Neue Filme auf nmzMedia: Fazil Say, Gerhard Stäbler und die Musikhochschule Hannover – Jazz mit Rupert Hörbst – Mittelkürzungen gefährden kulturelle Substanz – Gorny in SPD-Medienkommission berufen
Neue Filme auf nmzMedia
Fazil Say, Gerhard Stäbler und die Musikhochschule Hannover
Nach zahlreichen Videoblogs live vom Projekt „Sounding D“ oder von den Donaueschinger Musiktagen hat nmzMedia auch im vergangenen Monat wieder eine Reihe von Filmen zu verschiedensten Musikthemen produziert. So stellt die Musikhochschule Hannover in einem Imagefilm ihren „Fächerübergreifenden Bachelor“ als Grundstudium für zukünftige Schulmusiker vor. In einer kurzen Reportage berichten wir über Gerhard Stäblers Werk „Chronosphères“, das in Aschaffenburg mit dem JugendEnsembleNeueMusik zur Aufführung kam. Außerdem setzt sich die Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus Berlin fort. In der Reihe „Konzerthaus live" steht diesmal der Komponist und Pianist Fazil Say im Fokus, der in der aktuellen Saison „Artist in Residence“ ist (siehe unser Bild. Foto: Jörg Lohner). Der nächste Beitrag wird Anfang Dezember zu sehen sein – dann geht's um die Veranstaltungsreihe „2 x hören“ im Berliner Konzerthaus: Durch zweimaliges Hören eines zeitgenössischen Werks – unterbrochen durch eine „sinnlich unterhaltsame Analyse“ – sollen Berührungsängste mit Neuer Musik abgebaut werden. www.nmzmedia.de
Jazz mit Rupert Hörbst
„Dad‘s Jazz“: Unter diesem Titel hat nmz-Cartoonist Rupert Hörbst (siehe Seite 12) einen Band mit Jazz-Karikaturen veröffentlicht. Musikerlegenden von Louis Armstrong bis Joe Zawinul sind dort ebenso liebevoll porträtiert wie einschlägige Standards aus dem American Songbook, wo es etwa auf der „Sunny Side of the Street“ für einen Straßenmusiker Blumentöpfe regnet. Besondere Beachtung verdient außerdem die Rubrik „Jazz before Jazz was born“, die ein ganz neues Licht auf die his-torische Genese des Genres wirft… (Rupert Hörbst: „Dad‘s Jazz“. Advance Music, 60 Seiten, ISBN 978-3-89221-117-7, € 14,90)
Mittelkürzungen gefährden kulturelle Substanz
Mitte Dezember werden die Abgeordneten des Sächsischen Landtages über den Doppelhaushalt 2011/12 abstimmen. Die damit zusammenhängende geplante Novellierung des Sächsischen Kulturraumgesetzes hat bereits im Vorfeld die Wogen hochschlagen lassen. Gegen die geplanten Kürzungen bei den Landeszuschüssen für kommunale Kultureinrichtungen wurde landesweit protes-tiert. Leipzigs Oberbürgermeister ließ ein Gutachten erstellen, das die Novellierung als nicht verfassungsgemäß einstuft. Zudem wurden Unterschriftenlisten, Sonderkonzerte, eine Petition sowie Demonstrationen in Leipzig, Dresden, Plauen, Radebeul oder Zwickau organisiert. All diese Aktionen haben ihren Zweck nicht verfehlt. Die ursprünglich beabsichtigten Kürzungen – die nmz berichtete in ihrer November-Ausgabe – wurden von der Regierungskoalition am 2. November, kurz vor der Dresdner Großdemonstration der Jugend-, Kultur- und Sozialverbände, korrigiert. Für die Kulturräume ist nunmehr eine Belastung von „nur“ 3 Millionen Euro anstatt der ursprünglichen geplanten 7,6 Millionen vorgesehen.
Auch die Kürzungspläne der Landesmittel für sächsische Musikschulen wurden nach intensiver Diskussion über den Stellenwert der Musikschulen in der Kultur- und Bildungslandschaft Sachsens weitgehend zurückgenommen. Die angekündigte Kürzung von 5 Millionen Euro auf 3,5 Millionen wurde deutlich abgemildert. Jetzt erhalten die Gemeinden stattdessen 4,8 Millionen Euro für ihre Musikschulen. Als wäre die Kürzung bereits beschlossene Sache, beschönigt die CDU/FDP Fraktion ihre Korrektur: „Die geplanten Zuwendungen für Musikschulen werden von jährlich 3,5 Millionen Euro auf jährlich 4,8 Millionen Euro angehoben“. De facto werden aber 200.000 Euro gestrichen. In der sächsischen Theater- und Orchesterszene wird bereits seit Jahren erheblicher Vergütungsverzicht zur Sicherung der Häuser geleistet. Eine Kürzung von drei Millionen führt in den Kulturräumen zwangsläufig zu Sparten- und Standortschließungen. Und auch der Verzicht auf 200.000 Euro wird an den sächsischen Musikschulen nicht spurlos vorübergehen. Die betroffenen Institutionen können sich mit den abgemilderten Sparauflagen nicht zufriedengeben und kämpfen weiter für die vollständige Rücknahme der geplanten Sparauflagen. Das Kulturraumgesetz sollte ursprünglich die kulturelle Substanz im Freistaat schützen. Eine Novellierung könnte ihr die Luft zum Atmen nehmen. www.openpetition.de/petition/zeichnen/kulturraumgesetz-sachsen
Gorny in SPD-Medienkommission berufen
Für die CDU sitzt Dieter Gorny als Sachverständiger in der Internet-Enquete-Kommission des Bundestages. Die SPD hat ihn nun in ihre Medienkommission berufen. So dicht war der Bundesverband Musikindustrie, dessen Vorstandsvorsitzender Gorny ist, wohl noch nie in die Politik eingebunden. Von Lobbyismus mag man da schon gar nicht mehr sprechen.
„Mit Dieter Gorny hat die Medienkommission einen Berater und Experten aus der Kreativwirtschaft gewinnen können, der der Kommission wichtige Impulse für die Arbeit bei den Themen Content, Medien und Digitalisierung geben wird,“ so der Vorsitzende der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand, Marc Jan Eumann, in der Pressemeldung.
Dass Dieter Gorny ganz sicherlich über viele Erfahrungen im Bereich der Medien verfügt, braucht man nicht eigens betonen. Er kann auf eine musikalische Ausbildung verweisen, einen Fernsehsender, den er als Geschäftsführer leitete, er sitzt im Deutschen Musikrat und so weiter. Das alles hat er drauf, das alles kann er. Ganz sicher ist er eines jedoch nicht: unabhängig.
Welche Impulse kann so die Medienkommission der SPD erhalten? Impulse aus dem Herzen der Musikindustrie, alles andere wäre überraschend. mh