Neues von den Berliner Festspielen +++ Geballte Frauenpower auf Arte +++ Deutscher Musikwettbewerb +++ Prix Staehelin +++ YEAH-Finalisten +++ Semperoper Edition Vol. 2 vorgestellt +++ Komponistenwerkstatt beim Evangelischen Kirchentag +++ Komponistenverband mit neuen Strukturen
Neues von den Berliner Festspielen
Mit einem Jubiläumsfest am 27. August ab 16 Uhr eröffnen die Berliner Festspiele die neue Kultursaison. Anlass ist das 60-jährige Jubiläum der Festspiele, sowie das 10-jährige Jubiläum der künstlerischen Leitung Joachim Sartorius‘ und des Hauses der Berliner Festspiele, verbunden mit dem Abschluss der umfassenden Modernisierungsarbeiten des Hauses.
Die frühere Freie Volksbühne wurde von Fritz Bornemann im Stil der 60er-Jahre erbaut und 1963 von Willy Brandt und dem ersten Intendanten Erwin Piscator eröffnet. Seit der Gründung im Jahr 1951 haben die Berliner Festspiele das kulturelle Leben der Stadt mitgeprägt.
Am Festprogramm beteiligen sich unter anderem die Tanzcompany MAU des samoanischen Choreografen Lemi Ponifasio, das „Capital Dance Orchestra“ mit den Sängern Lisa Bassenge und Simon Marlow sowie die Jazzmusiker Nils Landgren und Kalle Kalima. Das Herzstück der Feier ist der Festakt mit verschiedenen Ansprachen und einem Musikprogramm der musikFabrik.
Vom 2. bis 20. September findet das „musikfest berlin 2011“ statt. Das internationale Orchesterfestival wird von den Berliner Festspielen in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker veranstaltet. Bei den mehr als 25 Veranstaltungen sind über 75 Werke von 35 Komponisten zu erleben. Das Festival beginnt mit der Musik von Franz Liszt und Werken von Komponisten, die in dieser Tradition stehen, zum Beispiel Ferruccio Busonis Klavierkonzert. Das Finale des Festivals gipfelt in großen vokalen Werken: Gustav Mahlers „Symphonie der Tausend“ und Luigi Nonos „Prometeo“. Im Zentrum des Festivalprogramms steht dieses Jahr die Musik des Komponisten Wolfgang Rihm.
Anlässlich seines 75. Geburtstages wird Hans Zenders Gesamtzyklus „Logos-Fragmente“ vom SWR Sinfonieorchester und dem SWR Vokalensemble Stuttgart unter der Leitung von Emilio Pomárico uraufgeführt.
Der künftige Intendant der Berliner Festspiele, Thomas Oberender, hat sein neues künstlerisches Team vorgestellt. Die MaerzMusik wird weiterhin von Matthias Osterwold und das musikfest berlin von Dr. Winrich Hopp kuratiert. Dr. Christina Schulz bleibt die Leiterin der drei Jugendfestivals unter dem Dach der Berliner Festspiele (Theatertreffen der Jugend, Treffen Junge Musik-Szene, Treffen Junger Autoren).
Für die Musik ändert sich eine Position: Die künstlerische Leitung für das JazzFest übernimmt der freie Autor und Jazzjournalist Bert Noglik in der Nachfolge von Nils Landgren. Noglik, geboren 1948 in Leipzig, ist freier Autor mit dem Themenschwerpunkt Jazz und improvisierte Musik. Er konzipierte und leitete Veranstaltungsreihen, Jazzfestivals und musikalisch-szenische Projekte. Von 1992 bis 2007 war er künstlerischer Leiter der Leipziger Jazztage, von 1999 bis 2007 verantwortlich für die Reihe „Musik-Zeit“. Bert Noglik arbeitet kontinuierlich für ARD-Rundfunkanstalten und den Deutschlandfunk.
Geballte Frauenpower auf Arte
Auf Arte regieren in diesem Sommer starke Frauen und Pop-Queens: Der „Summer of Girls“ zollt Frauen Tribut, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten Musikgeschichte geschrieben haben: von Aretha Franklin bis Madonna, von Barbra Streisand bis Kylie Minogue. Durch das Programm führt die Sängerin und Frontfrau von „Wir sind Helden“, Judith Holofernes. Jeder der „Girls“-Abende soll dabei einen anderen Aspekt thematisieren. Zum Auftakt am 5. Juli etwa heißt es „Girl’s Band“: Eine Dokumentation illustriert, wie Frauenbands die Musikszene eroberten und erobern. Dass Groupies nicht immer nur Groupies waren, davon erzählt der Themenabend „Rock Angels“, „Icons und Idols“ schlägt einen weiten Bogen vom ersten weiblichen Rock-Superstar Janis Joplin bis hin zum Debüt-Album der Londoner Sängerin und Gitarristin Anna Calvi. Zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr stehen auch an den Musikabenden Spielfilme auf dem Programm. Weitere Infos unter www.arte.tv/summer
Deutscher Musikwettbewerb
Den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in Höhe von je 5.000 Euro erhalten die aus China stammende Pianistin Miao Huang und der schwedische Posaunist Lars Karlin. Der Kammermusikpreis von 16.000 Euro ging an das Bläserensemble Trombone Unit Hannover mit Frederic Belli, Mateusz Dwulecki, Lars Karlin, Angelos Kritikos und Michael Zühl, Alt-/Tenorposaunen, Mateusz Sczendzina, Tenorposaune sowie Hannes Dietrich und Tomer Maschkowski, Bassposaunen. Der Preis beinhaltet die Aufnahme in die Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler. Der Preis der Philharmonie Essen in Höhe von insgesamt 5.000 Euro geht jeweils zur Hälfte an Benjamin Scheuer für die Komposition „Nachklänge (Wie eine Trauermusik)“ für Bläserquintett und Julian Lembke für die Komposition „Dort Dort! Auch d e r träumte“ für Setup-Solo.
Prix Staehelin
Der diesjährige Prix Staehelin des Schweizer Tonkünstlervereins wird dem Komponisten Hans Wüthrich am 1. Oktober 2011 anlässlich des 111. Tonkünstlerfestes in Freiburg verliehen. Von ihm erschien zuletzt bei Hug die Komposition „Kommunikationsspiele“.
YEAH-Finalisten
Die Finalisten des YEAH! Young EARopean Award stehen fest: 15 Projekte aus 10 verschiedenen europäischen Ländern haben es in die Endrunde geschafft. Insgesamt 170 Projekte waren für den Wettbewerb eingereicht und von einer Vorjury gesichtet worden. Dieses Votum wird nun der Hauptjury weitergereicht, die im Juli vier Preisträger kürt. Die Preisverleihung findet am 19. November im Rahmen des YEAH! Festivals in Osnabrück statt. Die 15 Finalisten, die aus 10 verschiedenen Ländern stammen, zeigen einen repräsentativen Querschnitt durch die Projektlandschaft in Europa und stehen beispielhaft für die Lebendigkeit und Kreativität des gegenwärtigen Musiklebens. „Ein toller Überblick“, wie Jurymitglied Dr. Christoph Becher (Elbphilharmonie-Konzerte) im Anschluss an die Sitzung feststellt. Bemerkenswert sei außerdem das durchweg hohe Niveau der Einreichungen. Insgesamt 15 Projekte werden nun weitergeleitet an die Hauptjury, die im Juli über die vier Gewinner entscheidet. In der Hauptkategorie „Performance“ wurden 10 Kandidaten nominiert. Gesucht sind in dieser Sparte aufführungsbezogene Formate. Dabei reicht das Spektrum von Konzerten für Kinder bis hin zu kreativen Performances für junge Erwachsene. In der Kategorie „Process“ werden 5 Projekte weitergeleitet. Zumeist handelt es sich um unterschiedliche angelegte Workshopformate mit abschließender Präsentation, mit dabei sind aber auch groß angelegte Community-Projekte.
Mit dem YEAH! Festival vom 13. bis 20. November wird Osnabrück zur Hochburg der Musikvermittlung. Künstler und Programme aus ganz Europa bespielen die Bühnen und Häuser der Stadt. Eine Liste der nominierten Bewerber finden Sie im Internet unter www.yeah-award.com
Erlebte Dresdner Opernzeit
Semperoper Edition Vol. 2 vorgestellt
Als Pressekonferenz war die Vorstellung von Volume 2 der Semperoper Edition annonciert, aber es wurde eine bewegende Matinee daraus. Denn Projektleiter Steffen Lieberwirth, Chefproduzent des Mitteldeutschen Rundfunks, fesselte nicht nur mit der Beschreibung seiner beinahe schon kriminalistischen Spürarbeit bei der Rekonstruktion der Aufnahmen von Beethovens „Fidelio“ aus dem Jahr 1948, der ersten Premiere, die im rekonstruierten „Großen Haus“ der Sächsischen Staatstheater stattfand. Bis 1985, dem Jahr der Wiedereröffnung der Semperoper, sollte das einzige Dresdner Theater, dass dem Bombenangriff vom 13. Februar 1945 nicht vollständig zum Opfer fiel, gemeinsame Spielstätte für die Sparten Schauspiel und Oper sein.
Lieberwirth (rechts im Bild mit Intendantin Ulrike Hessler und Labelchef Günter Hänssler. Foto: Matthias Creutziger) hatte zur Pressekonferenz auch Kinder der damaligen Protagonisten Elfride Trötschel, Christel Goltz und Joseph Keilberth eingeladen, deren lebhafte Schilderungen mit dazu beitrugen, anschaulich zu machen, was diese Inszenierung in der Nachkriegszeit für die Dresdner bedeutet hatte. Das Wiederaufgreifen ihrer kulturellen Traditionen stellte einen wichtigen Teil einer „Heilung“ der Bevölkerung von den Bomben- und Kriegstraumata dar.
Semperoper-Intendantin Ulrike Hessler hob die Bedeutung der Ton- und Filmdokumente für ein geschichtsträchtiges Haus wie das Dresdner hervor, das von Namen wie Busch, Furtwängler und Keilberth geprägt worden sei. Das Ziel des Projekts Semperoper Edition ist es, die musikalische Geschichte des Dresdner Opernhauses mit seinen Sängern und Inszenierungen im 20. Jahrhundert in Musik und Bild zu dokumentieren. Auf die erste – bereits mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnete – Edition „Gott, welch Dunkel hier“ folgt nun Volume 2 mit Beethovens „Fidelio“ (beide Edition Günter Hänssler).
Lieberwirth und sein Team haben mit Akribie die Aufnahmen restauriert, die hauptsächlich als Radio-Livemitschnitt der Festaufführung zur Eröffnung des Großen Hauses 1948 erhalten war, und zwar verteilt über die Archive einiger Landesrundfunkanstalten sowie des ORF. Unerlässlicher Partner für solche Projekte sind dann auch Archive wie das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA), die DEFA-Stiftung, aber auch die Sächsische Landesbibliothek und das historische Archiv der Semperoper. Die neue Volume 2 der Edition Semperoper bietet neben dem erstmals veröffentlichten Mitschnitt eine DVD mit dem Dokumentarfilm „Mir ist so wunderbar“ mit Zeitzeugenberichten der Sopranistin Lisa Otto, des Konzertmeisters der Staatskapelle Reinhard Ulbricht, der MDR-Rundfunksprecherin Christa Klose und des Tonmeisters der Rundfunkübertragung Gerhard Steinke. Ein Beiheft mit über 170 Seiten stellt mit zahlreichen und Originaldokumenten ein Kompendium für den geschichtsinteressierten Opernliebhaber dar. ak
Komponistenwerkstatt beim Evangelischen Kirchentag
Noch nie hatte es bei 32 vorausgehenden Evangelischen Kirchentagen eine „Komponistenwerkstatt“ gegeben, eigentlich verwunderlich angesichts der immensen Bedeutung, die der jeweils aktuellen Kirchenmusik seit Martin Luther zukommt. So war das dreitägige Treffen von Komponisten überwiegend der sogenannten Ernsten Musik mit geistlichem Hintergrund in Dresden vom 2. bis 4. Juni 2011 eine längst überfällige Premiere.Die Idee dazu hatte der 1960 geborene Komponist Matthias Drude, Professor für Musiktheorie an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden. 19 Komponisten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus Baden-Württemberg, Hessen und NRW waren der über den Deutschen Komponistenverband und über die Landeskirchenmusikdirektoren versandten Einladung gefolgt und hatten sich zu einer 30-minütigen Präsentation, bestehend aus Vortrag, Klangbeispiel und Diskussion, angemeldet. Als positives Fazit bleibt, dass es zu in einem guten, kollegialen Geist geführten und von einem hohen Niveau geprägten Gesprächen kam über Fragen wie z.B. der geschichtliche Entwicklung der Kirchenmusik in den letzten 50 Jahren und eines spezifischen Sakralstils, der sich von weltlicher Musik unterscheidet. md
Komponistenverband mit neuen Strukturen
Auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung in München hat der Deutsche Komponistenverband (DKV) beschlossen, seine Arbeit zukünftig strukturell neu aufzustellen. Ziel ist es, den sich verändernden Anforderungen an die Interessenvertretung der Komponisten und der zunehmenden Ausdifferenzierung des Berufsbilds Rechnung zu tragen. Zusätzlich zur horizontalen Vernetzung des Verbandes durch die Landesverbände soll es nun auch eine vertikale Vernetzung durch die Einrichtung von Fachgruppen geben. Diese Fachgruppen werden wiederum im Vorstand des DKV verankert sein. DKV-Vizepräsident Lothar Vogtländer erklärt das Modell: „Das Dach, das alle Komponisten eint, soll und muss der DKV bleiben. Respekt und Toleranz gegenüber den Leistungen aller Musikautoren soll auch künftig die Maxime des Verbandes sein. Durch die Fachgruppenarbeit sollen künftig die Interessen der einzelnen Berufsgruppen wie Film-, E-Musik und Rock/Pop effektiver auf den Punkt gebracht und wahrgenommen werden. Der DKV wird durch diese Strukturreform sowohl ganzheitlich als auch in der Vielfalt des Berufsbildes ‚Komponist‘ eine neue Dynamik entfalten können.“
Mit der Einrichtung von Fachgruppen unter dem Dach des DKV reagiert der Verband auch auf die gegenwärtige internationale Struktur, die ebenfalls eine Unterteilung des Dachverbandes „European Composer and Songwriter Alliance (ECSA)“ nach Genres vorsieht. Gast auf der Mitgliederversammlung war Patrick Ager, Generalsekretär der ECSA, der über die Arbeit der europäischen Dachorganisation berichtete. Dabei ging es in erster Linie um die Interessenvertretung aller europäischen Komponisten in Brüssel und Straßburg.
Nähere Informationen finden Sie im Internet unter folgender Adresse: www.komponistenverband.de