Jubelnde und johlende Fans am Bühnenrand – das ist ein Bild, das uns vertraut ist. Die Idole stehen auf der Bühne, machen ihre Musik und scheinen einen ungeheuren Spaß dabei zu haben. Der Sänger, der Gitarrist, der Schlagzeuger – sie alle sind „cool“, werden bewundert, „angebetet“, und immer wieder mit tosendem Applaus bedacht. Musik macht gute Stimmung – keine Frage! Diese Erkenntnis nutzen der Schlagzeughersteller Dominik Rehder und die SOS-Kinderdörfer weltweit, um Kindern und Jugendlichen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens gelandet sind, neue Türen aufzustoßen.
Musikalische Jahrestage (7) – 4. April – Weltschlagzeugertag
Strahlende und glückliche Kinderaugen sind keine Selbstverständlichkeit in Zeiten von Kriegen, Klimawandel und Kinderarmut. Hunger, Hitze und Heimatlosigkeit sind Themen, die viele Kinder heutzutage auf unserer Erde treffen und betreffen. Als die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft brauchen sie Hilfe, um mit diesen Problemen fertig zu werden und einen hoffnungsvollen Weg in ihre Zukunft beschreiten zu können. Ihre Zukunft ist unser aller Zukunft!
Glücklicherweise gibt es viele Organisationen, aber auch einzelne Menschen, die sich der Kinder annehmen und ihnen helfen. Zum heutigen Weltschlagzeugertag wollen wir auf eine Aktion der „SOS-Kinderdörfer weltweit“ schauen, die sie gemeinsam mit dem Schlagzeughersteller Dominik Rehder aus Franken durchgeführt haben. Ja, es ist eine Art Werbeaktion, die natürlich auch notwendige Gelder einwerben will, um die Arbeit auf sichere finanzielle Füße zu stellen. Aber es ist auch eine Aktion, die zeigt, was Kinder real brauchen, wie sie darauf reagieren und wie sehr wir alle – nicht nur mit Geld – irgendwie helfen können.
Wie schon die letzten musikalischen Jahrestage haben wir auch diesen bei www.kuriose-feiertage.de gefunden, einem Schatzkästlein von teils nützlichem, teils unnützem Wissen – in jedem Fall einer Plattform, die zum ausgiebigen lustvollen Stöbern einlädt. Neben dem Weltschlagzeugertag sind dort für den 4. April noch der „Tag des Cordon bleu“ in den USA, der „Tag der Burritos“ in den USA, der US-amerikanische „404-Tag“, der „Internationale Tag der Karotte“ und der US-amerikanische „Tag des Vitamin C“ verzeichnet. Wie so oft haben diese Tage aber wohl nichts miteinander zu tun.
Kein Lehrberuf – learning by doing
Fangen wir kurz bei Dominik Rehder an. Er hat eine Ausbildung zum Tischler gemacht. Im ersten Teil seiner Lehre war er eher eine billige Arbeitskraft, die fast ausschließlich Laminat verlegte. Das lag an der speziellen Ausrichtung seines Arbeitgebers, befriedigte Rehder aber nur sehr bedingt. Durch Zufall begegnete er einem anderen Tischler, bei dem er seine Lehre weiterführen und beenden konnte. Seinem zweiten Lehrherrn ist er sehr dankbar, weil er bei ihm alles lernen konnte, was ein Tischler für sein Handwerk so braucht. Dass er nach der Lehre nicht übernommen werden konnte, das wusste er von vornherein.
Nebenher machte Rehder Musik, spielte in einer Band. Sein Traum war es, irgendwann ein eigenes Schlagzeug zu besitzen – eines mit einem „coolen Aussehen“, mit einem „coolen Design“. Also baute er sich selbst eines. Die handwerklichen Grundlagen dafür hatte er. Manches musste er noch ein wenig ausfeilen und durchdenken – so machen es alle, denn Schlagzeughersteller ist kein Lehrberuf. Der langen Rede kurzer Sinn – irgendwann war sein eigenes Schlagzeug fertig. Heute sagte er über diesen ersten Schlagzeugbau mit einem gewissen Stolz: „Damit fing der Wahnsinn an.“
Denn bald schon kamen Freunde und Bekannte auf ihn zu und fragten, ob er ihnen auch so ein cooles Teil bauen würde. Nach der Lehre, mit 20 Jahren, machte er sich selbständig, langsam und Schritt für Schritt. Die erste Werkstatt entstand in der Garage der Oma. Mit 2.500 Euro Startkapital kaufte er eine Fräse, einen Akkuschrauber und ein wenig Material ein. Wenn er ein Schlagzeug gebaut und verkauft hatte, reinvestierte er das Geld für die nächsten Projekte. Nebenbei arbeitete er noch halbe Tage in einem Musikladen als Verkäufer.
Langsam wuchs die Firma, die Anfragen kamen, er zog in eine größere Halle und er etablierte seine Marke – gelegentlich ging auch mal etwas schief, dann musste er wieder aufstehen und weitermachen. Letztlich aber war sein Weg durchweg positiv, von lieben Menschen fördernd begleitet und durch seine qualitativ hochwertigen Produkte von Erfolg gekrönt. Heute baut er „Schlagzeuge nach Maß“ auf denen unter anderem die Schlagzeuger von Bands wie „Royal Republic“, „The Subways“ und The Wombats“ spielen.
Hope Beats – Drums around the world
Als ein Freund ihm von den „SOS-Kinderdörfern weltweit“ und deren Arbeit berichtetet, war er Feuer und Flamme und wollte selbst etwas beisteuern. So hatte er die Welt kennengelernt – durch Menschen, die immer wieder auf ihn geschaut haben, ihm Vertrauen entgegengebracht und ihn gefördert haben. Das wollte er nun einmal ganz selbstverständlich in gleicher Weise weitergeben. So entstand die Aktion „Hope Beats – Drums around the world“, eine fünfteilige Videoserie, in der Rehder in einzelnen Kinderdörfern mit seinen Schlagzeugen besondere musikalische Akzente setzte.
Um es vorwegzunehmen: Ja, man könnte diese fünf Videos auch einfach als „Werbevideos“ abqualifizieren und deshalb ignorieren. Tatsächlich finanzieren sich die SOS-Kinderdörfer weltweit mit Spenden und gehen mit diesen sehr sorgsam um. So sind diese Videos auch eine geniale Art von Rechenschaftsbericht darüber, was in den Einrichtungen mit den Schutzbefohlenen unternommen wird, wie sie betreut, begleitet und gefördert werden. Für Menschen, die diese Kinderdörfer bisher nicht kennen, sind sie ein Zeugnis einer sehr zugewandten Arbeit.
Fünf Kinderheime hat Rehder in den Blick genommen: zwei in Österreich und je eines in Bulgarien, in Nordmazedonien und auf den Philippinen. Die beiden österreichischen Dörfer hat er selbst besucht. Mit den anderen Einrichtungen hat er per Video-Call Kontakt aufgenommen, die dortigen Bedürfnisse erfragt und dann eine spezielle Aktion dafür entwickelt. Seine Motivation umschreibt es so: „Jeder von uns hat eine einzigartige Geschichte. Es ist wichtig zuzuhören und sich gegenseitig zu unterstützen, um gemeinsam zu wachsen.“
Österreich
In das Kinderdorf Seekirchen am Wallersee in Österreich, das in diesem Jahr 60 Jahre alt wird, nimmt Rehder ein ganzes Schlagzeug mit. In Seekirchen leben etwa 60 Kinder und Jugendliche. Dort gibt es sechs Kinderdorf-Familien, 2 Kinder-Wohngruppen, Wohnungen und betreutes Wohnen. In zwei Häusern wohnen seit Kriegsbeginn ukrainische Flüchtlingsfamilien. Mit ihnen bemalt Rehder das neue Schlagzeug und spielt mit ihnen darauf. Es sind ganz normale Kinder – die lachen und Träume haben – nur eben fern der Heimat. Diese „vermeintliche“ Normalität ist die Leistung des SOS Kinderdorfs.
Zwei Mädchen mit ganz normalen Hobbys: Werken und Basteln. Malen. Die eine sagt: „Am liebsten fahre ich in meiner Freizeit Roller-Skates.“ Und die andere ergänzt. „Ja genau, das macht voll Spaß“ – denn ein wenig Deutsch gelernt haben sie schon. Influencerinnen wollen sie später mal werden. Durch das quasi „Rundum-Angebot“ des Kinderdorfes haben sie dazu auch alle Chancen!
Bulgarien
Auch im zweiten Video geht es um ukrainische Flüchtlinge, die in Bulgarien gestrandet sind. Kinder und Jugendliche, die oft auch ohne erwachsene Begleitung geflüchtet sind. In der bulgarischen Gesellschaft ist die Stimmung gegenüber diesen Flüchtlingen geteilt: die einen unterstützen sie, die anderen befürworten aufgrund der historischen Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland die russische Politik. Die Kinderdörfer vor Ort unterstützen die Pflegefamilien bei Behördengängen und Arztbesuchen und stellen Gelder für medizinische Behandlungen und etwa Gebühren für die Anmeldung bei Sportvereinen zur Verfügung.
Auch wenn Tamburine nicht zu Rehders Kerngeschäft gehören, so kann er sie natürlich bauen, sind sie doch so etwas wie Trommeln im handlichen Kleinformat. In einem Video-Call hatte ihm ein ukrainisches Kind erzählt, dass sie viel Musik machen: „Unsere Familie mag Musik, weil wir uns damit besser fühlen, Spaß haben.“ und „Musik hilft uns, sie hilft uns, unsere Laune zu verbessern und uns glücklich zu machen.“ Die Tamburine kommen gut an und geben den Kindern die Möglichkeit, bei der Musik aktiv mitzumachen.
Philippinen
Auf den Philippinen unterstützen die SOS-Kinderdörfer weltweit fast 10.000 Menschen. Etwa ¼ der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. In den acht Kinderdörfern leben etwa 1000 Kinder und Jugendliche. Daneben gibt es von SOS noch Kindergärten, Schulen und acht Familienzentren. Auch wenn viele die Philippinen mit Gedanken an schöne Strände, leckeres Essen und freundliche Menschen verbinden, so sind sie doch das am stärksten vom Klimawandel betroffene Land weltweit. Steigende Temperaturen führen zu massiven gesundheitlichen Einschränkungen bis hin zum Tod. Die Grundnahrungsmittel Reis und Zwiebeln werden immer teurer und sind oft nicht mehr erschwinglich.
In die Philippinen hat Rehder einen Satz an Cajons geschickt – aber nur als vorgefertigten Bausatz. Im Video-Call hatte er gelernt, dass die Kinder durch Musik „ihren Emotionen freien Lauf lassen“ können. Das will unterstützen Rehder – keine Frage. Aber er möchte auch zeigen, dass man durch eigener Hände Arbeit etwas schaffen kann – in Deutschland würde man vielleicht sagen: „Handwerk hat goldenen Boden“, aber das schießt über das Ziel hinaus. Rehder möchte motivieren, neugierig machen und Menschen aktivieren, letztlich zum Nachmachen animieren. „Handwerk bietet tolle Perspektiven für jeden, etwas zu bewerkstelligen“, sagt Rehder.
Nordmazedonien
Nach Nordmazedonien schickt Rehder wieder etwas aus seinem Kerngeschäft: Snare-Drums. Sie sind seiner Meinung nach „Mittelpunkt und Herzschlag eines jeden Schlagzeugs und auch der traditionellen Musik“. In Nordmazedonien lebt etwa 1⁄3 der Bevölkerung in Armut, für viele Kinder gibt es keinen Zugang zur Bildung. Die Preise im Land steigen, die Löhne stagnieren. Nach einem Video-Call weiß Rehder, dass die Kinder und Jugendlichen dort viel „regionale“ Musik hören. Mit seinen Snare-Drums will er diese klanglich ein wenig aufpeppen und versuchen ein wenig für „Weltmusik“ zu begeistern.
Noch einmal Österreich
Zuletzt besucht Rehder noch das Clearing-House in der Nähe von Salzburg. Hier werden Jugendliche aufgenommen, deren „Status“ noch abgeklärt werden muss. Hier geht es um die Frage nach Asylverfahren, Bildung (Sprache!), Gesundheit und Lebensumständen. Rehder bringt vorbereitete Trommelkessel mit, von denen jeder Jugendliche einen nach seinem Geschmack bemalen und gestalten darf. Tolle Ergebnisse entstehen hier – und hernach bekommen die Trommeln noch einen Rahmen und ein Trommelfell – und dann gibt es eine große Jam-Session.
Eine kleine Begebenheit am Rande berührt besonders: all dieses vermeintlich „menschliche Strandgut“ ist nämlich genauso normal wie alle anderen Menschen auch. Sie haben ihre Hoffnungen, ihre Wünsche, ihre Träume. Sie haben eine Vergangenheit, die durch Kriege und Umweltkrisen zerstört wurde. Und dieses beweist in besonderer Weise einer der armenischen Jugendlichen. Er holt bei der Jam-Session sein eigenes Musikinstrument aus der Tasche, ein Schatz, der ihn auf der Flucht begleitet hat: eine Duduk, ein typisch armenisches Doppelrohrblattinstrument. Damit leistet er seinen Beitrag zur Jam-Session und lässt fröhliche Töne der Hoffnung erklingen.
Ja, eindeutig: die fünf Videos, die Rehder und die SOS-Kinderdörfer weltweit produziert haben, sind Werbefilme. Werbefilme für Menschlichkeit und Zuwendung, eine bessere, „heile“, Welt. Sie sind Werbefilme für Rehders Motto: „Die Kraft der Musik kann die Herzen berühren und den Zusammenhalt stärken, denn nur in der Gemeinschaft ist man stark und kann vieles bewirken.“ Sie sind Werbefilme für alle, die sich irgendwo auf dieser Welt mit ihren sehr eigenen Gaben einbringen könnten, um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Es sind Werbefilme für unsere Herzen!
Die Videos der Aktion „Hope Beats – Drums around the world“:
- Folge 1: Dominik baut ein Schlagzeug für ukrainische Kinder aus dem SOS-Kinderdorf
- Folge 2: Dominik baut Tamburine für ukrainische Kinder im SOS-Kinderdorf Bulgarien
- Folge 3: Dominik baut Cajons für Kinder im SOS-Kinderdorf auf den Philippinen
- Folge 4: Dominik baut Snare-Drums für die SOS-Kinderdörfer Nordmazedonien
- Folge 5: Dominik musiziert mit jugendlichen Flüchtlingen im Clearing-House Salzburg
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