezahlt wird. Aber von der durch und durch lauteren, selbstlosen und im Dienste der Sache sich bewegenden Amtsführung, wie sie Ehrenamtler früherer Jahrzehnte zeigten, kann sich mancher Funktionär heute einiges abschneiden. Dass er zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, war für Müller-Heuser sichtlich eine Ehre. Er rechnete diese Auszeichnung nicht auf gegen das, was er zuvor an Arbeitskraft und persönlicher Lebenszeit investiert hatte.
„Wer an den Dingen der Stadt keinen Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.“ So sprach der Athener Perikles etwa 500 vor Chris-
tus über den nicht bezahlten Einsatz des Einzelnen für die Gemeinschaft. In diesem Sinne war Franz Müller-Heuser zwar ein bescheidener, aber ganz und gar nicht stiller Teilhaber am musikalischen Leben in Deutschland.